Drei deutsche Werke von Continental schließen

In Hessen und Niedersachsen werden insgesamt drei Werke des Zulieferers Aumovio geschlossen. Die Tochter von Continental will aber die Produktion nicht aufgeben, sondern mindestens eine Fabrik in den USA neu aufbauen. Der Hintergrund dürfte sich in der Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump finden. (Frankfurter Rundschau, 30.06.2025)


Neue Produktionsstrategien von Aumovio

Aumovio ist eine Abspaltung von Continental für das Zulieferergeschäft. Bislang lief die Produktion äußerst erfolgreich, doch dann überzog Donald Trump den Rest der Welt mit Sonder- und Strafzöllen, wovon gerade deutsche Automobilhersteller und ihre Zulieferer besonders betroffen sind. Daher erwägt jetzt das Management von Aumovio die nächste Produktionsausweitung in den USA, schließt aber im Gegenzug die beiden hessischen Werke Babenhausen im Kreis Darmstadt-Dieburg und Karben im Wetteraukreis sowie Gifhorn in Niedersachsen.

Aumovio, Tochter von Continental, verlagert Produktion wegen US-Zöllen: Drei deutsche Werke schließen, USA-Ausbau geplant – strategische Reaktion auf Trumps Zollpolitik. Börsengang im Herbst 2025 geplant.
Aumovio, Tochter von Continental, verlagert Produktion wegen US-Zöllen: Drei deutsche Werke schließen, USA-Ausbau geplant – strategische Reaktion auf Trumps Zollpolitik. Börsengang im Herbst 2025 geplant.

In den USA dürfte das im Januar geschlossene Bremsenwerk in Culpeper (Virginia) wiedereröffnet werden, dessen Kapazität fast an die in Deutschland zu schließenden Fabriken heranreicht. Dergestalt äußerte sich auf dem Frankfurter Kapitalmarkttag der Chef von Aumovio Philipp von Hirschheydt. An allen anderen US-Standorten will das Unternehmen die Produktion ausweiten.

Welchen Einfluss hat die Zollpolitik von Donald Trump auf diese Entscheidungen?

Philipp von Hirschheydt äußerte sich auf Nachfrage zu diesem Punkt verhalten, aber dennoch eindeutig: Ohne die neuen US-Zölle hätte man eine andere Entscheidung getroffen. Aufgrund der Nachfrage habe man gute Expansionsmöglichkeiten, für die nun die Produktion in den insgesamt drei US-Werken hochgefahren werden solle. Diese hätten dafür noch Kapazitäten. Allerdings laufen derzeit (Ende Juni 2025) noch betriebswirtschaftliche und produktionstechnische Analysen, weshalb sich der Manager zu den Details einer endgültigen Entscheidung nicht äußern wollte.

Die Schließung des Werkes in Culpeper war noch von der Muttergesellschaft Continental veranlasst worden. Erst am 20. Januar war Präsident Donald Trump im Amt, kurz darauf verkündete er seine Zollpläne. Die Bremsenproduktion in jenem Werk war wohl weniger profitabel als an den deutschen Standorten, denn Continental hatte die Schließung von Culpeper schon im Jahr 2021 beschlossen. Die Produktion wurde anschließend heruntergefahren, im Januar 2025 erfolgte lediglich die Räumung der Fabrik.


Aumovio als erfolgreicher Zulieferer

Aumovio ging erst vor wenigen Monaten aus Continental Automotive hervor und hat sich gut entwickelt, auch wenn Philipp von Hirschheydt die Herausforderungen der Märkte stets betont hatte. Die Ziele bleiben dennoch ambitioniert: Bis 2027 will das Unternehmen bis zu 22 Milliarden Euro umsetzen, was ein deutliches Plus gegenüber den letzten Zahlen von Continental Automotive wäre: Die Sparte des Dax-Konzerns hatte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 19,6 Milliarden Euro erreicht. Bei Aumovio sollen es langfristig über 24 Milliarden Euro werden. Dabei könnte die neue Eigenständigkeit durchaus helfen, sie macht die Geschäftsleitung freier in ihren Entscheidungen und hilft, konzerninterne Quersubventionen zu vermeiden.

Auch eine Anpassung des Produktportfolios ist vorgesehen. Aumovio hat seinen Sitz in Frankfurt und plant für September 2025 den Börsengang. Die Aussichten sind gut, auch weil Philipp von Hirschheydt bereits die Automotive-Sektion bei Continental geleitet hat. Der erfahrene Manager sieht den Ableger gut positioniert, konstatiert eine äußerst starke Marktposition und will das Profil von Aumovio im Wettbewerb deutlich schärfen. Die Intentionen und Erfolge erhalten nun durch das erratische bis feindselige Agieren von Donald Trump einen Dämpfer, doch von Hirschheydt bleibt optimistisch. Mit einer wesentlichen Produktionsverlagerung in die USA weiche man dem Zollhammer aus, so der Manager. Am Ende werde sich die vorausschauende Planung des Konzerns bei gleichzeitiger Flexibilität bewähren.

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