In der Gemeinde Hohenkirchen bei Wismar betreibt die Telekom seit mehreren Monaten einen neuen Funkmast – allerdings nicht wie erwartet über das öffentliche Stromnetz. Stattdessen läuft die Anlage dauerhaft mit einem Dieselgenerator. Das provisorische Notstromaggregat versorgt den Mast rund um die Uhr mit Energie und verbraucht dabei wöchentlich rund 500 Liter Kraftstoff. Der Diesel wird per Lkw eigens aus Berlin angeliefert – ein logistischer Aufwand, der nicht nur teuer ist, sondern auch Fragen aufwirft (ln-online: 19.04.25).
Genehmigt unter falschen Voraussetzungen
Besonders brisant: Die zuständige Baubehörde hatte den Mast genehmigt – in der Annahme, dass ein regulärer Netzanschluss vorhanden sei. Auf dieser Basis hat die Behörde die Baugenehmigung erteilt. Tatsächlich jedoch war am Standort keine Stromversorgung vorhanden. Warum es bei der Abstimmung zwischen Telekom, Bauamt und Energieversorger zu diesem Missverständnis kam, ist bislang unklar. Sicher ist nur: Die Situation hat inzwischen auch verwaltungsrechtliche Konsequenzen.

Die Gemeinde zeigt sich irritiert über den Vorgang, der ein grundsätzliches Problem offenlegt – nämlich die mangelnde Abstimmung bei Infrastrukturprojekten. Dass ein international tätiges Unternehmen wie die Telekom wochen- und monatelang auf einen umweltschädlichen Notbetrieb angewiesen ist, zeugt von erheblichen Defiziten in der Koordination zwischen Unternehmen und Behörden.
Stromanschluss nun vorhanden
Nach wachsender Kritik und zunehmender öffentlicher Aufmerksamkeit hat sich nun endlich etwas getan: Der regionale Stromversorger Edis hat in der Zwischenzeit einen festen Anschluss gelegt. Die Telekom kündigte an, den Dieselgenerator kurzfristig abzubauen. Wann der reguläre Betrieb startet, wurde bislang nicht konkret genannt.
Ländlicher Ausbau bleibt kompliziert
Der Vorfall ist kein Einzelfall, sondern steht exemplarisch für die Herausforderungen beim Ausbau der digitalen Infrastruktur auf dem Land. Gerade in dünn besiedelten Regionen fehlt es oft an klaren Zuständigkeiten, schnellen Genehmigungsverfahren und zuverlässiger Abstimmung zwischen Netzbetreibern, Energieversorgern und Verwaltungen.
Dabei ist der Bedarf an stabiler Mobilfunkversorgung in ländlichen Räumen größer denn je – ob für private Haushalte, Handwerksbetriebe oder Notdienste. Der Fall Hohenkirchen zeigt: Ohne bessere Planung und engere Zusammenarbeit bleibt der Fortschritt auf der Strecke – und die Energiewende gleich mit.
Lesen Sie auch:
- Kein Strom aus neuen Solaranlagen: Bürokratie erzeugt Frust
- Windkraftanlagen in Schottland von Dieselgeneratoren angetrieben: Umweltwahnsinn oder unvermeidlicher Fehler?
- Apple integriert Starlink-Zugang in iPhones




