Deutschlands Energiewende gerät zunehmend international ins Kreuzfeuer. Vor wenigen Tagen veröffentlichte das Wall Street Journal einen kritischen Artikel mit dem Titel „When the Wind Didn’t Blow in Germany“. Darin wird Deutschlands Energiewende als gescheiterter Versuch beschrieben, der mehr abschrecke als inspiriere. Trotz des Ziels, bis 2045 klimaneutral zu sein, verliert Deutschland an Ansehen. Die ursprünglich angestrebte Vorreiterrolle wandelt sich in ein mahnendes Beispiel für andere Nationen (wsj: 25.04.25).
Wall Street Journal kritisiert Deutschlands Klimapolitik
Die Idee, durch ambitionierte Ziele weltweit Nachahmer zu finden, zerbricht an der Realität. Laut dem Wall Street Journal betrachten Beobachter aus den USA Deutschland nicht als Vorbild, sondern als Warnung. Trotz milliardenschwerer Investitionen zeigt der Energiemix Schwächen. Die politisch forcierten Projekte schaffen es nicht, eine stabile Versorgung sicherzustellen.
Im ersten Quartal 2024 rutschte der Anteil erneuerbarer Energien auf 47 %. Ein Jahr zuvor lag er noch bei 56 %. Dabei entstanden zahlreiche neue Windkraftanlagen. Dennoch sank die Produktion, was die Anfälligkeit wetterabhängiger Systeme schonungslos offenlegt.
Wetterextreme entlarven die Schwächen der Energiewende
Die Ursachen des Rückgangs liegen in einer Reihe ungünstiger Wetterereignisse. Februar und März 2024 brachten kaum Wind. Auch die Wasserkraft litt unter fehlenden Niederschlägen. Zwar verbesserte ein sonniger März die Solarstromproduktion leicht, doch die kurzen Tage verhinderten einen Ausgleich.

Solche Dunkelflauten verdeutlichen ein strukturelles Risiko. Eine Energieversorgung, die fast vollständig auf volatile Quellen setzt, gerät bei ungünstigen Bedingungen schnell an ihre Grenzen. Ohne stabile Grundlast bleibt Versorgungssicherheit eine Illusion.
Neue Pläne mit alten Problemen
Die kommende Regierung unter Friedrich Merz plant nun eine Absicherung durch neue Erdgaskraftwerke. Diese sollen in Zeiten schwacher Stromproduktion einspringen. Gleichzeitig sollen erneuerbare Energien weiter ausgebaut werden. Doch diese Doppelstrategie droht teuer zu werden. Kraftwerke, die hauptsächlich als Reserve dienen, arbeiten unwirtschaftlich und könnten zusätzliche Subventionen notwendig machen.
Interessanterweise bleibt die Kernenergie in den Planungen außen vor. Dabei weisen zahlreiche Fachleute auf ihr Potenzial für eine verlässliche Energieversorgung hin. Stattdessen setzt Deutschland auf eine riskante Mischung aus wetterabhängiger Energie und fossilen Rückfalloptionen.
Wall Street Journal sieht Deutschland als Mahnung
Das Wall Street Journal zieht ein ernüchterndes Fazit: Deutschlands Versuch, eine globale Vorreiterrolle in der Energiewende einzunehmen, scheitert an praktischen Herausforderungen. Große Volkswirtschaften wie die USA erkennen diese Schwächen genau. Statt Inspiration liefert Deutschland ein Lehrstück darüber, wie politische Ambitionen an physikalischen Realitäten zerbrechen können. Der Spott aus Übersee dürfte sich daher nicht so schnell legen.
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