Im Jahr 2024 stieg die Anzahl der Abregelungen von Photovoltaik-Anlagen sprunghaft an. Die Bundesnetzagentur führt dies auf den starken Ausbau der installierten PV-Leistung sowie auf eine außergewöhnlich hohe Sonneneinstrahlung im Sommer zurück. Insgesamt mussten 1.389 Gigawattstunden Solarstrom abgeregelt werden – ein Anstieg um 97 Prozent gegenüber dem Vorjahr (pv-magazine: 03.04.25).
Netzengpässe trotz Rückgang beim Gesamteingriff
Während die Abregelungen bei Photovoltaik deutlich zunahm, reduzierte sich das Gesamtvolumen der Netzengpassmaßnahmen um zwölf Prozent. Netzbetreiber griffen 2024 in die Stromerzeugung im Umfang von 30.304 Gigawattstunden ein – rund 4.000 Gigawattstunden weniger als 2023. Die damit verbundenen Kosten sanken um 17 Prozent auf 2,776 Milliarden Euro. Dieser Wert liegt so niedrig wie seit 2021 nicht mehr.

Das Netzengpassmanagement setzt auf gezielte Eingriffe: Vor einem Engpass wird die Einspeisung reduziert, gleichzeitig erhöhen andere Kraftwerke hinter dem Engpass ihre Leistung. So lassen sich Netzüberlastungen vermeiden und die Versorgungssicherheit bleibt gewährleistet. Für betroffene Betreiber erneuerbarer Anlagen erfolgt ein finanzieller Ausgleich, als hätte die Stromlieferung wie vorgesehen stattgefunden.
Abregelungen belastet vor allem den Süden
Die Abregelungen betraf vor allem bayerische Photovoltaik-Anlagen. 986 Gigawattstunden Solarstrom blieben hier ungenutzt. Nach Ansicht der Grünen im Landtag sei dieses Problem hausgemacht. Der Netzausbau sei jahrelang blockiert worden – sowohl unter Ministerpräsident Markus Söder als auch unter dessen Vorgänger Horst Seehofer. Das aktuelle Maßnahmenpaket der Landesregierung reicht aus Sicht von Martin Stümpfig, dem Sprecher für Energie und Klimaschutz, bei Weitem nicht aus, um die strukturellen Defizite zu beheben.
Obwohl deutlich mehr Solarstrom abgeregelt werden musste, reduzierte sich der finanzielle Ausgleich insgesamt um vier Prozent auf 554 Millionen Euro. Die Bundesnetzagentur erklärt diesen Rückgang mit sinkenden Großhandelspreisen, die sich auf die Entschädigungszahlungen auswirken. Insgesamt konnten dennoch 96,5 Prozent der erneuerbaren Stromerzeugung ins Netz eingespeist werden.
Windkraft-Abregelungen geringer ausgefallen
Auch die Windenergie war von Abregelungen betroffen, jedoch in geringerem Umfang als im Vorjahr. Bei Offshore-Windparks summierte sich das Volumen auf 4.562 Gigawattstunden, bei Onshore-Anlagen auf 3.384 Gigawattstunden. Beide Werte liegen deutlich unter denen von 2023. Eine insgesamt schwächere Windausbeute – mit Ausnahme eines starken Dezembers – erklärt laut Bundesnetzagentur diese Entwicklung.
Parallel zu den reduzierten Abregelungen stieg auch der Bedarf an fossilem Ausgleichsstrom weniger stark. Die Einspeisung fossiler Kraftwerke nahm um rund 25 Prozent ab und lag bei 8.322 Gigawattstunden. Ausschlaggebend dafür waren zwei Faktoren: Erstens reduzierte sich das Volumen der abgeregelten Energie. Zweitens kehrten mehrere Kraftwerke nach dem Auslaufen des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes im zweiten Quartal 2024 wieder in die Netzreserve zurück.
Netzausbau entscheidend für zukünftige Versorgungssicherheit
Die aktuellen Entwicklungen machen deutlich, dass der Netzausbau mit dem Ausbau der erneuerbaren Erzeugung nicht Schritt hält. Besonders im Süden entstehen dadurch strukturelle Engpässe. Ohne flächendeckend ausgebaute Stromtrassen bleibt die Gefahr hoher Abregelungskosten bestehen. Die Abregelung von Erneuerbare-Anlagen verursacht nicht nur wirtschaftliche Verluste, sondern hemmt auch den notwendigen Umbau des Energiesystems. Ein konsequenter Ausbau der Netzinfrastruktur bildet daher die zentrale Voraussetzung für eine nachhaltige und sichere Stromversorgung.
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