Gasversorgung – Experte warnt vor unsicherer Versorgungslage im kommenden Winter

Der Vorstandschef von Wintershall Dea, Mario Mehren, hat bei der Präsentation der Halbzeitbilanz eindringlich vor neuen Problemen in der Gasversorgung Europas gewarnt. Trotz der deutlichen Preissenkungen bei Rohstoffen bleibt die Situation unsicher und birgt weiterhin Risiken bei der Versorgungslage. Insbesondere bereitet ihm die Zukunft des Gastransitvertrages zwischen Russland und der Ukraine Sorge (FAZ: 27.07.23).


Achtung Gasversorgung! Experte warnt vor möglicher Preissteigerung und Unsicherheiten bei der Versorgungslage

Mehren betont, dass wir uns nicht in Sicherheit wiegen sollten. Zwar sind die Rohstoffpreise gesunken, aber das bedeutet nicht, dass die Lage dauerhaft stabil bleibt. Eine entscheidende Frage ist, was nach Ablauf des Gastransitvertrages zwischen Russland und der Ukraine passieren wird. Derzeit fließt immer noch russisches Gas durch die Ukraine nach Europa, einschließlich Länder wie Österreich und Italien. Allerdings hat die Regierung in Kiew angekündigt, den Vertrag, der Ende 2024 ausläuft, nicht mehr zu verlängern.

Achtung Gasversorgung! Experte warnt vor möglicher Preissteigerung und Unsicherheiten bei der Versorgungslage im kommenden Winter
Achtung Gasversorgung! Experte warnt vor möglicher Preissteigerung und Unsicherheiten bei der Versorgungslage im kommenden Winter
Bild: RG72, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Mario Mehren warnt davor, dass eine Nichtverlängerung des Vertrages zu einer erneuten Preissteigerung führen könnte. Deshalb ist es wichtig, nicht in Selbstgefälligkeit zu verfallen. Der vergangene Winter war zwar mild, und auch der Rückgang der industriellen Produktion hat die Nachfrage gedämpft. Dennoch dürfen wir uns nicht auf diese vergangene Situation verlassen.

Die Versorgungslage bei Gas bleibt in Europa also weiterhin von Unsicherheiten geprägt, und es bedarf sorgsamer Vorbereitung auf mögliche Herausforderungen in der Zukunft. Derzeitige Preissenkungen könnten sich ändern, und es ist von großer Bedeutung, die Abhängigkeit von bestimmten Gaslieferanten zu reduzieren und auf Diversifizierung zu setzen. Nur so kann Europa auch langfristig eine stabile und sichere Energieversorgung gewährleisten.


Schwieriger Rückzug aus Russland: Wintershall kämpft mit Hindernissen

Der Rückzug von Wintershall aus Russland gestaltet sich als mühsamer Prozess. Laut Mario Mehren, dem Vorstandschef des Unternehmens, erschwert die russische Regierung den Ausstieg täglich mit neuen Hürden, angefangen von aufwändigen Genehmigungsverfahren bis hin zu Vetorechten beim Verkauf von Beteiligungen. Obwohl diese Schwierigkeiten den beschlossenen Rückzug nicht beeinflussen, gestaltet sich der Verkauf der russischen Vermögenswerte als besonders knifflig. Finanziell hat Wintershall das Land bereits verlassen, da die Beteiligungen bereits abgeschrieben wurden. Zuvor hatte Russland auch den Transfer von Gewinnen blockiert, was dazu geführt hat, dass sich Wintershall praktisch wirtschaftlich enteignet sieht.

Die BASF-Tochtergesellschaft ist seit über 30 Jahren in Russland aktiv und war ein wichtiger Partner des russischen Gasmonopolisten Gazprom, sowohl als Miteigentümer von Nord Stream als auch als Mitfinanzierer von Nord Stream 2. Noch heute ist Wintershall an drei Förderprojekten in Sibirien beteiligt. Ein sofortiger Rückzug hätte zur Folge, dass die teuren Förderlizenzen ohne Ersatz an den russischen Staat übergehen würden, was das Unternehmen vermeiden möchte. Allerdings hat Wintershall derzeit keine Gespräche über einen Verkauf an den Miteigentümer Michail Fridman geplant. Die Beziehung zwischen ihm und der BASF ist seit der Blockierung der Börsengangspläne angespannt.

Im zweiten Quartal litt Wintershall unter den niedrigeren Öl- und Gaspreisen, wodurch der operative Gewinn trotz leicht höherer Fördermenge im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf 975 Millionen Euro zurückging. In diesen Zahlen ist das Russlandgeschäft bereits nicht mehr enthalten. Der Ausstieg aus Russland bleibt somit eine Herausforderung für Wintershall.

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