BASF zerschlägt Wintershall Dea. 850 Mitarbeiter in Hamburg und Kassel verlieren ihre Jobs. Diese Entscheidung folgt einem Deal mit Harbour Energy, der vorsieht Produktions- und Entwicklungsaktivitäten von Wintershall Dea in verschiedenen Ländern zu übertragen. Dazu gehören Norwegen, Argentinien, Deutschland, Mexiko, Algerien, Libyen, Ägypten und Dänemark, sowie Lizenzen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (taz: 22.12.23).
Milliarden-Deal: BASF und Letter One trennen sich von Wintershall Dea
BASF erhält im Gegenzug 1,56 Milliarden Dollar und Aktien von Harbour für ihren 72,7-prozentigen Anteil an Wintershall Dea. Dadurch wird BASF mit 39,6 Prozent zum Großaktionär des erweiterten Harbour-Konzerns. Harbour Energy ist der größte britische Öl- und Gasproduzent und entstand aus der Fusion von Chrysaor und Premier Oil im Jahr 2021.
Letter One, ehemaliger Eigentümer von Dea, besitzt 27,3 Prozent von Wintershall Dea. Er erhält rund 590 Millionen Euro und neue Aktien im Wert von 14,9 Prozent von Harbour. Letter One gehört dem russischen Milliardär Michail Fridman, der aufgrund des Ukraine-Konflikts auf der EU-Sanktionsliste steht.
Die Unternehmenssitze von Wintershall Dea in Kassel und Hamburg werden geschlossen, wobei einige Mitarbeiter von Harbour übernommen werden sollen. Das Unternehmen hat die Mitarbeiter über diese Entscheidung in einer internen Veranstaltung informiert.
Unsichere Zukunft für Wintershall: BASF zieht sich aus Öl- und Gasgeschäft zurück
Die Zukunft von Wintershall nach der Übernahme ist ungewiss, aber es besteht die Möglichkeit, dass einige Mitarbeiter in Kassel bleiben könnten. Die Gewerkschaft IG BCE betont die soziale Verantwortung von BASF und Letter One gegenüber den betroffenen Mitarbeitern.
Die Mitarbeiter von Wintershall Dea erleben bereits den zweiten Rückschlag. Im September kündigte das Unternehmen an, weltweit etwa 500 seiner über 2000 Stellen abzubauen, darunter etwa 300 in Deutschland.
BASF verfolgt seit einiger Zeit Pläne, sich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückzuziehen. Die geplante Börsennotierung von Wintershall Dea wurde jedoch mehrmals verschoben und schließlich durch den Ukraine-Konflikt vereitelt. Der Konzern entstand 2019 aus der Fusion von Wintershall, einer Tochtergesellschaft von BASF, und dem Konkurrenten Dea.
BASF sieht den Deal als wichtigen Schritt bei seinem geplanten Ausstieg aus dem Öl- und Gasgeschäft. Die Anteile an Harbour, die BASF erhält, haben Wertsteigerungspotenzial. Sie ermöglichen BASF einen schrittweisen Ausstieg aus diesem Geschäftsbereich.
BASF und Letter One trennen sich von umstrittenen Geschäften
Die rechtliche Trennung der Geschäfte mit Russland-Bezug geht voran. Diese Geschäfte umfassen auch Beteiligungen in Libyen, den Niederlanden und an der Gaspipeline Nord Stream. Obwohl sie von Präsident Putin beschlagnahmt wurden, sind sie formell noch im Besitz von BASF und Letter One.
Die Transaktion mit Harbour Energy erfordert noch die Genehmigung der Wettbewerbsbehörden. Die voraussichtliche Abschlusszeit ist das vierte Quartal 2024. Im ersten Halbjahr 2023 erreichte das kombinierte Geschäft einen Pro-forma-Umsatz von 5,1 Milliarden Dollar und ein operatives Ergebnis von 3,7 Milliarden Dollar. Die Produktion von Harbour und Wintershall Dea belief sich im ersten Halbjahr 2023 auf 513 Tausend Barrel Öläquivalent pro Tag.
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