Frieren für die Freiheit – wie naive Politiker unseren Wohlstand aufs Spiel setzen

Nach verschiedenen Umfragen will eine Mehrheit der Deutschen einen Importstopp russischer Rohstoffe. So unterstützen, laut einer Umfrage des briq-Instituts, knapp 70 Prozent der Deutschen einen Boykott von russischem Erdgas und Erdöl. Entsprechend ähnliche Meldungen prasseln praktisch täglich über die Medien auf uns ein. Dabei unterstützen die Medien, diese Forderungen mit ihren Meldungen. In einem Bericht der Tagesschau wird darauf verwiesen, dass man mit einem Boykott Putins Achillesferse treffen könne. Frieren für die Freiheit – über die tatsächlich zu erwartenden Folgen wird aber so gut wie gar nicht berichtet.


Frieren für die Freiheit

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, setzt mit seiner Forderung, die Sanktionen gegenüber Russland drastisch zu erhöhen, auch die deutschen Politiker mächtig unter Druck. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hält ein Embargo für russische Energieträger für machbar. In einem Gespräch mit der taz sagte er:: „Ich glaube, dass es anstrengend, aber machbar ist, und darum sollten wir es tun“. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU)unterstützt einen Boykott und meint dazu: „15 Grad im Winter hält man mit Pullover aus. Daran stirbt niemand“. Sogar der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck sagte: „Wir können auch mal frieren für die Freiheit.“

Frieren für die Freiheit - wie naive Politiker unseren Wohlstand aufs Spiel setzen. Wirtschaftliche Auswirkungen werden ausgeblendet.
Frieren für die Freiheit – wie naive Politiker unseren Wohlstand aufs Spiel setzen. Wirtschaftliche Auswirkungen werden ausgeblendet.

Einzig Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnt entgegen Forderungen aus den eigenen Reihen. Bei einem Boykott russischer Energieträger ginge es seiner Meinung nach nur nicht um individuelle Komforteinschränkungen, sondern auch um gesamtwirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Schäden.

Schäden für die deutsche Wirtschaft ausgeblendet

Könnten wir die Auswirkungen eines Boykotts oder der Einstellung der Lieferungen von russischer Seite tatsächlich mit ein bisschen frieren aussitzen? Diese Annahme ist im höchsten Grade naiv.

Das Ausbleiben von russischen Energieträgern würde die deutsche Industrie ins Herz treffen. Viele Betriebe müssten ihre Produktion drastisch herunterfahren oder gar ganz schließen. Besonders betroffen wäre die chemische Industrie. Der BASF Chef warnt bereits davor, die deutsche Volkswirtschaft sehenden Auges vollständig zu zerstören. BASF müsste bereits ab einer Gasversorgungsquote von 50 Prozent seine Werke komplett schließen. Davon wären wichtige chemische Erzeugnisse, unter anderem auch für die Pharmaindustrie und Dünger für die Landwirtschaft, betroffen.


Gasmangel kann zu Nahrungsmittelknappheit führen

Noch größere Probleme sind in der Ernährungsindustrie zu erwarten. Die Ernährungsindustrie deckt ihren Energiebedarf zu weit über 50 Prozent durch Gas. Ähnlich hart wird es die Tierfutterindustrie und Massentierhaltung treffen. Eine Auswertung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat für eine Gasmangellage festgestellt, dass relevante Betriebe in der Lebensmittelverarbeitung, wie zum Beispiel Großbäckereien und Molkereien, von Versorgungsunterbrechungen massiv betroffen wären. Dies könnte zu temporären regionalen Engpässen bei Brot- und Milchprodukten führen. Ebenso könnte es zu Versorgungsproblemen bei Fleisch kommen, da sowohl den Geflügelbetrieben als auch den Schlachthöfen mit dem Ausfall der Gasversorgung die erforderliche Prozesswärme fehlt. Branchen wie die Stahl-, Aluminium- und Glasindustrie müssten sofort schließen und ihre Mitarbeiter nach Hause schicken. Infolgedessen wären relativ schnell auch die Auto- und Maschinenbauer betroffen, denen das Material ausgeht. Danach wird es deren Zulieferer treffen. Die Auswirkungen wären um ein Vielfaches höher als bei den Corona-Lockdowns.

Politiker setzen unseren Wohlstand aufs Spiel

Mehrere Wirtschaftsverbände warnen bereits vor einer lang anhaltenden Rezession, wenn russische Energieträger ausbleiben. Können diese nicht kurzfristig ersetzt werden, drohen Betriebsschließungen und ein massiver Anstieg der Arbeitslosen. Diese Auswirkungen werden aber von den Politikern, die auf einen Boykott drängen, wissentlich oder nicht, ausgeblendet. Damit setzen sie aber auch unser aller Wohlstand aufs Spiel.

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