Die Elektromobilität sollte die Automobilbranche revolutionieren, doch in Deutschland und anderen Teilen Europas erleben wir derzeit eine Elektroauto-Flaute. Die abrupt gestoppte Förderung für E-Autos hat die Industrie schwer getroffen. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Zulieferer aus. Ein deutscher Autozulieferer, Eberspächer, musste ein neugebautes Werk in Bulgarien aufgeben, noch bevor das erste Teil vom Band lief. In diesem Artikel beleuchten wir die Gründe für diesen Schritt und die Auswirkungen auf das Unternehmen (wirtschaftswoche: 12.01.24).
Deutscher Autozulieferer stoppt Millionenprojekt in Bulgarien aufgrund schwacher E-Auto-Nachfrage
Ursprünglich war geplant, Anfang 2024 die Produktion von Fahrzeugheizungen für Elektroautos in einem brandneuen Werk in Ruse, Bulgarien, zu starten. Das Werk sollte eine beeindruckende Fläche von 17.000 Quadratmetern umfassen und 180 neue Arbeitsplätze schaffen. Die langfristigen Visionen sahen vor, die Mitarbeiterzahl auf 500 zu erhöhen und jährlich 2,4 Millionen Heizungen für E-Autos herzustellen. Diese ehrgeizigen Pläne sind jedoch nun hinfällig, da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen nicht so stark ist, wie ursprünglich erwartet wurde.
Eberspächer verkauft Werk an GG Group
Vor dem geplanten Produktionsstart traf Eberspächer die Entscheidung, das Werk nicht zu eröffnen, sondern es an die GG Group aus Österreich zu verkaufen. Der Grund für diesen Schritt liegt in der Verzögerung beim erwarteten Aufschwung der E-Mobilität in Europa. Die GG Group plant, das Werk für die Produktion von Hochvolt-Kabelsätzen für Elektrofahrzeuge zu nutzen. Dieser Verkauf markiert eine unerwartete Wendung für das Unternehmen, das ursprünglich großes Vertrauen in das Projekt hatte.
Eberspächer konzentriert sich auf Übergangsstandort
Statt des neuen Werks in Bulgarien wird Eberspächer nun die Produktion in seinem kleineren Übergangsstandort in Ruse hochfahren. Dort sind derzeit rund 100 Mitarbeiter tätig, und im Laufe des Jahres soll die Produktion bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl verdoppelt werden. Das Unternehmen ist zuversichtlich, dass dieser Standort ausreicht, um das geplante Wachstum zu bewältigen.
Die Herausforderungen der Transformationspläne
Ob Eberspächer seine Transformationspläne aufrechterhalten kann, bleibt fraglich. Im Jahr 2022 wurde extra ein Chief Transformation Officer, Uwe Johnen, eingestellt, um das Unternehmen bei der Restrukturierung zu unterstützen. Eine schwächelnde E-Mobilitätsbranche erschwert jedoch diese Bemühungen erheblich. Dennoch gibt es auch eine positive Nachricht für das Unternehmen: Die Nachfrage nach Abgassystemen übertrifft die Erwartungen und trägt dazu bei, Eberspächers Geschäft im Bereich Verbrennungsmotoren zu stärken.
Insgesamt zeigt dieser Fall, wie die Herausforderungen der Elektromobilität die gesamte Automobilindustrie und ihre Zulieferer beeinflussen. Unternehmen wie Eberspächer müssen sich anpassen und flexibel auf die sich ändernde Nachfrage und Technologieentwicklung reagieren, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
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