Schleswig-Holstein zieht die Reißleine – auch als Reaktion auf die politische Entwicklung in den USA unter Donald Trump. Als erstes Bundesland ersetzt es zentrale Microsoft-Produkte in der Landesverwaltung. Rund 60.000 Mitarbeiter nutzen künftig weder Word noch Outlook. Ziel ist die vollständige Unabhängigkeit von US-amerikanischen Tech-Konzernen und deren wachsendem Einfluss auf internationale Politik und digitale Infrastrukturen (bild: 16.04.25).
Digitale Souveränität statt Softwareabhängigkeit
Im Mittelpunkt der Reform steht der Schutz sensibler Daten. Digitale Souveränität soll gewährleisten, dass kein ausländisches Unternehmen Einfluss auf behördliche Abläufe nimmt. Besonders die undurchsichtige Politik der USA unter Donald Trump und die enge Verbindung zwischen Politik und Tech-Milliardären gelten als Risiken. Auch die Zusammenarbeit von Konzernen wie Meta oder Tesla mit politischen Entscheidungsträgern in Washington spielt dabei eine Rolle. Schleswig-Holstein zieht daraus konkrete Konsequenzen – und ersetzt die Software von Microsoft durch quelloffene Alternativen.

Die Maßnahme betrifft zentrale Programme: Word, Excel und nun auch Outlook. Letzteres wurde bereits aus der Verwaltung entfernt. Stattdessen greift die Landesregierung auf Open-Xchange zurück – ein E-Mail-System, das unabhängig von großen Konzernen funktioniert. Damit geht das Bundesland einen Weg, den viele IT-Experten bereits seit Jahren fordern.
„Gefangenschaft in Softwarelösungen lähmt die Wirtschaft“
Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei und Digitalisierungsminister, gilt als treibende Kraft hinter dem Umbau. Seine Haltung ist klar: „Die Gefangenschaft in Softwarelösungen großer, insbesondere außereuropäischer, Anbieter ist nicht nur eine Bedrohung für unsere Sicherheit, sondern lähmt auch das Wachstum unserer Digitalwirtschaft.“ Er sieht nicht nur technische, sondern auch politische Gründe für die Abkehr von Microsoft & Co.
Nach Einschätzung der Staatskanzlei lässt sich die Kontrolle über Bürgerdaten nicht einem einzigen Anbieter überlassen. Die Abhängigkeit von einem Monopol gefährdet die digitale Selbstbestimmung und öffnet potenziellen Angriffen Tür und Tor. Die geopolitische Entwicklung der letzten Jahre habe den Handlungsdruck deutlich erhöht.
Elon Musk, Meta und Microsoft: Politische Verflechtungen
Der Einfluss amerikanischer Tech-Giganten auf globale Entscheidungen ist nicht mehr zu übersehen. Elon Musk berät als Unternehmer nicht nur die US-Regierung, sondern stellt mit seinem Unternehmen SpaceX auch kritische Infrastruktur für internationale Krisengebiete bereit. Sein Satellitennetz Starlink gilt als strategisch bedeutsam – etwa im Ukraine-Krieg.
Auch Mark Zuckerberg nutzt seine Plattformen zur politischen Einflussnahme. Während seiner Kontakte mit Trump schaffte er Faktenchecks auf Facebook und Instagram kurzerhand ab. Und selbst Bill Gates lobte jüngst ein dreistündiges Treffen mit Trump, bei dem über Digitalisierung und politische Strategien diskutiert wurde.
Diese Nähe zwischen Konzernen und Politik lässt in Europa Zweifel an der Neutralität und Verlässlichkeit dieser Anbieter wachsen. Schleswig-Holstein reagiert konsequent und verabschiedet sich vollständig aus diesem Geflecht.
Open Source als Zukunftsmodell
An der Förde setzt man nun konsequent auf quelloffene Software. OX für Mails, LibreOffice für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation – die Verwaltung bleibt funktionsfähig, ohne sich einem Anbieter unterwerfen zu müssen. Der Vorteil: Open-Source-Lösungen lassen sich anpassen, kontrollieren und weiterentwickeln, ohne versteckte Abhängigkeiten.
„Wir können es schaffen, digitale Souveränität durch die Nutzung quelloffener Systeme zu erreichen“, so Schrödter. Der Kurs ist klar: mehr Unabhängigkeit, mehr Sicherheit, weniger Einfluss von außen. Mit dem Schritt übernimmt Schleswig-Holstein eine Vorreiterrolle – und setzt ein deutliches Zeichen für mehr digitale Eigenständigkeit in der öffentlichen Verwaltung.
Lesen Sie auch:
- Amazon schließt sich Google und Microsoft an und setzt verstärkt auf Kernenergie
- Trump kündigt Strafzölle von 25 Prozent gegen Importeure venezolanischen Öls an
- Strom für KI-Rechenzentrum – Microsoft will Kernkraftwerk Three Mile Island reaktivieren
- RWE fürchtet nach Trump-Wahlsieg um Windparkprojekte in USA und stoppt Investitionen



