Die Insolvenzwelle in der Automobilbranche setzt sich unvermindert fort. Ein besonders tragisches Beispiel ist die mbw-Gruppe aus Baden-Württemberg, die Anfang Januar einen Insolvenzantrag stellte. Das Unternehmen, spezialisiert auf die Veredelung von Metallen, betreibt sechs Standorte in Deutschland. Betroffen sind Rheinmünster, Lichtenau, Einbeck, Mühlhausen, Sömmerda und Hartha (merkur: 13.01.25).
Insolvenz der mbw-Gruppe – Insgesamt stehen 320 Arbeitsplätze auf dem Spiel
Der vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Pehl von der Kanzlei Schultze & Braun arbeitet daran, den Betrieb stabil zu halten. Aktuell laufen die Produktionen weiter, und die Kunden können mit pünktlicher Lieferung ihrer Aufträge rechnen. „Alle Aufträge werden wie vereinbart produziert und ausgeliefert“, betonte Geschäftsführerin Vanessa Schmidt. Trotz dieser Zusicherung kam es bei der Auszahlung der Gehaltssummen über die Feiertage zu Verzögerungen, was die Unsicherheit bei den Mitarbeitern verstärkte. Die Vorbereitungen zur Auszahlung des Insolvenzgeldes laufen jedoch auf Hochtouren.
Die mbw-Gruppe beliefert vor allem Kunden aus der Automobil- und Bauindustrie, die beide derzeit unter erheblichem Druck stehen. Experten sehen hier die Hauptursache für die finanzielle Schieflage des Unternehmens. Die Automobilbranche verzeichnete 2024 eine besorgniserregende Anzahl an Insolvenzen, wobei fast jede sechste Insolvenz einen Zulieferer betraf. Diese Entwicklung zieht weitere angrenzende Bereiche wie die Metallverarbeitung und Elektrotechnik in Mitleidenschaft.
Bedrohung für die gesamte Branche
Die Schwierigkeiten der mbw-Gruppe spiegeln die allgemeinen Probleme der Branche wider. Die Automobilzulieferer stehen vor enormen Herausforderungen durch steigende Rohstoffpreise, Handelskonflikte und protektionistische Tendenzen. Hinzu kommen politische Unsicherheiten, die durch eine langwierige Regierungsbildung und internationale Konflikte verschärft werden. Jonas Eckhardt von der Unternehmensberatung Falkensteg betont, dass diese Faktoren auch in den kommenden Monaten zu weiteren Insolvenzen führen könnten.
Perspektiven für die Zukunft
Die betroffenen Unternehmen müssen dringend neue Strategien entwickeln, um in einem zunehmend schwierigen Markt zu bestehen. Diversifikation und der Einsatz innovativer Technologien könnten langfristig eine Stabilisierung ermöglichen. Doch kurzfristig bleibt die Lage angespannt, und weitere Insolvenzen sind zu erwarten. Besonders in der Automobilbranche ist eine nachhaltige Transformation dringend erforderlich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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