China baut eine riesige Anzahl neuer Kohlekraftwerke, möglicherweise mehr als der Rest der Welt zusammen. Die Kraftwerke werden wahrscheinlich nie voll ausgelastet sein und dienen größtenteils als Back-up für die erneuerbaren Energien. Die weltweit führende Nation beim Ausbau erneuerbarer Energien investiert in fossile Brennstoffe aus Sorge über die weltweite Verknappung bei der Stromversorgung. Aber die Stromproduktion aus Kohle wandelt sich von einer Hauptstromquelle zu einer weithin verfügbaren Backup-Lösung für die schnell wachsende Stromerzeugung durch erneuerbarer Energien (Bloomberg: 31.10.22).
China baut mehr neue Kohlekraftwerke als weltweit in einer anderen Nation vorhanden sind
Die Arbeiten an den neuen Kohlekraftwerken mit einer Kapazität von mindestens 165 Gigawatt sollten bis Ende 2023 beginnen. Dies teilte die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission den Führungskräften bei einem Treffen im September mit. Der Vorsitzende der China Energy Engineering Corp. hat unterdessen prognostiziert, dass das Land in den fünf Jahren bis 2025 insgesamt 270 Gigawatt hinzufügen könnte. Das wäre mehr als derzeit in jeder anderen Nation vorhanden ist. Neue Kohlegenehmigungen haben bereits zugenommen, und obwohl das endgültige Ausmaß des Hochlaufs nicht bekannt ist, könnte das Hinzufügen von 270 Gigawatt laut einer Berechnung auf der Grundlage von BloombergNEF-Daten 79 bis 106 Milliarden US-Dollar kosten. Mit Ausnahme von China beläuft sich der Rest des weltweiten Neubaus von Kohlekraftwerken auf etwa 101 Gigawatt, nach Daten, die von Global Energy Monitor zusammengestellt wurden.
Reaktion auf Fehler beim Ausbau der erneuerbaren Energien in den USA und Europa
Chinas Strategie reagiert mit dem Ausbau auf Fehler, die in den USA und Europa begangen wurden. Dort hat man aufgehört, in die Produktion und Infrastruktur fossiler Brennstoffe zu investieren, bevor die erneuerbaren Energien in der Lage waren, diese zu ersetzen. Das hat in Europa in einigen Ländern zu einer übermäßigen Abhängigkeit von Importen und in den USA zu technischen Problemen mit den alten Netzen geführt, die dort oft nicht in der Lage sind, den Strom aus erneuerbaren Energien zu den Verbrauchern zu bringen.
Chinas Motto bei der Energiewende: „Neues bauen, bevor man Altes abwirft“
Auf dem jüngsten Parteitag legte Präsident Xi Jinping dar, dass Chinas Energiewende „dem Prinzip folgt, Neues zu bauen, bevor man Altes verwirft“. In der Praxis bedeutet dies, sowohl sauberen Strom als auch mehr Kohle hinzuzufügen, um zu versuchen, wirtschaftslähmende Stromknappheit zu beseitigen und einen Puffer gegen volatile globale Kraftstoffpreise zu schaffen. Gleichzeitig will China die langfristigen Klimaziele des Landes durch den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben. Da Chinas Wirtschaft wächst, benötigt sie immer mehr Energie. China erwartet den Höhepunkt des Kohleverbrauchs erst Mitte des Jahrzehnts zu erreichen. Aber selbst wenn neue Anlagen mit Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern gebaut werden, sollen diese immer weniger genutzt werden, da sie durch immer mehr saubere Energie verdrängt werden sollen.
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