Wo eigentlich Hightech entstehen sollte, wächst nun wieder Getreide. Das für eine Chipfabrik vorgesehene Gelände bei Magdeburg liegt brach. Statt Bauarbeiten bestimmen Traktorengeräusche das Bild. Intel hat die Fläche überraschend freigegeben. Ein Landwirt bewirtschaftet das Areal – ein unübersehbares Symbol für den Stillstand eines der ambitioniertesten Industrieprojekte in Deutschland (focus: 16.04.25).
Rückkehr zur Landwirtschaft
Das US-Unternehmen beauftragte die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt, eine sinnvolle Nutzung der brachliegenden Flächen zu organisieren. Diese übergab die Bewirtschaftung an einen regionalen Bauern. Konkrete Vorgaben fehlten, lediglich ein Maisgürtel soll verhindern, dass Feldhamster die Felder erneut besiedeln.

„Während unser Projekt auf dem Eulenberg pausiert ist, entschieden wir, dass dies die am besten geeignete Nutzung für das Land war“, erklärte Unternehmenssprecherin Marie-Kristin Mehlitz. Die geplante Fertigung ruht, doch die Äcker liefern wieder Ertrag. Das Gelände, einst als Zukunftsstandort gefeiert, kehrt vorerst zur Vergangenheit zurück.
Milliardenprojekt ohne Fortschritt
Intel plant, auf dem rund 400 Hektar großen Areal mehrere Werke zur Fertigung hochmoderner Mikrochips zu errichten. Die angekündigte Investitionssumme liegt bei 30 Milliarden Euro. Doch statt Baumaschinen und Fundamenten sieht man nun Ackerfurchen. Interne wirtschaftliche Schwierigkeiten bremsen das Vorhaben aus.
Bereits im September vorigen Jahres kündigte der Konzern eine zweijährige Verzögerung an. Seither herrscht Stillstand. Der neue CEO, der im März vorgestellt wurde, hat bisher keine klare Richtung für den Magdeburger Standort erkennen lassen. Die Region wartet – doch konkrete Schritte bleiben aus.
Symbol für verlorenes Vertrauen
Ein Traktor auf dem Chipfabrik-Gelände wirkt wie ein Denkmal für geplatzte Hoffnungen. Die Szenerie verdeutlicht, wie fragil selbst milliardenschwere Industrieprojekte sein können. Förderzusagen, politische Unterstützung und Standortvorteile reichten offenbar nicht, um wirtschaftliche Unsicherheiten zu kompensieren.
Die Stiftung Kulturlandschaft stellt sich auf flexible Übergangsnutzungen ein. Sollte Intel den Bau wieder aufnehmen, könne man rasch reagieren. Doch derzeit überwiegt das Bild einer Region, die in Vorleistung gegangen ist – während der Konzern andere Prioritäten setzt.
Eulenberg bleibt ein leeres Versprechen
Die Rückgabe des Geländes an die Landwirtschaft trifft eine Region, die auf wirtschaftlichen Aufschwung durch Technologieproduktion gesetzt hat. Das Projekt galt als Hoffnungsträger für Ostdeutschland. Nun steht es sinnbildlich für Unsicherheit und Verzögerung.
Der Mais am Feldrand schützt vor Hamstern, doch nichts schützt vor der Enttäuschung über die Entwicklung. Monat für Monat vergeht ohne sichtbaren Fortschritt. Ob die versprochenen Milliarden jemals vollständig fließen, bleibt unklar. Bis dahin fährt der Landwirt weiter über Flächen, die längst Industriegeschichte schreiben sollten.
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