Iberische Halbinsel vom europäischen Netz getrennt

In Spanien und Portugal kam es am 24.07. zu einem massiven Stromausfall. Über eine Million Menschen mussten ohne Strom auskommen. Dies ist bereits das zweite Mal, dass dieses Jahr die Trennung eines Teilnetzes vom europäischen Stromverbund erforderlich war, um einen europaweiten Blackout zu vermeiden. Am 8. Januar kam es bereits zu einer Trennung des osteuropäischen Netzes, jetzt musste die iberische Halbinsel vom europäischen Netz getrennt werden.


Kleinflugzeug in Frakreich beschädigt Hochspannungsleitung

Die Ursache für den Stromausfall lag in Frankreich. Dort hat ein Kleinflugzeug eine von mehreren Hochspannungsleitungen nach Spanien beschädigt. Der Betreiber musste die Leitung sicherheitshalber abschalten. Dadurch kam es in Spanien und Portugal zu einer Stromunterversorung und die Netzfrequenz fiel auf kritische 48,6 Hz.

Dieser Frequenzabfall löste, wie in unserem Beitrag „5-Stufen bis zum Blackout – Das Sicherheitskonzept des Stromnetzes“ beschrieben, einen automatisierten Lastabwurf aus, der zum Stromausfall in mehreren Provinzen Spaniens und Portugals führte.

Iberische Halbinsel vom europäischen Netz getrennt. Relativ kleine Störung in Frankreich bringt das europäische Stromnetz fast zum Blackout.
Iberische Halbinsel vom europäischen Netz getrennt. Relativ kleine Störung in Frankreich bringt das europäische Stromnetz fast zum Blackout.

Iberische Halbinsel vom europäischen Netz getrennt

Am heftigsten betroffen war die Region Katalonien in der alleine rund 645.000 Stromkunden betroffen waren. Aber auch die Hauptstadt Madrid, die Region Andalusien, das gesamte Baskenland, sowie die Region Valencia und mehreren Provinzen Portugals mussten ohne Strom auskommen. Der Stromausfall dauerte ungefähr eine Stunde und lief durch den Eingriff der europäischen Sicherheitssysteme glimpflich ab.


Europäische Stromnetz bereits bei kleinen lokalen Störungen gefährdet

Der ganze Vorfall zeigt jedoch wie kritisch der europäische Stromverbund mittlerweile belastet ist. Das als Ursache erwähnte Kleinflugzeug ist dabei nur ein Teil der Wahrheit.

Vor dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien hat man Hochspannungsleitungen zwischen den Einspeisepunkten in der Regel redundant ausgelegt. Deshalb hat man diese Leitungen früher, im Normalbetrieb, mit maximal 50 Prozent ihrer Übertragungskapazität ausgelastet. Fiel eine Leitung aus, konnten die restlichen Leitungen die Kapazität entsprechend erhöhen und einen Stromausfall damit sicher verhindern.


Netze nicht auf massiven Ausbau erneuerbarer Energien ausgelegt

Durch den zunehmenden Ausbau der erneuerbaren Energien ändern sich jedoch sowohl die Einspeisepunkte ins Stromnetz, als auch die Stromtransportrichtung. Dadurch kommt es zu deutlich höherer Belastung einzelner Strecken im Hochspannungsnetz, so dass diese Redundanz nicht mehr gegeben ist. Fällt eine Leitung aus, kommen die anderen dadurch an ihre Kapazitätsgrenze, so dass die insgesamt übertragene Leistung reduziert werden muss. Damit können bereits kleine lokale Störungen, wie auch am 8. Januar, das komplette europäische Stromnetz zum kollabieren bringen.

Es ist nur eine Frage der Zeit bis die nächste Störung zu weiteren Systemtrennungen führen wird. Man kann nur hoffen, dass die Sicherungssysteme weiterhin schnell und zuverlässig reagieren und damit einen europaweiten Blackout verhindern können. Allerdings sollte man das Sicherheitssystem auch nicht zu oft in Anspruch nehmen, schließlich bremst man sein Auto auch nicht ständig mit einem ABS-Eingriff ab.

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