Deutschlands LNG-Terminals: Das Risiko einer überdimensionierten Infrastruktur

Deutschland setzte während der Krise auf den Gasmärkten, als kein russisches Erdgas mehr ankam, auf Flüssiggas. Allerdings wird nun deutlich, dass Deutschland eine überdimensionierte Flüssiggas-Infrastruktur aufbaut, was sich als sündhaft teuer für uns alle erweisen hat (Wirtschaftskurier: 30.03.23).


Risiko Investitionsruinen: Deutschlands Abhängigkeit von LNG-Terminals

Vor einem Jahr befand sich die Welt in einer Krise, da Gas ständig teurer wurde und die Lieferungen aus Russland täglich abnahmen. Minister wie Robert Habeck reisten in dieser Zeit, um neue Lieferanten ausfindig zu machen. Statt durch Pipelines aus Russland sollte der Rohstoff in flüssigem Zustand als LNG (Liquefied Natural Gas) per Schiff aus dem Westen oder Mittleren Osten kommen. Die deutschen Einkäufer zeigten den Produzenten und Händlern ihre tiefen Taschen, wodurch sie erfolgreich waren.

Seitdem baut die Regierung Terminals für LNG-Tanker, als ob es kein Morgen geben würde. Das Flüssigerdgas, welches bei uns über die Meere ankommt, erfordert spezielle Prozesse, um es zu entladen. Die Verflüssigung des Gases erfordert außerdem erhebliche Energie. Es muss von etlichen Bestandteilen gereinigt und auf unter minus 160 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Diese Prozesse verbrauchen bis zu einem Viertel des gesamten Energiegehalts des Gases.

Risiko Investitionsruinen: Deutschlands Abhängigkeit von LNG-Terminals. Überdimensionierte Flüssiggas-Infrastruktur könnte teuer werden
Risiko Investitionsruinen: Deutschlands Abhängigkeit von LNG-Terminals. Überdimensionierte Flüssiggas-Infrastruktur könnte teuer werden
Bild: CeeGee, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Europas überdimensionierter LNG-Terminalbau – Was passiert, wenn das Angebot den Bedarf übertrifft?

Nach der Verflüssigung kann das Gas über weitere Strecken per Tanker und anschließend auch mit Tankwagen, Waggons oder kleineren Schiffen transportiert werden. Vor dem Ausbruch des Ukrainekrieges und den Sanktionen gegen Russland besaßen Europa und insbesondere Deutschland nicht ausreichend Kapazitäten, um ihren Gasbedarf auf diesem Weg zu decken.

Deutschland hat in kürzester Zeit das erste schwimmende Terminal bei Wilhelmshaven gebaut, welches seit Januar 2023 regulär arbeitet. Zusätzlich wurden weitere Entladestellen in Brunsbüttel und Lubmin eröffnet, während ein schwimmendes Terminal bei Stade im Bau ist und Erweiterungen der bestehenden Anlagen geplant sind. Flüssiggas-Importe machen bereits sieben Prozent der Gasversorgung aus und ihr Anteil steigt rapide an. Doch angesichts des absehbaren Überangebots und des Preises wird vielen mulmig. Bill Hare, CEO des Klimadatenanbieters Climate Analytics, sagte gegenüber der britischen Zeitung „The Guardian“, dass die Welt „über das Ziel hinausgeschossen“ sei beim Versuch, die Lücke, die das fehlende russische Gas reißt, zu schließen. Das Volumen der Importkapazitäten, übertreffen bei Weitem den Bedarf.


Deutschlands wachsende Flüssiggas-Infrastruktur: Überangebot könnte teuer werden

Die deutsche Flüssiggas-Infrastruktur wächst und wächst, doch bald könnte das teuer werden. Vor einem Jahr begab sich Minister Robert Habeck auf die Suche nach neuen Gas-Lieferanten, als Russland wegen der Krise auf den Gasmärkten kein Erdgas mehr lieferte. Deutschland setzt seitdem auf Flüssiggas, das als LNG per Schiff aus dem Westen oder Mittleren Osten kommt. Inzwischen trägt das Flüssiggas bereits sieben Prozent zur Gasversorgung bei, und das Überangebot wird immer deutlicher. Die Welt sei beim Versuch, die Lücke, die das fehlende russische Gas reißt, zu schließen, „über das Ziel hinausgeschossen“, so Bill Hare, Chef des Klimadatenanbieters Climate Analytics.

