BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic plädiert für eine klare Bevorzugung von Elektrofahrzeugen im Straßenverkehr. Anstatt auf ein generelles Verbot von Verbrennungsmotoren zu setzen, schlägt er eine alternative Strategie vor. Beispielsweise könnten Elektroautos privilegierten Zugang zu Innenstädten erhalten, kostenlose Parkplätze nutzen oder sogar eine eigene Spur auf der Autobahn bekommen. „Wenn man im Stau steht und ständig von Elektroautos überholt wird, überlegen sich viele, ob sie nicht doch umsteigen sollten“, betonte Nedeljkovic in einem Interview (faz: 11.08.24).
BMW schlägt vor: Eigene Spur auf der Autobahn für E-Autos
Die Idee hinter diesen Vorschlägen ist klar: Anreize sollen den Umstieg auf Elektroautos attraktiver zu machen, ohne auf langfristig teure staatliche Subventionen angewiesen zu sein. Nedeljkovic ist überzeugt, dass derartige Maßnahmen effektiver sind als staatliche Kaufprämien. Denn diese könnten auf Dauer nicht die notwendige Nachfrage nach Elektroautos erzeugen.
Während die Politik noch über das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren debattiert, setzt BMW weiterhin stark auf den Produktionsstandort Deutschland. „Dieses Jahr entstehen mehr als eine Million Fahrzeuge in Deutschland“, so der Vorstand. Letztes Jahr produzierte das Unternehmen in den deutschen Werken in Dingolfing, München, Regensburg und Leipzig insgesamt 936.000 Autos. Zum Vergleich: In China wurden 729.000 und in den USA 411.000 Fahrzeuge gebaut.
BMW schlägt Alarm: Deutschland droht der Verlust seiner Industrie
Trotz dieser beeindruckenden Zahlen wird es für BMW in Deutschland zunehmend schwieriger. Bürokratie, hohe Energiekosten und teure Standortbedingungen machen der Industrie zu schaffen. Nedeljkovic erläutert, dass BMW in den letzten fünf Jahren fünf Milliarden Euro in deutsche Werke investiert hat, die trotz der Herausforderungen weiterhin profitabel arbeiten. Doch die Rahmenbedingungen verschlechtern sich zusehends: „Aktuell sehen wir eine Abwanderung von Industriebetrieben, insbesondere aus dem Mittelstand und bei Zulieferern. Was wir hingegen dringend brauchen, sind neue Technologien, die sich hier ansiedeln“, erklärte Nedeljkovic.
Er warnt davor, dass der Standort Deutschland nur dann wettbewerbsfähig bleiben kann, wenn es gelingt, Bürokratie abzubauen, Energiepreise zu senken und in Infrastruktur zu investieren. Die Industrie benötigt ein zuverlässiges Straßennetz, eine funktionierende Bahn und eine moderne digitale Infrastruktur. Andernfalls droht eine schleichende Erosion der industriellen Basis, was langfristig Arbeitsplätze und Wohlstand gefährden könnte.
Kritik an EU-Klimapolitik
Neben den nationalen Herausforderungen kritisiert Nedeljkovic auch die Klimapolitik der Europäischen Union. Insbesondere die Pläne, den CO₂-Fußabdruck eines Unternehmens anhand des Strommixes des jeweiligen Landes zu berechnen, stoßen auf Widerstand. BMW, das verstärkt auf Grünstrom setzt, sieht sich durch diese Regelung benachteiligt. „Unser CO₂-Fußabdruck würde dann mit dem deutschen Strommix gewertet, Kohlestrom inklusive. Das würde unsere Bilanz auf dem Papier massiv verschlechtern“, so Nedeljkovic.
Er warnt davor, dass solche Regelungen den Anreiz, in klimaneutrale Produktionsmethoden zu investieren, deutlich reduzieren könnten. Die EU-Klimapolitik müsste daher so ausgestaltet sein, dass Unternehmen, die in nachhaltige Technologien investieren, belohnt und nicht bestraft werden.
BMW setzt weiterhin auf Innovation und technologische Fortschritte, doch die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Ob eine eigene Spur für Elektroautos auf der Autobahn oder der Abbau bürokratischer Hürden: Die Politik ist gefordert, die richtigen Weichen für die Zukunft der Mobilität und der Industrie zu stellen.
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