Die EU muss ihre Gasvorräte sichern. Dazu überbieten europäische Einkäufer jeden anderen potenziellen Käufer am Markt für Flüssiggas (LNG). Die Preise explodieren deshalb geradezu. Mittlerweile machen US-Unternehmen 150 Millionen Dollar Gewinn pro Flüssiggas-Tanker. Auch deshalb müssen die privaten Haushalte Rekordpreise für Gas bezahlen.
Der Ankauf von US-amerikanischem Flüssiggas (LNG) wirft sagenhafte Profite für die Lieferanten ab. Letztendlich werden die Kosten auf die europäischen Verbraucher abgewälzt, denn die Preise für LNG steigen durch den Verdrängungswettbewerb immer weiter.
Europa zahlt jeden Preis für Flüssiggas
Nach Einschätzung des Wirtschaftsmagazins Fortune zahlt Europa mittlerweile jeden Preis, um an das benötigte Gas zu kommen. Die Preise werden in der EU vollumfänglich an die privaten Haushalte und Unternehmen weitergereicht. Fortune schreibt, dass Europa bereit, sei, die Heizkosten für alle Bürger weiter in die Höhe zu treiben, um die Versorgung mit Erdgas für den kommenden Winter zu sichern.
Ein verantwortlicher EU-Beamter hat bestätigt, dass der Plan, sich einen größeren Anteil am weltweiten Wettlauf um Flüssigerdgas zu sichern, indem man jeden Preis überbiete, funktionieren würde. Leidtragende sind viele Länder in Asien, die bei der Preisrallye nicht mehr zum Zuge kommen. Die EU-Staaten haben laut Fortune in den vergangenen Monaten 21 Milliarden Kubikmeter aus den globalen LNG-Beständen zugekauft.
Amerikanische Unternehmen machen 150 Millionen Dollar Gewinn pro Tanker
Durch den angezettelten Preiskrieg könnten in diesem Winter die Gaspreise um weitere 60 Prozent auf mehr als 4.000 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter steigen. Davon profitieren in erster Linie amerikanische Lieferanten. Der Energieexperte Laurent Segalen sagte dem Business Insider (BI), dass Unternehmen in den USA ein großes Schiff füllen und es für rund 60 Millionen Dollar (etwa 59 Millionen Euro) über den Atlantik schicken (businessinsider: 17.08.22). Die Ladung wird dann in Europa rund 275 Millionen Dollar (knapp 270 Millionen Euro)verkauft. „Wir reden hier nicht über eine Marge. Es geht um einen Multiplikator. Alles in allem ist es verrückt“, sagte Segalen. Der Leiter der Flüssigerdgas-Analyse bei Vortexa, Felix Booth, geht davon aus, dass die Unternehmen bei jeder Lieferung rund 150 Millionen Dollar (knapp 147 Millionen Euro) verdienen. „Es ist eine unglaubliche Arbitrage, die im Moment möglich ist“, so Booth.
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