Die bestehenden und für die nächsten Jahre zusätzlich geplanten LNG-Terminals sind mehr als genug, um den Bedarf Deutschlands zu decken. Für Krisenzeiten gedacht, könnten die Importkapazitäten von bald geschätzten 77 Milliarden Kubikmeter pro Jahr bald mehr liefern, als über den Verbrauch abfließt. Vor allem angesichts der deutschen Klimaziele ist das heikel: Der Beitrag von Gas zur Energieversorgung soll sinken und nicht steigen. LNG ist auch im Fokus zahlreicher Umweltverbände, wegen des hohen Energieverbrauchs, noch ehe es überhaupt verfeuert wird. Und doch will die Ampelkoalition weitere Terminals bauen und erweitern, obwohl das teuer wird. Bundeswirtschaftsminister Habeck benötigt bereits zusätzliche 1,6 Milliarden Euro für die Bauten und Ausbauten, doch von Abstrichen am Programm ist nicht die Rede. Der Wettlauf um LNG-Importe ist eröffnet.

Ertrinkt Europa in Flüssiggas? Überkapazitäten könnten zu Verlustgeschäften führen

Laut dem Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) besteht die Gefahr, dass Deutschland und Europa demnächst in Flüssiggas ertrinken, wenn der Ausbau der Infrastruktur wie geplant umgesetzt wird. Bis 2030 werden Kapazitäten für 400 Milliarden Kubikmeter pro Jahr entstehen, während der gesamte Bedarf der Europäischen Union im Jahr 2019 lediglich 413 Milliarden Kubikmeter betrug. Davon stammte nur etwas mehr als die Hälfte aus Russland und wird nun nicht mehr geliefert.

Die europäischen Länder könnten potenziell als Wiederverkäufer auftreten, jedoch stellt dies aufgrund der höheren Einkaufspreise Deutschlands eine Preisfrage dar und wäre daher ein Verlustgeschäft. Zudem wird durch den Umweg über die Tankerflotte wieder vermehrt russisches Erdgas nach Europa transportiert, wobei Frankreich der größte Abnehmer ist. Die Prognosen der großen Energieagenturen gehen davon aus, dass bis 2030 weniger als die Hälfte der über 60 bestehenden LNG-Terminals in Betrieb sein werden, da der EU-weite Bedarf auf rund 190 Milliarden Kubikmeter zurückgehen soll.


Deutschlands Flüssiggas-Überfluss: Wird die Überkapazität zum politischen Problem?

Wenn die Bemühungen, Gasheizungen in Privathaushalten mittelfristig abzuschaffen, erfolgreich sind, könnte Deutschland bald nicht nur zu viel Flüssiggas haben, sondern auch zu viel Gas im Allgemeinen. Die Industrie diversifiziert ihre Energieversorgung bereits mit einer Vielzahl von Technologien, von Wärmepumpen bis hin zu Wasserstoff. Im Vergleich zu anderen Nationen, die in großem Umfang LNG importieren, wie Großbritannien, Frankreich und Spanien, importiert Deutschland bislang nur begrenzt. Allerdings entstehen dort noch höhere Importkapazitäten, was zu politischen Kontroversen führen wird.

Die Pläne des Wirtschaftsministeriums stoßen bereits jetzt bei der Partei des Ministers auf Skepsis: Die Grünen kritisieren, dass man die Gasabhängigkeit für die Zukunft zementiere, eine Meinung, die auch von Umweltverbänden vertreten wird. Auch die Opposition von CDU/CSU ist seit der 1,6-Milliarden-Euro-Nachforderung aus dem Ministerium verärgert: Der zusätzliche Bedarf sei nur aufgrund schlampiger Planung und offensichtlich vergessener Kosten entstanden (Blackout-News: 19.03.23).

Deutschland droht Überkapazität an Gas – Prognosen der Regierung unrealistisch?

Tatsächlich rechnen die Ministerialbeamten mit einem nahezu konstant hohen Bedarf und fügen einen großzügigen Sicherheitspuffer hinzu. Bei den Prognosen werden jedoch weder die Lieferfähigkeiten von Partnerländern noch der absehbare Rückgang der Nachfrage bei aktuellen deutschen Exportkunden, wie zum Beispiel Polen, berücksichtigt.

Im Gegensatz dazu hat das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag der Bundesregierung in einer Studie festgestellt, dass bei der geplanten Infrastruktur nur eine Auslastung der Terminals von 16 bis 38 Prozent ab 2030 zu erwarten sei. Dies bedeutet, dass es wahrscheinlich neue, ungenutzte Investitionen vor den Küsten der Nord- und Ostsee geben wird.

Möglicherweise wird man eines Tages den Bürgern in Mecklenburg-Vorpommern für ihren Widerstand dankbar sein, da sie sich in Umfragen deutlich gegen ein weiteres schwimmendes LNG-Terminal vor der Insel Rügen ausgesprochen haben.

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Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 0:32 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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