Die Nordseeinsel Pellworm ist ein Paradebeispiel für die Energiewende. Dort zeigt sich im Kleinen, dass die Energiewende so wie geplant auch im Großen nicht funktionieren kann. Auf Pellworm gibt oder gab es mit Windkraftanlagen in Bürgerhand, Solarparks, Speicherbatterien und Biogasanlagen alles, was Politiker bezüglich der Energiewende diskutieren. Die erneuerbaren Energien produzieren, auf der Insel im Wattenmeer siebenmal mehr Strom als man dort selbst benötigt. Trotzdem kann sich auf der Insel nicht selbst mit Energie versorgen.
Auf Pellworm ist die Energiewende in Miniatur bereits umgesetzt
Pellworm ist 6 Kilometer lang und 7 Kilometer breit. Die Nordseeinsel mit knapp 1200 Einwohnern ist die drittgrößte Insel der nordfriesischen Inseln. Auf der Insel Pellworm ist die in Deutschland geplante Energiewende praktisch bereits in Miniatur umgesetzt.
Pellworm war in den 1970er Jahren das erste Versuchsfeld für Kleinwindanlagen. Bereits 1983 wurde auf der Insel die erste Photovoltaik-Großanlage Deutschlands errichtet. Dabei galt die Insel als idealer Standort für erneuerbare Energien, mit viel Wind und Sonne. Im Jahr 1997 folgte ein Bürgerwindpark und seit 2005 liefert auch noch eine die Biogasanlage Strom. Alle Anlagen zusammen produzieren siebenmal soviel Strom als die Inselbewohner selbst benötigen. Deshalb hat man auch erste Batteriespeicher installiert, um überschüssigen Strom zu speichern. Im Prinzip entspricht Pellworm damit nahezu vollständig dem Ideal grüner Ideologen.
Die ersten Bleiakkus gingen allerdings bereits nach 4 Jahren kaputt. Sie zu ersetzen hätte damals eine Million Mark gekostet, zu viel für die wenigen Einwohner.
Pellworm produziert siebenmal mehr Strom als benötigt und ist trotzdem nicht autark
Auf das Jahr gerechnet produziert Pellworm die siebenfache Menge dessen, was die Bewohner an Strom verbrauchen. Trotzdem ist die Insel noch immer nicht unabhängig vom Festland. Übers Jahr gerechnet kommen fünf Prozent des Stroms von dort. Was fehlt, sind die Speicher für die überschüssige Energie. Und das Geld, diese zu finanzieren. Dabei sind die Bemühungen darum auf Pellworm so alt wie das Solarfeld selbst. Die ersten Bleiakkus gingen nach nur vier Jahren kaputt. Es hätte eine Million Mark gekostet, sie zu ersetzen, die Insel hatte das Geld nicht. 2012 wurden in Rahmen eines Forschungsprojekts Container mit Lithium-Ionen-Batterien, sowie einer Flüssigbatterie installiert. Die Installation sollte als Kurzzeit- und Langzeitspeicher die gesamte Insel versorgen. Diese wurden aber nach 5 Jahren mit dem Auslauf des Forschungsprojekts wieder abgebaut. Ein dauerhafter Betrieb war nicht finanzierbar.
Windkraftanlagen stehen bei starkem Wind still
2014 und 2016 haben die Betreiber den alten Windpark erneuert. Jetzt stehen auf der Insel sechs moderne Windkraftanlagen vom Typs E-70 E4, die genug Strom für die Insel produzieren könnten. Allerdings werden diese bei starkem Wind und viel Sonne oft abgeschaltet, denn das Netz ist nicht in der Lage den Strom auf das Festland zu übertragen, dazu reicht dann die Übertragungskapazität des Verbindungskabels nicht aus. Stattdessen müssen die Insulaner dann fossilen Strom vom Festland beziehen. Ungefähr 25 Prozent der möglichen Stromerzeugung gehen dadurch verloren.
Hoffnung beruht jetzt auf Wasserstoff
Jetzt setzt man auf Pellworm auf Wasserstoff. Auf Pellworm diskutiert man, mit dem überschüssigen Strom vor Ort Wasserstoff zu produzieren. Damit soll dann die Fähre zum Festland betrieben werden. Wieder ein kostenintensives Unterfangen, dessen Ausgang ungewiss ist.
Probleme auf Pellworm aus ganz Deutschland übertragbar
Die Probleme auf der kleinen Nordseeinsel sind durchaus auf das ganze Land übertragbar. Bei guter Wetterlage produzieren die erneuerbaren Energien bereits zu viel Strom und die Anlagen müssen entweder abgeschaltet werden, oder der Strom wird zu Negativpreisen ins Ausland verkauft. Bei hoher Stromproduktion sind heute bereits die Netze überlastet, was zu immer mehr Redispatchmaßnahmen führt. Batteriespeicher sind im erforderlichen Umfang weder verfügbar, noch bezahlbar. Bei schlechter Wetterlage für die Erneuerbaren sind wir durch auf den Stromimport aus dem Ausland angewiesen. Genau wie auf Pellworm.