BP und TotalEnergies, zwei Energiegiganten, haben tief in die Tasche gegriffen. Sie haben 12,6 Milliarden Euro ausgegeben, um Plätze für Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee zu bekommen. Die Energiekonzerne glauben, dass sie das Geld durch den Verkauf des produzierten Stroms zurückverdienen können. Sie haben sogar auf eine garantierte Bezahlung verzichtet. Allerdings setzen sie dabei auf weiter steigende Strompreise (tz: 19.07.23).
Milliarden für grünen Strom: BP erhält Zuschlag für riesige Windparks vor Helgoland
Der Grund dafür ist eine Änderung in der Art und Weise, wie die Bundesnetzagentur die Bezahlung für Windkraftanlagen verteilt. Zum ersten Mal hat die Agentur ein neues Gesetz angewendet, das „Dynamisches Gebotsverfahren“ heißt. In der Vergangenheit haben Firmen, die ihren Strom am billigsten anbieten konnten, den Zuschlag bekommen. Dabei haben sie oft eine staatliche Garantie verlangt, für den Fall, dass der Strompreis stark sinkt.
Aber in der letzten Zeit haben Firmen immer öfter auf diese Garantie verzichtet und Angebote zu null Cent gemacht. Um zwischen diesen Angeboten wählen zu können, gab es nun zum ersten Mal eine zweite Auktionsrunde. Hier hat derjenige gewonnen, der am meisten Geld draufgelegt hat.
BP hat grünes Licht bekommen, um zwei Windparks zu bauen. Jeder Park soll eine Leistung von zwei Gigawatt haben. Die Parks entstehen ungefähr 120 Kilometer nordwestlich von Helgoland. Für diesen Plan muss BP fast 6,8 Milliarden Euro zahlen.
Milliardeninvestitionen in Offshore-Windkraft: BP und TotalEnergies sichern sich Projekte im Wert von 12,6 Milliarden Euro
TotalEnergies darf auch bauen. Sie haben den Auftrag für einen weiteren Windpark in der gleichen Gegend in der Nordsee bekommen. Dazu kommt ein kleinerer Park in der Ostsee, der nur 25 Kilometer von Rügen entfernt ist. Für diese Projekte muss der französische Riese gut 5,8 Milliarden Euro zahlen.
Zusammen haben die beiden Energieunternehmen also 12,6 Milliarden Euro ausgegeben. Sie wollen auf diesen Gebieten Windkraftanlagen mit einer Leistung von sieben Gigawatt bauen. Der Plan ist, die Parks im Jahr 2030 fertig zu haben.
Die Stiftung Offshore-Windenergie ist jedoch nicht glücklich mit dieser Entwicklung. Sie kritisieren, dass nur „zwei finanzstarke Riesen aus der Öl- und Gasbranche“ den Zuschlag bekommen haben. Sie bemängeln auch, dass diese beiden Firmen zusammen fast so viel Leistung bauen wollen, wie es bisher insgesamt in deutschen Gewässern gibt.
Im nächsten Jahr sollen weitere acht bis neun Gigawatt ausgeschrieben werden. Die Stiftung warnt jedoch vor der Gefahr eines Oligopols im deutschen Offshore-Windmarkt, wenn das Auktionsdesign nicht überarbeitet wird. Es ist wichtig, dass die Politik darauf achtet, die Vielfalt der Akteure zu erhalten.
Milliardeneinnahmen durch Offshore-Windversteigerungen
Die Milliarden, die der Staat durch diese Versteigerungen einnimmt, haben einen bestimmten Verwendungszweck. 90 Prozent des Geldes werden zur Senkung der Offshore-Netzumlage verwendet. Diese Umlage finanziert die Anbindung der Offshore-Windparks ans Stromnetz und wird von den Verbrauchern über ihre Stromrechnung bezahlt. Für das Jahr 2023 beläuft sie sich auf 2,3 Milliarden Euro, was einer Erhöhung von knapp 0,6 Cent pro Kilowattstunde entspricht.
Mit den Einnahmen aus den aktuellen Versteigerungen könnte die Umlage, wenn man die Summe auf 20 Jahre verteilt, jährlich um etwa 1,7 Milliarden Euro sinken. Dies würde für die Stromkunden jedoch nur eine Einsparung von höchstens 0,2 Cent pro Kilowattstunde bedeuten.
Zehn Prozent der Einnahmen aus der Flächenversteigerung fließen auch in den Bundeshaushalt und haben ebenfalls einen bestimmten Verwendungszweck. Fünf Prozent werden gemäß dem Gesetz für Maßnahmen zum Schutz des Meeres und weitere fünf Prozent für umweltschonende Fischerei einschließlich Fischereistrukturmaßnahmen verwendet. Das Geld soll vorzugsweise im betroffenen Naturraum eingesetzt werden, so steht es im Gesetz.
Spekulation auf hohe Strompreise
Wenn man die Milliardenbeträge, die die Unternehmen für die Offshore-Flächen bezahlen, auf die erwarteten Erträge über 20 Jahre umrechnet, ergibt sich ein Wert von etwa zwei Cent pro Kilowattstunde. Die Unternehmen setzen also darauf, dass sie den Strom zu einem Preis verkaufen können, der ihnen trotzdem Gewinne bringt.
In der jüngsten Vergangenheit waren die Bedingungen diesbezüglich günstig: Die monatlichen Durchschnittswerte für Offshore-Windstrom lagen im Jahr 2023 bisher zwischen etwa acht und elf Cent pro Kilowattstunde. Allerdings schwanken diese Werte mitunter stark, und das birgt nun das Risiko für die Investoren. Der Strommarkt war im Jahr 2022 sehr attraktiv, als der Durchschnittspreis an der Börse für Offshore-Windstrom bei 18,3 Cent pro Kilowattstunde lag. Auch im Jahr 2021 waren es solide 9 Cent, während der Marktwert von Offshore-Windstrom im Jahr 2020 auf ruinöse 2,7 Cent sank.
Wer heute in einen Offshore-Windpark investiert, ohne staatlich garantierte Mindestvergütung und zusätzlich noch rund zwei Cent pro Kilowattstunde für den Standort bezahlt, müssen BP und TotalEnergies vor allem eines haben: Vertrauen in weiterhin steigende Marktpreise an der Strombörse.
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