Angesichts einer fehlenden Einigung auf UN-Ebene zum Tiefseebergbau in internationalen Gewässern will sich das kanadische Unternehmen The Metals Company (TMC) für eine Erlaubnis an die USA wenden. Washington biete „die höchste Wahrscheinlichkeit, eine kommerzielle Genehmigung zu erhalten“, erklärte TMC am Donnerstag. Umweltschützer kritisierten einen „rücksichtslosen Wettlauf um die Ressourcen“.
Die Entscheidung für eine Anfrage in den USA sei infolge des „wiederholten Scheiterns“ der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) gefallen, ein Abkommen über den Abbau von Bodenschätzen am Meeresgrund in internationalen Gewässern auszuhandeln, erklärte TMC. Die UN-Organisation ISA mit Sitz in Jamaika ist verantwortlich für den Schutz des Meeresbodens in internationalen Gewässern.

Sie versucht seit etwa zwei Wochen erneut, zu einem Regelwerk zum Tiefseebergau zu kommen. Über ein solches wird schon seit rund einem Jahrzehnt verhandelt. Am Freitag sollen die derzeitigen Gespräche zu Ende gehen – eine Einigung zeichnete sich bislang nicht ab.
Die ISA steht unter dem Druck der Unternehmen: Bergbaukonzerne drängen seit langem darauf, mit dem Schürfen von Metallen wie Nickel und Kobalt am Meeresboden zu beginnen. Umweltschützer befürchten dramatische Schäden für die Umwelt und das Klima.
Ende 2024 hatte TMC angekündigt, die weltweit erste Genehmigung bei der ISA zu beantragen. Am 27. Juni 2025 plane sie, via ihrer Tochterfirma Nauru Ocean Resources Inc (Nori) um die Erlaubnis zu bitten, teilte TMC mit. Der Konzern will Manganknollen am Meeresboden abbauen. Die polymetallischen Knollen enthalten neben Mangan auch Kobalt, Kupfer und Nickel – Metalle, die zum Bau von Batterien für Elektrofahrzeuge verwendet werden.
TMC habe in den vergangenen zehn Jahren mehr als eine halbe Milliarde Dollar investiert, um den Tiefseebergbau im pazifischen Ozean „zu verstehen und verantwortungsvoll“ zu entwickeln, sagte Konzernchef Gerard Barron bei einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen sei „bereit“ für den kommerziellen Abbau.
Statt bei der ISA um Genehmigung zu bitten, will TMC durch ihr US-Tochterunternehmen um Erlaubnis bei der US-Klimabehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) bitten. Die Rechtsgrundlage dafür sieht TMC in einem Gesetz von 1980, das US-Regeln für die internationale Ausbeutung des Meeresgrunds aufstellt. Die USA sind weder der ISA noch dem UN-Seerechtsübereinkommen beigetreten.
Von Umweltschützern kam heftige Kritik. „Dies ist ein weiterer erbärmlicher Trick von TMC und eine Beleidigung des Multilateralismus“, sagte Greenpeace-Projektleiterin Louisa Casson der Nachrichtenagentur AFP. „Mit dieser Aktion wird der rücksichtslose Wettlauf um die Ressourcen fortgesetzt, dessen katastrophale weltweite Folgen wir kennen. Der Pazifik ist kein Grundstück, das gekauft, verkauft oder gestohlen werden kann.“
Außerdem sei das Vorgehen TMCs eine „Beleidigung“ für die Pazifiknationen Nauru und Tonga. Beide Länder hatte in der Hoffnung, mit dem Tiefseebergbau beginnen zu können, mit TMC zusammengearbeitet. Der Konzern erklärte jedoch, er habe seine Pläne mit den Spitzen beider Länder besprochen und stehe in „exzellenten Beziehungen“ zu den Nationen.
„Wir halten uns weiter an unsere Vereinbarungen“, sagte Finanzvorstand Craig Shesky. Die Beratungen mit Unterstützerländern würden fortgeführt. Shesky zufolge überprüft TMC derzeit noch Details, etwa die Frage, an welche Regulierungsbehörde die Anfrage für die Genehmigung gehen müsse.
AFP
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