LNG-Terminal in Stade kostet täglich 200.000 Euro und bleibt weiter ungenutzt

Mitten in der Energiekrise beschloss die Bundesregierung gemeinsam mit dem Land Niedersachsen, kurzfristig Flüssigerdgas-Terminals an der Nordseeküste zu errichten. Eines davon liegt in Stade. Doch seit zwei Jahren ist kein einziger Kubikmeter Gas durch diese Anlage geflossen. Trotzdem entstehen täglich Kosten von rund 200.000 Euro. Der politische Streit darüber nimmt Fahrt auf (noz: 10.04.25).


Kritik von AfD und Umweltverbänden

Sowohl die AfD als auch Umweltorganisationen kritisieren das Projekt scharf. Während die einen auf wirtschaftliche Fehlentscheidungen hinweisen, warnen die anderen vor ökologischen Belastungen. Im Fokus steht dabei das sogenannte „Deutschlandtempo“, ein Begriff, den Kanzler Olaf Scholz selbst erfand, um das rasche Handeln beim Aufbau der LNG-Infrastruktur zu loben.

LNG-Terminal in Stade verursacht täglich hohe Kosten, obwohl es nicht genutzt wird. AfD und Umweltschützer kritisieren Verschwendung
LNG-Terminal in Stade verursacht täglich hohe Kosten, obwohl es nicht genutzt wird. AfD und Umweltschützer kritisieren Verschwendung

Nach dem Wegfall russischer Gaslieferungen galt Geschwindigkeit als oberstes Ziel. Stade sollte möglichst schnell Flüssigerdgas anlanden, um eine drohende Gasmangellage abzuwenden. Dabei geriet allerdings in Vergessenheit, dass stationäre LNG-Terminals technisch zwar nachhaltiger wären, aber längere Bauzeiten benötigen.

Terminal ohne Funktion – hohe Kosten bleiben

Um Zeit zu sparen, entschied sich der Bund gegen eine feste Hafeninfrastruktur. Stattdessen entstand die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET), die ein schwimmendes Terminal anmietete – für ganze zehn Jahre. Das Schiff „Energos Force“ liegt seit März 2024 im Hafen von Stade. Allerdings hat es seitdem keine einzige Gaslieferung entgegengenommen.

Die Mietkosten laufen jedoch unvermindert weiter. 200.000 Euro pro Tag schlagen zu Buche. Über zehn Jahre hinweg summiert sich das auf rund 730 Millionen Euro – ohne dass bislang irgendein Nutzen entstanden ist. Diese Zahlen rufen nicht nur politische Gegner auf den Plan, sondern auch die Steuerzahler-Initiative und lokale Bürgerbündnisse.

Umweltpolitische Einwände

Naturschützer kritisieren nicht nur die Verschwendung öffentlicher Mittel, sondern auch die symbolische Fehlentwicklung in der Energiepolitik. Der Bau eines LNG-Terminals suggeriere eine langfristige Bindung an fossile Energien, obwohl der Ausbau erneuerbarer Quellen gefördert werden müsste. Ein Sprecher des BUND erklärte: „Ein schwimmendes Terminal mitten im Elbeästuar macht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn.“

Hinzu kommen Risiken für die heimische Flora und Fauna. Flüssiggas muss stark heruntergekühlt werden, was zu Wärmeveränderungen im Wasser führen kann. In einem sensiblen Mündungsbereich wie der Elbe könnten solche Effekte weitreichende Folgen für das ökologische Gleichgewicht haben.


Politisches Nachspiel in Niedersachsen

Die AfD fordert eine sofortige Auflösung des Mietvertrags. Aus ihrer Sicht zeige sich in Stade exemplarisch, wie Steuergelder ohne Kontrolle verpuffen. In einer Stellungnahme heißt es: „Ein Projekt, das von Anfang an schlecht geplant war, darf nicht weiter aufrechterhalten werden.“

Auch im niedersächsischen Landtag mehren sich kritische Stimmen. Vertreter der Opposition verlangen Aufklärung über die Entscheidungsprozesse und fordern eine umfassende Überprüfung der Wirtschaftlichkeit. Selbst innerhalb der Regierungsfraktionen wächst der Druck. Einige Abgeordnete fordern bereits eine Neuausrichtung der LNG-Strategie.

Inzwischen hat das Bundeswirtschaftsministerium signalisiert, dass der Standort Stade möglicherweise nie Gas importieren werde. Dies wirft die Frage auf, warum die Mietverträge dennoch weiterlaufen. Die anhaltende Untätigkeit droht nicht nur das Vertrauen der Bürger zu untergraben, sondern auch den gesamten Kurs der Energiewende zu beschädigen.

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Zuletzt aktualisiert am Januar 14, 2025 um 21:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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