E-Mobilität und grüne Klimaziele – die Probleme bei einer einseitigen Festlegung der Technik

In den letzten drei Jahren hat die E-Mobilität nach einem holprigen Fehlstart mehr an Fahrt aufgenommen. Ein Selbstläufer sind die Elektroautos aber noch lange nicht. Der Verkauf der Fahrzeuge wird immer noch durch staatliche Subventionen, Steuervorteile und kommunale Laderabatte angeschoben. Nach dem Willen der EU sollen die Elektroautos bis zum Jahr 2035 die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren vollständig ablösen und damit den Verkehrssektor weitgehend CO₂-neutral machen. Aber ist das realistisch? Es gib noch viele Probleme, die der Erreichung dieses Ziels im Wege stehen.


Die einseitige Festlegung auf E-Mobilität blockiert Innovation – Warum ein technologieoffener Ansatz besser wäre

Die Frage ist, ob es richtig ist, alles auf batterieelektrische Fahrzeuge zu setzen und sie mit staatlichen Verordnungen und Festlegungen zu bevorzugen. Doch bei einem so wichtigen gesellschaftlichen Wandel wäre ein technologieoffener Denkansatz mit entsprechender Förderung eine wichtige Sache, denn die einseitige politische Festlegung verhindert jede Innovation in eine andere Technik.

Die einseitige Festlegung auf E-Mobilität blockiert Innovation - Warum ein technologieoffener Ansatz besser wäre
Die einseitige Festlegung auf E-Mobilität blockiert Innovation – Warum ein technologieoffener Ansatz besser wäre
Bild: Håkan Dahlström from Malmö, Sweden, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 470.000 Elektroautos zugelassen, was immerhin 17,7 Prozent aller verkauften Autos ausmacht – ein neuer Rekord. Das bedeutet, dass es jetzt insgesamt rund 897.500 E-Autos auf deutschen Straßen gibt (Autozeitung: 03.03.23). Auch die Anzahl der Ladestationen nimmt zu, obwohl sie mit derzeit nur 70.751 Ladepunkten deutlich unterproportional zu der Anzahl der zu ladenden Autos liegt. Um jedoch eine Reduzierung der CO₂-Belastung zu erreichen, müssen die E-Autos mit „grünem“ Strom betrieben werden. Beim aktuellen Strommix in Deutschland sind wir davon aber meilenweit entfernt.


Ökostrom-Tarife und E-Autos: Warum der deutsche Strommix das Klimaziel gefährdet

Auch wer einen Ökostrom-Tarif abschließt, bezieht in der Regel Strom aus dem deutschen Strommix-Pool. Solar- und Windenergie stehen nicht immer zur Verfügung, insbesondere bei Dunkelheit oder Flaute. Um eine ständige Stromversorgung zu gewährleisten, ist die Grundversorgung (Strom aus Kohle, Gas, Öl und Atomkraft) unerlässlich. Das bedeutet, dass in windstillen Nächten das E-Auto fast ausschließlich mit Kohlestrom betrieben wird, was zu einer Klimagas-Emission von 300 g CO₂/km führt. Das ist doppelt so viel, wie bei einem vergleichbaren Diesel. Damit wird das eigentliche Ziel die Emissionen zu reduzieren nicht erreicht.

Um das Klimaziel der Bundesregierung zu erreichen, müssen bis zum Jahr 2030 mindestens 65 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Allerdings wird Deutschland laut Berechnungen des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Uni Köln dieses Ziel nicht erreichen. Wenn Deutschland bis dahin elf Millionen E-Fahrzeuge hat, würde dies zu einem zusätzlichen Bedarf von 39 TWh führen, was etwa acht bis neun Prozent des heutigen Strombedarfs entspricht. Auch die Industrie benötigt in Zukunft zusätzliche Strommengen, und Haushalte ziehen immer mehr elektrischen Strom aus dem öffentlichen Netz. Der „grüne“ Wasserstoff ist dabei noch nicht einmal eingerechnet. Der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft geht sogar davon aus, dass im Jahr 2030 insgesamt 700 TWh Strom benötigt werden.


