Neue Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) zur globalen Kohlenutzung sorgen für Aufsehen. Experten hatten in ihrer bisherigen Prognose erwartet, dass der weltweite Verbrauch fossiler Brennstoffe bereits ab 2024 rückläufig ist. Die aktuellen Daten zeichnen jedoch ein anderes Bild. Javier Blas, Energie-Kolumnist von Bloomberg (bloomberg: 18.12.24), kommentierte: „Der Extra-Verbrauch ist wirklich schockierend. Dass die Kohle schon Geschichte ist? Das können wir vergessen.“
Unerwarteter Wendepunkt in der Prognose
Die IEA hatte lange angenommen, dass der Kohleverbrauch 2023 seinen Höchststand erreicht. Doch nun wird dieser Meilenstein auf 2027 verschoben. Der jährliche Kohle-Bericht der Behörde zeigt, dass der Verbrauch bis dahin ein Plateau von etwa 8,87 Milliarden Tonnen erreicht. Seit 2020 ist der Bedarf um mehr als 1,2 Milliarden Tonnen gestiegen.
Ein zentraler Treiber der unerwarteten Entwicklung ist China. Das Land, bekannt als globaler Vorreiter im Ausbau erneuerbarer Energien, verzeichnet Rekordwerte im Kohleverbrauch. Mit 4,9 Milliarden Tonnen deckt es über die Hälfte des weltweiten Bedarfs ab. Energieversorgung gilt dort als Synonym für Sicherheit. Zusätzlich heizen die zunehmende Nutzung von Elektrofahrzeugen und der Bau von Rechenzentren die Nachfrage an.
China und Schwellenländer als Hauptakteure
Die chinesische Schwerindustrie und Privathaushalte spielen ebenfalls eine Rolle. Andere Schwellenländer wie Indien und Indonesien verstärken diesen Trend. Trotz ambitionierter Versprechen seitens Peking bleibt die Kohle ein Schlüsselfaktor für die Energieversorgung.
Währenddessen sinkt der Kohleverbrauch in den USA und der EU. In den Vereinigten Staaten beträgt der Rückgang fünf Prozent, in der EU sogar zwölf Prozent. Dennoch verlangsamt sich die Abnahme im Vergleich zu früheren Jahren. Der Einsatz energieintensiver Technologien, wie Künstlicher Intelligenz und Rechenzentren, wirkt dämpfend auf den Abwärtstrend.
Profite trotz westlicher Rückgänge
Kohleexporteure erzielen weiterhin hohe Gewinne. Russland bildet hier eine Ausnahme. Sanktionen und Zölle schaden den Exporterlösen massiv. Die fossilen Energieträger bleiben für andere Länder dennoch ein rentables Geschäft. In westlichen Industriestaaten zeigt sich hingegen ein klarer Rückgang der Kohlenutzung.
Deutschland reduziert seinen Verbrauch auf ein Niveau, das zuletzt in den 1960er-Jahren erreicht wurde. Großbritannien hat in diesem Jahr sogar sein letztes aktives Kohlekraftwerk geschlossen. Dennoch ist der Übergang nicht einheitlich, und die Nachfrage in China und anderen Regionen bleibt hoch.
Kritik an der IEA
Die Prognosen der IEA stießen auf Kritik. In der Vergangenheit habe die Behörde häufig die Entwicklung des Kohleverbrauchs unterschätzt. Energieexperten raten daher zu größerer Vorsicht bei Vorhersagen. Obwohl der Ausbau erneuerbarer Energien Fortschritte zeigt, bleiben fossile Brennstoffe vielerorts unverzichtbar.
Die Herausforderungen für den Klimaschutz sind enorm. Solange die Nachfrage nach Kohle weltweit auf hohem Niveau bleibt, verzögert sich der Rückgang fossiler Energien. Internationale Bemühungen zur Förderung nachhaltiger Energien müssen daher weiter verstärkt werden, um langfristig eine Wende herbeizuführen.
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