Commonwealth Fusion Systems LLC hat bekannt gegeben, dass es mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar an der bisher größten privaten Investition für die Kernfusion aufgebracht hat. Zu den namhaften Investoren gehören unter anderem Bill Gates, der Mitbegründer von Microsoft .
Einige der Konkurrenten von Commonwealth Fusion, darunter Helion Energy Inc., haben sich kürzlich auch enorme Mittel gesichert. Investoren engagieren sich, angesichts der wachsenden Besorgnis über den Klimawandel, immer mehr bei saubere Energietechnologien.
Kernfusion ist seit langem der heilige Gral der Energiewelt. Fusion ist der Prozess der Energiegewinnung durch das Verschmelzen von Atomen. Aktuelle Kernkraftwerke erzeugen Energie durch Kernspaltung oder Aufspaltung von Atomen. Fusion hat das Potenzial nahezu unbegrenzte Energie zu erzeugen. Ein weiterer Vorteil ist zudem, dass wenig bis gar kein langlebiger Atommüll anfällt.
Größte Fusionsforschung in Frankreich
Das weltweit größte Fusionsprojekt ist ITER, ein mit 22 Milliarden US-Dollar finanziertes multinationales, staatlich finanziertes Projekt in Frankreich. Wissenschaftler sagen, dass das Projekt, bei dem es zu Verzögerungen gekommen ist, auf dem besten Weg ist, bis Ende 2025 überhitztes Plasma zu erzeugen. Die vollständige Fusion würde ein Jahrzehnt später erfolgen.
Aber trotz jahrzehntelanger Forschung ist es bisher niemandem gelungen, Nettoenergie durch Fusion zu erzeugen. Alle Energie die bisher erzeugt wurde, war für den Fusionsprozess selbst erforderlich. Dem Commonwealth Fusion Systems (CFS) und dem Plasma Science and Fusion Center (PSFC) am Massachusetts Institute of Technology ist es aber vor kurzem gelungen einen Magneten zu entwickeln der nur ein Siebtel des Strombedarfs benötigt als bisherige Magnete. Dies wurde bereits als Durchbruch bei der Entwicklung eines Fusionsreaktors bezeichnet. Private Unternehmen wetteifern darum, die ersten zu sein, die nicht nur Reaktoren zur Nettoenergiegewinnung herstellen, sondern diese auch vermarkten.
Investoren glauben an großen Durchbruch
„Alles ist Science-Fiction, bis es jemand tut, und dann wird es plötzlich vom Unmöglichen zum Unvermeidlichen“, sagte Bob Mumgaard, CEO von Commonwealth Fusion, die 2018 aus dem Massachusetts Institute of Technology ausgegliedert wurde.
Die jüngste Finanzspritze in Fusions-Startups übertrifft die zuvor angekündigten Gesamtsummen von rund 1,9 Milliarden US-Dollar, so die Daten der Fusion Industry Association und der britischen Atomenergiebehörde.
Helion Energy gab Anfang November bekannt, dass es 500 Millionen US-Dollar aufgebracht hat. Dazu gibt es eine Zusage für weitere 1,7 Milliarden US-Dollar, die an das Erreichen von Leistungsmeilensteinen gebunden sind. Kanadas General Fusion hat diese Woche eine überzeichnete Spendenrunde in Höhe von 130 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Zu den neuen Investoren zählten ein staatlicher Pensionsfonds und der Hedgefonds Segra Capital Management.
„Es ist ein Zeichen dafür, dass die Branche erwachsen wird“, sagte Mr. Mowry. General Fusion plant, nächstes Jahr eine größere Spendenaktion zu starten.
Plasma Fusionsgeneratoren mit gigantischen Magneten
Die Unternehmen verfolgen verschiedene Konstruktionen für ihre Fusionsreaktoren, aber die meisten verlassen sich auf die Fusion, die in Plasma, einem heißen geladenen Gas, stattfindet. Im September testete Commonwealth Fusion erfolgreich den stärksten Fusionsmagneten seiner Art auf der Erde, der das Plasma halten und komprimieren könnte.
Herr Mumgaard sagte, der Magnettest und die Finanzierungsrunde ermöglichen es ihm, den nächsten großen Schritt in seiner Entwicklung zu vollziehen. Dies wäre den Bau eines Nettoenergie-Fusionsreaktors, der bis 2025 einsatzbereit sein soll. Außerdem ist ein Kraftwerk, das Anfang der 2030er Jahre Strom produzieren kann, geplant.
Auch Wissenschaftler sind sich nicht einig, ob die Fusion wirklich funktioniert
Es gibt viele Skeptiker die die Kernfusion nicht als kurzfristig darstellbare Stromquelle sehen. Der pensionierte Forschungsphysiker der Princeton University, Daniel Jassby, ein häufiger Kritiker, bezeichnet den jüngsten privaten Investitionstrend als „Fusionsrausch“ und stellt fest, dass es bisher noch niemand gelungen ist Strom aus einer Kernfusion zu erzeugen.
Tony Donné, Programmmanager eines 28-Länder-Forschungskonsortiums namens EUROfusion, sagte, er mag den industriellen Ansatz privater Unternehmen, glaubt jedoch, dass es 20 bis 30 Jahre dauern wird, bis die Fusionsenergie ans Netz geht.
Adam Stein, ein leitender Kernenergie-Analyst am Breakthrough Institute, einem in Kalifornien ansässigen Forschungszentrum, sagte, er erwarte in diesem Jahrzehnt erfolgreiche Demonstrationen der Nettoenergiegewinnung durch einige der führenden private Unternehmen. Er glaubt aber auch, dass einige Firmen scheitern werden.
Deutscher Forschungsreaktor nach Umbau bereit zum nächsten großen Schritt
Auch am Greifswalder Forschungsreaktor Wendelstein 7-X ist der nächste wichtige Schritt vorbereitet worden. Bislang konnte Wendelstein 7-X Plasma nur für wenige Minuten erzeugen. Nach einem mehrjährigen Umbau soll in diesem Forschungsreaktor demnächst der Dauerbetrieb getestet werden.