Elektroautos gelten allgemein als Null-Emissionsfahrzeuge, und zwar völlig unabhängig davon, wie der dafür benötigte Strom erzeugt wird. In der Realität stoßen aber auch Elektroautos CO₂ aus, und zwar indirekt über die Art und Weise, wie der Strom zum Laden erzeugt wird. Der CO₂-Ausstoß beim deutschen Strommix hat sich aber durch die Rückholung vieler Kohlekraftwerke stark erhöht und verschlechtert damit auch die Öko-Bilanz der Elektroautos (Focus: 0711.22)
CO₂-Ausstoß von Elektroautos vergrößert sich durch deutschen Strommix
Schon bisher waren die Elektroautos keineswegs „sauber“, also CO₂-frei: Nicht nur beim Betrieb, sondern auch in der Produktion und bei der Entsorgung, wird CO₂ freigesetzt. Dieser CO₂-Ausstoß vergrößert sich mit der aktuellen deutschen Energiepolitik. Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke und der Drosselung der Stromproduktion durch Gaskraftwerke erleben die Kohlekraftwerke gerade ein Comeback. Damit wird der Strommix in Deutschland wieder schmutziger. Das gilt auch für den Strom an den Ladesäulen für Elektroautos, sogar dann, wenn diese mit „Ökostrom“ gekennzeichnet ist.
175 g CO₂/km bei optimistischem Szenario
Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat Professor Thomas Koch jetzt ermittelt, wie sich der Strommix auf den CO₂-Ausstoß eines Elektroautos auswirkt. Dabei hat er nicht nur den Inhalt der Batterie, sondern auch alle Verluste bis hin zum Kraftwerk mit berücksichtigt. Die Berechnungen stützen sich auf Echtzeitdaten aus den ersten beiden Quartalen des Jahres 2022. Mit einem wärmeren und kälteren Quartal sind die Daten repräsentativ für ein ganzes Jahr. Das Ergebnis der Wissenschaftler: Ein durchschnittliches Kompaktelektroauto kommt auf einen mittleren CO₂-Ausstoß von 175 g CO₂ pro km.
Wert steigt nach Abschaltung der letzten Atomkraftwerke auf 196 g CO₂/km
Dieser Wert wird in Zukunft allerdings noch höher ausfallen, denn im 2. Halbjahr sind weitere Kohlekraftwerke ans Netz gegangen und im Frühjahr nächsten Jahres gehen auch noch die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz. Unter Annahme gleicher Wetterbedingungen wie im Jahr 2022 ergäbe sich im 2. Halbjahr dann ein Wert von 184 g CO₂/km und nach der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke sogar von 196 g CO₂/km. Dabei wurde bereits die Annahme berücksichtigt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energie bis dahin um 10 Prozent gewachsen ist.
In einem weniger optimistischen Szenario kommen die Wissenschaftler auf noch höhere Werte, und zwar dann, wenn durch den Krieg in der Ukraine die Gasversorgung kritisch bleibt und die Gaskraftwerke noch weiter gedrosselt werden müssen. Dann bleibt Deutschland nur noch die Alternative, weitere Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke zu reaktivieren. Die Gasreduzierung von 20 Prozent würde dann den Wert von 196 g CO₂/km auf 201 g CO₂/km erhöhen.
Ein moderner Kompaktklasse-Diesel erreicht bei einer ganzheitlichen Betrachtung 153 g CO₂ pro km. Darin ist bereits der gesamte CO₂-Ausstoß von der Förderung des Rohöls, dessen Raffinierung und dem Transport bis zur Tankstelle berücksichtigt. Dieser Wert würde sich durch den Einsatz des Öko-Diesel-Kraftstoffs R33 sogar auf ca. 115 g CO₂ pro km reduzieren.
In Frankreich erreichen Elektroautos aufgrund des hohen Atomstromanteils 12 g CO₂ /km
Mit dem Einsatz vom Kernenergie könnte man den Ausstoß der Elektroautos drastisch senken. In Frankreich kommt ein Elektroauto aufgrund des hohen Atomstromanteils auf nur auf einen Ausstoß an CO₂ von 12 g/km.
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