Das Schweizer Kernkraftwerk Beznau schaltet 2033 endgültig ab. Die Axpo beendet dann den Betrieb der Reaktoren in Döttingen AG. Energieminister Albert Rösti zeigt sich zufrieden, dass das Werk noch neun Jahre weiterläuft. „Die technische und finanzielle Situation ermöglicht einen sicheren Betrieb bis 2033. Für die Versorgungssicherheit ist das entscheidend.“ Technische Fragen zur Laufzeitverlängerung kommentiert er jedoch nicht (blick: 05.12.24).
SVP: Gösgen und Leibstadt als Lösung für Versorgungssicherheit
Die Blackout-Initiative will neue Kernkraftwerke ermöglichen. Für SVP-Nationalrat Christian Imark stellt das Ende von Beznau keine Gefahr für die Initiative dar. „Dieser Entscheid rückt die Versorgungssicherheit wieder ins Zentrum der Diskussion.“ Laut Imark sind höhere Kosten bei älteren Anlagen unvermeidbar. „Wie bei einem alten Auto steigen die Unterhaltskosten.“
Dennoch sieht er Risiken. „Beznau hat eine ideale Grösse für die Schweiz. Mit weniger Werken wächst das Klumpenrisiko.“ Der Ausbau von Solar- und Wasserkraft bringe Herausforderungen mit sich. „Einsprachen, mangelnde Grundlast im Winter und hohe Netzausbaukosten sind Probleme, die gelöst werden müssen.“ Gösgen und Leibstadt könnten dagegen 80 bis 100 Jahre laufen. Für Subventionen zeigt sich Imark offen. „Die Frage lautet: Was ist uns eine sichere Winterversorgung wert? Angesichts niedriger Gestehungskosten rechne ich nicht mit einem Subventionsbedarf.“
FDP warnt vor steigenden Strompreisen
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen kritisiert die Abschaltung. „Das bedeutet einen massiven Abbau sicherer Stromversorgung.“ Kernkraftwerke liefern im Winter die Hälfte des Stroms. „Stromimporte aus dem Ausland verteuern die Versorgung erheblich.“
Wasserfallen fordert rasches Handeln ohne ideologische Hürden. „Nur so bleibt Kernenergie eine Option für die Zukunft.“ Zudem schlägt er eine Umverteilung bestehender Fördergelder vor. „Milliarden fliessen in Solarstrom, der im Winter wenig nützt. Ein Teil davon sollte in die Versorgungssicherheit und neue Kernkraftwerke fliessen.“
Linke begrüssen das Aus für Beznau
Kernkraftgegner jubeln über das Ende von Beznau. Die Energiestiftung nennt den Entscheid „einen Schritt in die richtige Richtung.“ Geschäftsführer Nils Epprecht betont die Risiken von Atomkraftwerken. SP-Energiepolitiker Roger Nordmann zeigt sich nicht überrascht. „Ich habe mit einer früheren Abschaltung gerechnet.“ Er kritisiert die geringen Investitionen der Axpo. „350 Millionen Franken decken kaum die Betriebskosten.“
Für Nordmann ist klar: „Die Schweiz steuert auf eine Zeit ohne AKWs zu.“ Auch Röstis Gegenvorschlag zur Blackout-Initiative ändere daran nichts. Nordmann vermutet, dass die Initiative Subventionen für bestehende Kernkraftwerke erzwingen wollte. „Der Entscheid der Axpo zeigt, dass selbst das nicht genügt. Die Ära der AKWs endet.“
Solarenergie als Ersatz für Atomstrom
GLP-Präsident Jürg Grossen hält die Abschaltung für „vernünftig.“ Voraussetzung sei jedoch die Einhaltung aller Sicherheitsstandards bis 2033. Ein Strommangel drohe nicht. „Mit dem Ausbau von Solar- und Wasserkraft lässt sich die Lücke schliessen.“
Berechnungen zufolge sei die Schweiz 2032 nicht mehr auf AKWs angewiesen. „Das Stromgesetz muss aber konsequent umgesetzt werden.“ Die jährliche Stromproduktion übersteigt bereits den Verbrauch. Zudem wächst die Solarenergie stetig. „Bis 2033 kommen rund 16 Terawattstunden hinzu, davon 5 im Winter.“ Beznau produziert jährlich 6 TWh, davon die Hälfte im Winter. „Die Abschaltung ist somit kompensiert.“
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