Das französisch-amerikanische Joint Venture Hyvia, ein Zusammenschluss von Renault und Plug Power, hatte ambitionierte Pläne: Der Aufbau einer führenden Marktposition bei leichten Nutzfahrzeugen mit Wasserstoffantrieb in Europa. Diese Strategie endet nun mit der vollständigen Abwicklung des Unternehmens. Der ursprüngliche Fokus lag auf der Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Transportern mit Brennstoffzellen. Zwei Modelle präsentierte Hyvia im April 2023 und im Juni 2024. Eine dritte Generation befand sich in Vorbereitung und wurde auf der IAA Transportation und dem Pariser Autosalon bereits vorgestellt. Parallel dazu eröffnete das Unternehmen 2022 ein Montagewerk im französischen Flins (tir-transnews: 10.04.25).
Öffentliche Gelder und ambitionierte Ziele
Zu Beginn sicherte sich Hyvia Fördermittel, unter anderem durch die Anerkennung als „IPCEI – Hy2Tech“. Dies verlieh dem Projekt europaweite Bedeutung. Ziel war ein Marktanteil von 30 Prozent bis 2030. Die Belegschaft wuchs im Laufe der Jahre auf rund 110 Personen an. Trotz dieser Unterstützung reichten die Mittel nicht aus, um eine tragfähige wirtschaftliche Basis zu schaffen. Im Dezember 2024 beantragte Hyvia schließlich beim Handelsgericht Versailles ein Insolvenzverfahren. Zunächst handelte es sich um ein Verfahren zur Sanierung, nicht zur Liquidation.

Ein Hoffnungsschimmer blieb: Die Frist zur Sanierung wurde verlängert, um Investoren zu gewinnen. Doch bis Mitte Februar blieb jede Suche erfolglos. Der Markt, auf den Hyvia spekulierte, blieb schlicht aus.
Markt bleibt aus, Investoren ebenfalls
„Der Markt existiert leider immer noch nicht“, lautete das nüchterne Fazit des Unternehmens. Drei Jahre intensiver Arbeit und Forschung fanden damit ein abruptes Ende. Der zuständige Insolvenzverwalter prüfte alle Optionen, stieß jedoch auf kein „glaubwürdiges Übernahmeangebot“. Am 18. Februar wandelte das Gericht das Verfahren in eine Liquidation um.
Als Hauptgründe nannte das Unternehmen zwei Faktoren: Zum einen das schleppende Wachstum des Wasserstoff-Ökosystems in Europa, zum anderen die enormen Kosten für Forschung und Entwicklung. Beide Aspekte erschwerten eine nachhaltige Fortführung erheblich. Hyvias Vision kollidierte mit der Realität eines Marktes, der technisch hochkomplex und wirtschaftlich riskant bleibt.
Zweifel an Wasserstoffmobilität im PKW-Bereich
Auch Renault-CEO Luca de Meo äußerte sich kürzlich zur Zukunft der Wasserstoffmobilität. Vor dem Wirtschaftsausschuss der französischen Nationalversammlung zeichnete er ein zurückhaltendes Bild. Der Bedarf an wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen sei im Privat- und Nutzfahrzeugsegment aktuell nicht gegeben, trotz umfangreicher Förderungen.
De Meo präzisierte: Wasserstoff könne perspektivisch für LKW auf Fernstraßen oder die Herstellung von grünem Stahl eine Rolle spielen. Im Bereich leichter Nutzfahrzeuge fehle jedoch die Nachfrage. Trotz technischer Reife lassen sich die Fahrzeuge schlicht nicht verkaufen. Für 2026 plant Renault dennoch, einen Transporter mit Brennstoffzelle über Flexis auf den Markt zu bringen – ein Zeichen für vorsichtigen Optimismus, aber ohne überzogene Erwartungen.
Technologie im Spannungsfeld zwischen Vision und Realität
Hyvias Ende verdeutlicht ein zentrales Dilemma: Technologische Visionen allein genügen nicht. Ohne funktionierende Infrastruktur, Marktakzeptanz und kaufkräftige Kunden bleibt selbst die innovativste Technik wirtschaftlich untragbar. Die politische Unterstützung reichte in diesem Fall nicht aus, um den Markteintritt erfolgreich zu gestalten. Stattdessen geriet das Vorhaben in ein finanzielles Ungleichgewicht, aus dem es kein Zurück gab.
So endet ein Projekt, das einst als europäischer Leuchtturm für Wasserstoffmobilität galt. Es hinterlässt nicht nur offene Fragen zur Zukunft dieser Technologie, sondern auch eine Industrie, die sich künftig noch klarer zwischen Hoffnung und Realität positionieren muss.
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