Die deutsche Industrie steckt weiterhin in einer schwierigen Lage. Im November brachen die Auftragseingänge unerwartet um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat ein. Dieser dramatische Auftragsschwund fiel deutlich höher aus, als von Experten prognostiziert. Zuvor hatten Ökonomen eine Stagnation erwartet, nachdem die Aufträge bereits im Oktober um 1,5 Prozent nachgelassen hatten. Eine differenzierte Betrachtung zeigt jedoch ein gemischtes Bild (onvista: 08.01.25).
Schwankungen durch Großaufträge
Ein entscheidender Faktor für die negativen Zahlen war der Rückgang bei Großaufträgen. Ohne diese wäre ein leichtes Plus von 0,2 Prozent bei den Bestellungen verzeichnet worden. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erklärte: „Entscheidend sind die Orders ohne die stark schwankenden Großaufträge. Diese Kerngröße bewegt sich weiter auf niedrigem Niveau seitwärts.“ Auch das Bundeswirtschaftsministerium sieht noch keine Anzeichen für eine spürbare Erholung.
Vor allem der Sonstige Fahrzeugbau, der Flugzeuge, Schiffe und Militärfahrzeuge umfasst, verzeichnete einen massiven Einbruch. Im November gingen die Bestellungen in diesem Bereich um 58,4 Prozent zurück. Dieser deutliche Auftragsschwund ist auf das Fehlen umfangreicher Großaufträge zurückzuführen, die im Oktober das Bild noch stark prägten.
Uneinheitliche Entwicklungen in anderen Branchen
Trotz der angespannten Gesamtlage zeigen einzelne Branchen positive Ansätze. Der Maschinenbau legte um 1,2 Prozent zu, während die Chemieindustrie einen Anstieg von 1,7 Prozent verzeichnete. Diese Entwicklungen können den allgemeinen Abwärtstrend jedoch nicht kompensieren. Der Exportsektor bereitet weiterhin Sorgen. Bestellungen aus dem Ausland gingen insgesamt um 10,8 Prozent zurück, insbesondere außerhalb der Euro-Zone.
Im Inland entwickelte sich die Lage hingegen positiver. Hier stiegen die Auftragseingänge um 3,8 Prozent. Dennoch reichen diese Zuwächse nicht aus, um die Verluste im Auslandsgeschäft auszugleichen. Die globale Unsicherheit und die schwache Nachfrage belasten die deutschen Exporteure.
Eingetrübtes Geschäftsklima
Auch die Stimmung in der Industrie bleibt angespannt. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts verschlechterte sich das Geschäftsklima im Dezember weiter. Ifo-Präsident Clemens Fuest betonte: „Die Auftragslage verschlechterte sich erneut. Produktionskürzungen sind angekündigt.“ Dieser pessimistische Ausblick deutet darauf hin, dass sich die Probleme der Branche im kommenden Jahr fortsetzen könnten.
Ausblick auf das Wirtschaftsjahr
Die Gesamtsituation lässt wenig Raum für Optimismus. Für das Winterhalbjahr rechnen Experten wie Jörg Krämer mit einer stagnierenden Wirtschaft. Selbst für das Jahr 2025 werden lediglich minimale Wachstumsraten erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte nur um 0,2 Prozent steigen. Damit bleiben die Aussichten für die deutsche Industrie gedämpft, während Unsicherheiten auf den internationalen Märkten fortbestehen.
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