In Deutschland kommen zunehmend synthetische Kraftstoffe zum Einsatz, besonders der Klima-Diesel HVO 100. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) veröffentlichte kürzlich Messungen zu angeblich schädlichen Emissionen von HVO 100. Doch die Ergebnisse stoßen auf starke Kritik und werfen Fragen zur Glaubwürdigkeit der DUH auf (focus: 01.07.24).
HVO 100: Der neue synthetische Kraftstoff erobert Deutschland
Seit einigen Wochen kann man in Deutschland den synthetischen Kraftstoff HVO 100 tanken. Dieser Kraftstoff, basierend auf Rest- und Abfallstoffen, gilt als Vorstufe der „E-Fuels“ und soll die Klimaziele im Verkehr unterstützen. HVO 100 kann sowohl von Diesel-PKW als auch von LKW verwendet werden und findet auch bei Schienenfahrzeugen Anwendung. Beispielsweise werden am Rangierbahnhof der DB Cargo in München Diesel-Loks mit HVO betrieben.
In Ländern wie Italien und Österreich ist der Klima-Diesel bereits weit verbreitet. Trotz der Verbesserung der CO₂-Bilanz kostet HVO 100 jedoch an der Tankstelle mehr als herkömmlicher Diesel, mit einem Aufschlag von rund 9 Cent pro Liter. Die langfristige Bedeutung von HVO und anderen alternativen Kraftstoffen hängt von deren Verfügbarkeit ab. Viele Experten betrachten sie als sinnvolle Ergänzung, jedoch nicht als Ersatz für Elektrofahrzeuge.
Deutsche Umwelthilfe unter Beschuss: HVO 100 als ‚Scheinlösung‘ bezeichnet
Die DUH und ihr Dachverband Transport & Environment (T&E) lehnen alternative Kraftstoffe grundsätzlich ab. Sie sehen diese nicht als Alternative zur Elektromobilität und zur Reduktion des privaten Autoverkehrs. Unter Berufung auf Zahlen des ADAC bezeichnet die DUH HVO 100 als „gesundheitlich problematisch“ und als „Scheinlösung“ aufgrund höherer Werte bei ultrafeinen Rußpartikeln und Stickoxiden im Vergleich zu herkömmlichem Diesel.
ADAC und Experten widersprechen DUH: HVO 100 als umweltfreundliche Alternative bestätigt
Der ADAC widerspricht der Darstellung der DUH vehement. Eigene Messungen zeigten, dass die Emissionsgrenzwerte bei Rußpartikeln um bis zu 97 Prozent und bei Stickoxiden um bis zu 78 Prozent unterschritten wurden. „Die alarmistische Darstellung der DUH ist höchst tendenziös und trägt zur Verunsicherung der Verbraucher bei“, so der ADAC.
Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erklärt: „Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen einen Vorteil in den Rußemissionen bei Einsatz von HVO.“ Eine Verschlechterung sei, wenn überhaupt, nur in einzelnen Betriebspunkten bei HVO-Mischkraftstoffen sichtbar. Vorteile bei NOx-Emissionen sind abhängig vom Motorkonzept und der Betriebsstrategie erkennbar.
Michael Haberland vom Autoclub „Mobil in Deutschland“ kritisiert die DUH ebenfalls. „Alleine die Infragestellung der CO2-Einsparung von HVO 100 ist schlichtweg falsch. HVO 100 erreicht nachweislich bis zu 90 Prozent Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus.“
DUH unter Druck: Kontroverse Methoden und Klimaklagen
Die DUH genießt durch ihre Gemeinnützigkeit Steuer-Vorteile und ein Klagerecht. Neben Anti-Diesel-Klagen setzt die DUH auch auf „Klima-Klagen“. Obwohl Klagen gegen Autohersteller wie BMW erfolglos blieben, erzielte der Verein Erfolge vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Die Bundesregierung muss nun strengere Maßnahmen zur Erfüllung der Klimaziele umsetzen. Welche Maßnahmen das sein werden, bleibt unklar.
Zusätzlich bietet die DUH Dienstleistungen für Lobbyverbände an. Beispielsweise bot sie einem Gas-Lobbyverband gegen zwei Millionen Euro eine Kampagne zur Förderung von Erdgas-Taxen an, um Dieselantriebe zurückzudrängen.
Die Kritik an der DUH zeigt, dass ihre Kampagnen und Methoden oft umstritten sind. Verschiedene Experten und Organisationen hinterfragen die Glaubwürdigkeit und die Motive der DUH, was das Vertrauen in ihre Aussagen erheblich erschüttert. Die Debatte um HVO 100 verdeutlicht, dass es in der Diskussion um alternative Kraftstoffe in Deutschland keine einfachen Antworten gibt und sowohl Chancen als auch Herausforderungen bestehen.
Lesen Sie auch:
- Klima-Sprit HVO 100 – politische Blockade verhindert Alternative zum Elektroauto
- Umwelthilfe fordert Baustopp bei LNG-Terminal
- Deutsche Umwelthilfe verweigert Offenlegung der Geldgeber ihrer Großspenden