Europas führender Ökostrom-Produzent, Statkraft, fährt seine Pläne für neue Wind- und Solarkraftwerke drastisch zurück. Der norwegische Staatskonzern passt seine Wachstumsziele wegen gesunkener Strompreise und gestiegener Kosten an. Das Unternehmen hat kürzlich über diese Entscheidung informiert (berliner-Zeitung: 26.06.24).
Ökostrom-Produzent Statkraft stoppt Wachstumspläne – Hintergründe und Auswirkungen
Laut Birgitte Vartdal, der Unternehmenschefin, seien die Marktbedingungen schwieriger geworden. Dies betrifft die gesamte Branche der erneuerbaren Energien. Die hochgesteckten Ziele des Unternehmens für Windenergie und Solarkraft sind nun infrage gestellt. Ursprünglich plante der Ökostrom-Produzent Statkraft, jährlich zweieinhalb bis drei Gigawatt (GW) erneuerbare Energie zu erzeugen. Dieses Ziel sollte durch den Bau neuer Wind-, Solar- oder Batterieanlagen alle neun Tage erreicht werden. Später wollte das Unternehmen sogar vier GW pro Jahr erreichen.
Doch laut einem Bericht der Financial Times sieht die Realität anders aus. Das neue Ziel lautet: zwei bis zweieinhalb GW jährlich. Im Bereich der Offshore-Windenergie plant der Konzern nun eine Gesamtleistung von sechs bis acht GW. Ursprünglich lag dieses Ziel bei zehn GW. Vartdal betont: „Wir glauben noch immer fest an die Offshore-Windenergie und würden dort gerne bleiben, aber wir schrauben unsere Ambitionen etwas zurück.“
Gemeinsame Tendenz in der Branche
Statkraft ist nicht das einzige Unternehmen, das seine Pläne anpasst. Mehrere europäische Energieversorger haben ihre Wachstumsziele reduziert. Der dänische Energiekonzern Orsted, weltgrößter Entwickler von Offshore-Windenergie, hat seine Ziele um mehr als zehn GW gesenkt. Orsted strich auch zwei Offshore-Windprojekte in den USA und meldete Wertminderungen in Höhe von 28,4 Milliarden dänischen Kronen (ca. 3,8 Milliarden Euro).
Auch Energias de Portugal (EDP), der größte Energieversorger Portugals, reduzierte seinen Dreijahresinvestitionsplan. Grund dafür seien die verschlechterten Marktbedingungen, wie EDP-Geschäftsführer Miguel Stilwell de Andrade erläutert. Der staatliche französische Energieversorger Engie verschob sein Ziel, Wasserstoffprojekte mit einer Leistung von vier GW zu entwickeln, um einige Jahre. Die Entwicklung des Marktes verlaufe langsamer als noch vor einiger Zeit prognostiziert.
Auswirkungen auf die Energiewende
Der Vizepräsident und Leiter für erneuerbare Energien und Strom bei Rystad Energy, Vegard Wiik Vollset, wird von der Financial Times zitiert: „Die Projekte sind viel anspruchsvoller geworden und es gibt einfach keine relativen Renditen.“ Er fügt hinzu: „Das ist nicht gut für die Energiewende.“
Die sinkende Nachfrage nach erneuerbaren Energien zeigt sich auch auf den öffentlichen Märkten. Der S&P Global Clean Energy Index, der Hersteller von Windturbinen und Solarmodulen umfasst, fiel seit einiger Zeit um 25 Prozent. Zudem mussten ESG-Aktienfonds, die Kriterien aus den Bereichen Ökologie, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung berücksichtigen, kürzlich Abflüsse in Höhe von 38 Milliarden Dollar hinnehmen. Ob dies ein langfristiges Problem oder nur eine kurzfristige Marktschwäche ist, bleibt abzuwarten.
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