Die Bundesbank verwahrt rund ein Drittel ihrer Goldreserven in den USA. Insgesamt umfasst der deutsche Bestand 3.352 Tonnen. Damit besitzt nur die US-Notenbank größere Reserven. Nach den jüngsten außenwirtschaftlichen Maßnahmen der US-Regierung mehren sich jedoch kritische Stimmen. Die Frage nach der Sicherheit des deutschen Goldes in den Tresoren der Federal Reserve Bank of New York gewinnt an Brisanz (handelsblatt: 04.04.25).
Forderungen nach Rückführung der Goldreserven
Der Präsident des Europäischen Steuerzahlerbunds, Michael Jäger, verlangt Klarheit: „Holt unser Gold nach Hause.“ Die aktuelle US-Handelspolitik erscheine unberechenbar, daher brauche es Transparenz über den physischen Bestand. Auch CDU-Politiker wie Marco Wanderwitz unterstützen diese Forderung. Die Bundesbank hingegen sieht keinen Anlass zur Sorge. Präsident Joachim Nagel verwies bereits Ende Februar auf den Standort in New York und erklärte: „Ich habe überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir mit der Fed New York einen vertrauenswürdigen, verlässlichen Partner bei der Aufbewahrung unserer Goldbestände haben.“

Zahlreiche Notenbanken weltweit lagern ihre Reserven ebenfalls in den USA. Nagel äußerte daher, die Debatte raube ihm keineswegs den Schlaf. Sicherheit und Handelbarkeit blieben für die Bundesbank entscheidend, betonte ein Sprecher im Gespräch mit dem Handelsblatt. Gold müsse bei Bedarf rasch veräußerbar oder in Fremdwährungen tauschbar sein. Deshalb spiele die internationale Verfügbarkeit eine wesentliche Rolle.
Rückholung begann bereits 2013
In den vergangenen Jahren wurde bereits ein erheblicher Teil des Goldes zurückgeführt. Derzeit lagern rund 50 Prozent in deutschen Tresoren, 37 Prozent in den USA und 13 Prozent in London. Einst lag der Anteil im Inland deutlich niedriger. Zwischen 2013 und 2017 transportierte die Bundesbank 300 Tonnen aus New York und 374 Tonnen aus Paris nach Frankfurt. Die Barren durchliefen dabei eine Prüfung auf Echtheit und Gewicht. Beanstandungen traten nicht auf.
Die historische Entscheidung zur Lagerung in den USA wurzelte im Bretton-Woods-System. Damals war der US-Dollar an Gold gekoppelt. Deutschland häufte durch Leistungsbilanzüberschüsse Gold an, da der Ausgleich im Dollarraum nur in US-Dollar oder Gold möglich war. Mit dem Ende des Systems im Jahr 1973 stagnierte der Bestand. Aus sicherheitspolitischen Gründen blieb das Gold dennoch im Ausland. Die Nähe zur Sowjetunion ließ eine Lagerung im Inland riskant erscheinen.
Historische Gründe gelten nicht mehr
Heute entfällt der geopolitische Druck. Auch das Bretton-Woods-System existiert längst nicht mehr. Deshalb halten Fachleute eine erneute Prüfung der Lagerorte für sinnvoll. Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Gründer der Edelmetallberatung Fragold, sieht kaum noch Argumente für die USA. Nur London verfüge über eine legitime Sonderstellung, da dort der wichtigste außerbörsliche Handelsplatz für Gold angesiedelt ist.
Sein Fazit fällt eindeutig aus: „Auf jeden Fall ist die aktuelle Lage eine Bestätigung dafür, dass es richtig war, von 2013 bis 2017 die 674 Tonnen Gold aus Paris und New York nach Deutschland zu holen.“ Auch ein alternativer Vorschlag liegt auf dem Tisch. So könnte der Goldwert in den USA auf Basis der Kurse Anfang 2024 stabil bleiben, während die seither erzielten Kursgewinne – rund 50 Prozent – abgeschöpft und nach Deutschland transferiert werden. Diese Variante hätte den Vorteil, keinen neuen Konflikt mit den USA auszulösen.
Internationale Tendenz zur Repatriierung
Deutschland steht mit diesen Überlegungen nicht allein. Länder wie Polen und Ungarn haben bereits Teile ihrer Goldreserven ins Inland verlagert. Besonders außerhalb des Westens zeichnete sich zuletzt ein klarer Trend ab. Staaten wie Indien brachten ihre Bestände zurück in nationale Tresore, um im Ernstfall nicht von US-Sanktionen betroffen zu sein. Laut einer Umfrage des Vermögensverwalters Investco planen 65 Prozent der Zentralbanken, ihre Reserven künftig im eigenen Land aufzubewahren. Im Jahr 2020 lag dieser Wert noch bei 50 Prozent.
Diese Entwicklung zeigt: Die Diskussion um die Goldreserven der Bundesbank steht im Kontext einer globalen Neuorientierung. Sicherheit, politische Unabhängigkeit und physische Verfügbarkeit des Goldes rücken stärker in den Fokus als reine Vertrauensfragen. Eine vollständige Rückverlagerung erscheint zwar noch unwahrscheinlich, doch der öffentliche Druck wächst.
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