E-Autos und Wärmepumpen: drohen Stromausfälle und Fahrverbote?

Der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Wolfgang Müller warnt vor lokalen Stromausfällen im Verteilnetz, wenn weiterhin so viele Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden (Blackout-News: 04.03.23). Bundes-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat Müller beauftragt, dieses Problem zu lösen. Es wird derzeit diskutiert, bei Energieknappheit Haushalten nur noch Strom für drei Stunden zum Aufladen von E-Autos zur Verfügung zu stellen, was einem Kontingent für etwa 50 Kilometer Reichweite entspricht. Der Starttermin für diese Regelung ist laut Entwurfspapier der 1. Januar 2024. In der Schweiz wird sogar darüber nachgedacht, bei drohendem Blackout Fahrverbote für E-Autos zu verhängen.

Wenn man von einer durchschnittlichen jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern und einem Energieverbrauch von 20 kWh pro 100 Kilometer ausgeht, benötigt ein Elektroauto einen jährlichen Stromverbrauch von 2.700 kWh. Das entspricht etwa dem durchschnittlichen Strombedarf eines Zweipersonenhaushalts. Die meisten Ladevorgänge erfolgen zu Hause, wobei es nur wenigen möglich ist, den eigenen Solarstrom zu nutzen. Das Laden an der Haussteckdose (230 V, max. 3,7 kW) ist zwar langsam, aber die Kosten entsprechen in der Regel dem abgeschlossenen Tarif.

Betrieb eines Elektroautos bei heutigen Strompreisen nicht günstiger als ein moderner Diesel

Mit der aktuellen Strompreisbremse fallen für das Laden von E-Autos Kosten in Höhe von 40 Cent pro kWh an. Damit kosten100 Kilometer acht Euro, wenn man das Fahrzeug an der eigenen Wallbox lädt. Bei öffentlichen Ladestationen können die Preise je nach Anbieter stark variieren. Für das langsame AC-Laden (11 bis 22 kW) werden ab 45 Cent pro kWh fällig, während für das schnellere DC-Laden (50 bis 350 kW) an Autobahnraststätten schon mal 79 bis 89 Cent pro kWh oder mehr kosten können. Somit können 100 Kilometer auch einmal 16 Euro oder mehr kosten. Damit ist ein Elektroauto auch im Betrieb nicht billiger als ein moderner Diesel.


Rohstoffknappheit bedroht Ziel von 15 Millionen E-Autos bis 2030

Hersteller von E-Autos stehen vor Herausforderungen aufgrund von Materialressourcen. Die Produktion von batteriebetriebenen Fahrzeugen erfordert große Mengen an verschiedenen Materialien, darunter Kupfer, Mangan, Lithium, Nickel, Graphit, Kobalt und Seltene Erden. Im Vergleich zu Verbrenner-Fahrzeugen wird viel mehr Kupfer und Mangan benötigt. Auch die Beschaffung vieler dieser Materialien aus politisch instabilen und ökologisch problematischen Regionen, wo oft auch Kinderarbeit eingeschlossen ist, stellt ein kritisches Problem dar.

Das Bundesverkehrsministerium befürchtet, dass das Ziel, bis 2030 etwa 15 Millionen E-Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, aufgrund von Rohstoffknappheit nicht erreicht werden kann. Obwohl die Reserven groß sind, könnte es aufgrund des steigenden Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt zu ernsthaften Versorgungsproblemen kommen.

Fazit:

Die Entscheidung der Politik beim Verkehrssektor einseitig auf eine fest vorgegebene Technik zu setzen, ist ein gefährlicher Weg. Mit der Festlegung auf das Elektroauto werden weder die eigenen Klimaziele erreicht, noch kann man die Versorgungssicherheit beim Strom garantieren. Dazu kommt, dass auch der Verbraucher keinen Vorteil hat und Hersteller fürchten müssen, dass ihnen die erforderlichen Rohstoffe nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen. Alternativen zum Elektroauto können sich nur dann entwickeln, wenn der Markt dafür offensteht.

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