Fortum beschleunigt seine Atomstrategie in Nordeuropa. Der finnische Energieversorger unterzeichnete ein Abkommen mit Westinghouse und Hyundai. Im Zentrum steht der AP1000-Reaktor, der in Finnland zum Einsatz kommen soll. Bereits seit Oktober 2022 analysiert Fortum die Voraussetzungen für neue Kernkraftwerke in der Region – mit Fokus auf Wirtschaftlichkeit, Technik und Akzeptanz (world-nuclear-news: 24.06.25).
Fortum vertieft strategische Partnerschaften
Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie entschied sich Fortum im März für drei Technologielieferanten. Die Auswahl umfasst EDF mit dem EPR-Reaktor, Westinghouse-Hyundai mit dem AP1000 sowie GE-Hitachi mit dem BWRX-300. Nun folgte ein weiterer Schritt: Ein Early Work Agreement regelt die konkrete Zusammenarbeit mit Westinghouse und Hyundai.

Bild: ©Westinghous
Das Abkommen deckt Standortanalysen, Projektplanung und regulatorische Vorbereitungen ab. Besonders wichtig ist dabei der technische Dialog mit Behörden und die frühzeitige Einhaltung von Genehmigungsvorgaben.
AP1000 liefert Stabilität und Technologie der neuesten Generation
Der AP1000 zählt zu den zuverlässigsten Reaktorkonzepten der dritten Generation. Elias Gedeon, Senior Vice President bei Westinghouse Energy Systems, erklärt: „Mit dem AP1000-Reaktor bringt Fortum die weltweit bewährteste Gen III+ Technologie voran, die weltweit neue Maßstäbe bei Betrieb und Leistung setzt.“ Neben Versorgungssicherheit verspricht das Projekt wirtschaftlichen Aufschwung und qualifizierte Arbeitsplätze.
Hyundai sieht das Vorhaben als strategisches Großprojekt. Young Choi, Executive Vice President bei Hyundai E&C, unterstreicht: „HDEC ist zutiefst geehrt, dass der Weg zur Einführung des bewährten Gen III+ AP1000-Reaktors bei Fortum Gestalt annimmt.“ Gemeinsam mit Westinghouse plane man den Aufbau eines nachhaltigen Energieportfolios für die nordischen Länder.
Fortum prüft auch EPR-Reaktor mit EDF
Zeitgleich vertieft Fortum die Gespräche mit EDF. Auch hier wurde ein Early Work Agreement geschlossen, das die Möglichkeit zur Einführung des EPR-Reaktors untersucht. Diese Parallelstrategie ermöglicht technologischen Wettbewerb und schützt vor Abhängigkeiten.
Die Gespräche zeigen: Fortum sucht langfristige Lösungen und setzt auf Partner mit nachweislicher Erfahrung im Reaktorbetrieb. Ob AP1000 oder EPR – beide Optionen versprechen Stabilität, Sicherheit und CO₂-arme Energie.
Finnlands Kurs: Kernkraft als Zukunftsbaustein
Finnland verfolgt ehrgeizige Klimaziele, gleichzeitig wächst der Bedarf an grundlastfähiger Energie. Fortum positioniert sich als zentraler Akteur dieser Entwicklung. Die Entscheidung für bewährte Reaktortechnologien und globale Industriepartner signalisiert Planungsstärke und strategische Klarheit.
Noch stehen konkrete Standorte und Zeitpläne aus. Doch mit der aktuellen Projektphase rückt ein moderner Reaktor in greifbare Nähe. Die nächsten Schritte hängen von politischen Entscheidungen, regulatorischen Prüfungen und öffentlicher Unterstützung ab.
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