Die deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Im letzten Jahr gab es einen Rückgang von 0,3 Prozent. Dies betrifft nicht nur die größte Volkswirtschaft, sondern auch die langsamst wachsende unter den 20 Ländern, die den Euro verwenden. Die industrielle Produktion ist bereits seit fünf Monaten rückläufig (nytimes: 18.01.24). Deutschland steckt in einer wirtschaftlichen Stagnation.
Deutsche Autoindustrie unter Druck: China und USA als Konkurrenten, politische Streitigkeiten bremsen Wirtschaft
Die deutschen Automobilhersteller konkurrieren nun mit vergleichsweise günstigen Elektroautos aus China und bemühen sich gleichzeitig, Technologieriesen aus den USA anzulocken. Es wird immer klarer, dass Deutschland seine Industrie nicht ausreichend flexibel und digital genug aktualisiert hat, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Wirtschaft hatte im letzten Jahr Probleme. Die Bundesregierung war fast handlungsunfähig. Dies geschah aufgrund von Streitigkeiten innerhalb der drei Parteien. Diese Parteien bilden die Regierungskoalition unter Kanzler Olaf Scholz. Dann kam im November eine Haushaltskrise, die die Popularität der Regierung in Umfragen abstürzen ließ.
Es gab viele Streitigkeiten. Diese Streitigkeiten drehten sich darum, wie man eine Lücke von 17 Milliarden Euro im Haushalt schließen sollte. Das höchste Gericht des Landes hatte im November den zuvor vorgeschlagenen Haushaltsplan abgelehnt. Diese Ablehnung erfolgte aufgrund der sogenannten Schuldenbremse. Die Schuldenbremse ist ein im Grundgesetz verankertes Gesetz. Es soll die öffentlichen Defizite niedrig halten.
Deutschlands Wohlstand bedroht: geopolitische Krisen, Schuldenbremse und drohende Ausgabenkürzungen
Geopolitische Krisen und Rivalitäten in China und den USA haben die Nachfrage nach deutschen Produkten im Ausland verringert. Deutschland erzielte Wohlstand durch den Export seiner Waren in die Welt. Dies führte zu einem Handelsüberschuss, der die Beziehungen zu den USA unter Präsident Donald J. Trump belastete.
Die Verschuldung ist beschränkt. Diese Beschränkungen hindern die Regierung daran, dringend benötigte Investitionen in die öffentliche Infrastruktur zu tätigen. Dies betrifft Schulen, die öffentliche Verwaltung, Eisenbahnen und Energieversorgungsnetze.
Deutsche werden in diesem und dem nächsten Jahr Kürzungen bei den Staatsausgaben erleben. Diese Kürzungen betreffen verschiedene Subventionen, einschließlich Landwirte und Filmemacher. Reisende werden eine neue Steuer auf Flugtickets zahlen müssen. Anreize für Solarenergie und Elektrofahrzeuge werden reduziert. Das Geld zur Verbesserung der Schienenverbindungen wird ebenfalls gekürzt.
Ökonomen warnen vor Kürzungen: Deutsche Wirtschaft vor Stagnation
Ökonomen haben davor gewarnt, dass das Kürzen der Ausgaben anstelle von Steuererhöhungen – ein Schritt, der von den fiskalisch liberalen Freien Demokraten vehement abgelehnt wird – die Wirtschaft weiter belasten wird.
Die Kürzungen könnten für die strauchelnde deutsche Wirtschaft nicht zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen. Sie haben dazu geführt, dass die drei führenden Wirtschaftsinstitute des Landes ihre Wachstumsprognosen für 2024 auf zwischen 0,6 und 0,9 Prozent gesenkt haben, verglichen mit einer Spanne von 1,1 bis 1,4 Prozent, die im September vorhergesagt wurde.
Innerhalb der Gruppe der 20 Nationen, zu denen entwickelte und Entwicklungsländer aus der ganzen Welt gehören, wird erwartet, dass Deutschland an letzter Stelle steht, wobei nur Argentinien für dieses Jahr schwächeres Wachstum erwartet.
Stagnation der deutschen Wirtschaft: Herausforderungen aus China und strukturelle Probleme
Die Verlangsamung des Wachstums in China hat ebenfalls Auswirkungen auf Deutschland. Obwohl die chinesische Wirtschaft im Jahr 2023 um 5,2 Prozent gewachsen ist, unterliegt sie bedeutenden Veränderungen, da die Führung des Landes versucht, sie von Immobilien und Bauwesen zu entwöhnen, die lange Zeit das Wachstum gestützt haben. Nicht alles ist negativ, sagen Ökonomen. Die zweistellige Inflationsrate fiel im Dezember auf 3,8 Prozent, und es wird erwartet, dass die hohen Zinsen später in diesem Jahr zu sinken beginnen. Dies, zusammen mit Lohnerhöhungen, die nach Arbeitskämpfen wie dem Streik der Zugingenieure errungen wurden, könnte die deutschen Verbraucher dazu ermutigen, mehr auszugeben, wenn auch mit dem Risiko, die Inflation weiter anzuheizen.
Aber das wird nicht ausreichen, um die strukturellen Probleme Deutschlands zu beheben. Eines davon ist der Mangel an inländischen Energiequellen: Das Land ist auf Importe angewiesen, um die Branchen zu versorgen, die jahrzehntelang das Rückgrat seiner Wirtschaft bildeten. Dazu gehören die Autoindustrie, die Stahlindustrie und die Chemieindustrie, die im letzten Jahr einen Produktionsrückgang von 11 Prozent verzeichnete.
Insgesamt hat die deutsche Industrie Schwierigkeiten, nicht nur aufgrund der hohen Energiepreise, sondern auch aufgrund des Übergangs in eine Zukunft, die agiler und digitaler ist. Pläne zur Digitalisierung der traditionsreichen, aber papiergebundenen Bürokratie des Landes, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, kamen im letzten Jahr weitgehend zum Erliegen, wie ein offizieller Index zeigt.
Deutschland kämpft mit veralteter Infrastruktur und Bürokratie
Das Land hat sein Ziel, das es 2017 festgelegt hat, alle öffentlichen Ämter bis Ende 2022 dazu zu bringen, digitale Dienste anzubieten, nicht erreicht. Die Infrastruktur hinkt weit hinter dem Rest der Europäischen Union hinterher, wo im Durchschnitt 56 Prozent der Haushalte an Glasfaserkabel angeschlossen sind, verglichen mit 19 Prozent der deutschen Haushalte.
Im Privatsektor klagen Unternehmen darüber, dass der erforderliche bürokratische Aufwand zum Bau oder zur Erweiterung von Einrichtungen das Wachstum behindert.
Deutschland hat kürzlich gezeigt, dass es schnell handeln kann, wenn es keine Wahl hat. Nachdem Russland 2022 die Lieferung von Erdgas eingestellt hatte, genehmigte die Regierung die Beschaffung und den Bau mehrerer Terminals zur Einfuhr von verflüssigtem Erdgas.
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