Ein neuer Mini-Atomreaktor soll militärische US-Stützpunkte autark mit Strom versorgen. BWX Technologies (BWXT) und Rolls-Royce entwickeln gemeinsam ein System, das bis zu 1,5 Megawatt leisten kann. Der mobile Reaktor passt in vier Standardcontainer und lässt sich schnell verlegen. Ziel ist eine sichere Stromversorgung auch unter extremen Bedingungen (heise: 01.08.25).
Mini-Atomreaktor für abgelegene Einsatzorte
Der Mini-Atomreaktor entsteht im Auftrag des Strategic Capabilities Office des Pentagon. Er eignet sich für Militärbasen ebenso wie für entlegene Forschungsstationen oder Regionen nach Naturkatastrophen. Durch den TRISO-Brennstoff mit bis zu 20 Prozent Uran-235 läuft das System rund drei Jahre ohne Nachladen. „Ein geringes Risiko für die Umwelt“ sei gegeben, betont BWXT in einer Mitteilung. Die Containerlösung erleichtert Transport und Lagerung.

Rolls-Royce bringt dabei seine Expertise im Bereich sicherheitskritischer Energiesysteme ein. Gemeinsam mit BWXT entsteht ein Demonstrator, der alle zentralen Eigenschaften für den Einsatz unter Extrembedingungen vereint. Eine permanente Kühlung ist nicht erforderlich – ein entscheidender Vorteil gegenüber konventionellen Anlagen.
Demonstrator des Mini-Atomreaktors geplant ab 2028
Die Ursprünge des Projekts reichen zurück ins Jahr 2016, als das US-Verteidigungsministerium eine erste Studie zur Machbarkeit eines mobilen Reaktors initiierte. Sechs Jahre später erhielt BWXT den offiziellen Auftrag, einen funktionstüchtigen Prototyp zu entwickeln. Geplant ist der Einsatz ab 2028, zunächst als Demonstrator unter realistischen Bedingungen.
Parallel dazu verfolgt auch Radiant Nuclear ein ähnliches Ziel. Gründer Doug Bernauer arbeitete zuvor bei SpaceX an Versorgungssystemen für zukünftige Mars-Kolonien. Diese Erfahrungen fließen nun in ein ziviles Reaktorkonzept ein, das ebenfalls auf Mobilität, Sicherheit und autarke Stromversorgung setzt.
Strategischer Vorteil durch Mini-Atomreaktoren
Mini-Atomreaktoren gewinnen angesichts wachsender Unsicherheiten in globalen Energienetzen an Bedeutung. Naturkatastrophen, Cyberangriffe oder geopolitische Spannungen bedrohen zunehmend zentrale Stromquellen. Kompakte, verlegbare Reaktoren könnten kritische Infrastruktur absichern und Versorgungslücken schließen.
Die USA verschaffen sich mit Projekten wie „Pele“ und starken Partnern wie Rolls-Royce einen Vorsprung. Auch China und Russland forschen an ähnlichen Technologien. Ob sich diese Reaktoren langfristig etablieren, hängt von regulatorischen Hürden, öffentlicher Akzeptanz und ökonomischer Skalierbarkeit ab. Doch der technologische Wandel ist längst in Gang gesetzt.
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