Abgeschnittene Ladekabel – Millionenschäden durch Kupferdiebstahl

Betreiber öffentlicher Ladesäulen registrieren vermehrt abgeschnittene Ladekabel. Der zunehmende Kupferdiebstahl verursacht Millionenschäden, belastet die Ladeinfrastruktur und gefährdet die Zukunft der Elektromobilität. Gleichzeitig entstehen neue Sicherheitslücken, weil viele Stationen unbewacht oder schlecht beleuchtet sind. Immer mehr Fahrer stoßen auf zerstörte Ladesäulen – und die Zahl der Vorfälle steigt rasant (wiwo: 08.10.25).


Zunehmende Fälle in Städten und auf Parkplätzen

In zahlreichen Städten häufen sich Meldungen über abgeschnittene Ladekabel. Besonders oft trifft es Parkplätze von Supermärkten und Baumärkten, wo Täter nachts ungestört agieren können. Auch innerstädtische Ladepunkte bleiben nicht verschont. Nutzer berichten, dass sie defekte Stationen immer häufiger mit rot-weißem Absperrband oder Warnhinweisen vorfinden.

Rasante Zunahme - abgeschnittene Ladekabel verursachen Millionenschäden – Kupferdiebstahl bedroht Ladeinfrastruktur
Rasante Zunahme – abgeschnittene Ladekabel verursachen Millionenschäden – Kupferdiebstahl bedroht Ladeinfrastruktur

Viele E-Auto-Fahrer, die keine eigene Lademöglichkeit besitzen, sind auf öffentliche Säulen angewiesen und zunehmend verunsichert. Ob die Wahrnehmung geschärft ist oder die Zahl der Diebstähle tatsächlich explodiert, lässt sich schwer sagen. Doch die Betreiber liefern eindeutige Zahlen – der Kupferdiebstahl hat ein Ausmaß erreicht, das Experten alarmiert.

Enorme Kosten für Betreiber

Unternehmen wie EnBW Mobility aus Karlsruhe sprechen inzwischen von Millionenschäden. Allein seit dem Sommer addieren sich die Verluste laut internen Schätzungen auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Für jeden einzelnen Vorfall entstehen Kosten zwischen 3000 und 5000 Euro – ohne die Umsatzeinbußen durch ausgefallene Ladepunkte einzurechnen.

Hinzu kommt: Fachkräfte für Hochleistungslader sind knapp, und jede ausgetauschte Leitung muss gesetzlich geprüft werden. Dadurch verzögert sich die Wiederinbetriebnahme erheblich. Die ohnehin belastete Ladeinfrastruktur leidet weiter unter langen Stillstandszeiten und bürokratischen Hürden.

Abgeschnittene Ladekabel als wachsendes Risiko

Noch vor wenigen Monaten galten solche Vorfälle als Einzelfälle. Seit dem Frühjahr jedoch nimmt die Zahl rasant zu. EnBW meldet inzwischen über tausend beschädigte Leitungen. Auch Betreiber wie Ionity, EWE Go, Allego oder Tesla bestätigen ähnliche Entwicklungen.

Branchenkenner sehen einen klaren Trend: Hinter vielen Fällen steckt kein einfacher Vandalismus, sondern organisierter Kupferdiebstahl. Nach Einschätzung von Technikexperten werden abgeschnittene Ladekabel häufig in Sekunden mit einer Akku-Flex durchtrennt. Besonders unbeleuchtete oder abgelegene Standorte bieten ideale Bedingungen – dort bestehen die größten Sicherheitslücken.

Unterschiedliche Reaktionen im Ausland

Während deutsche Ermittlungsbehörden noch zögern, agieren andere Länder deutlich konsequenter. In Großbritannien nutzt die Polizei digitale Karten, um betroffene Ladepunkte schneller zu orten. Dänemark verzeichnet seit einer groß angelegten Aktion gegen Metalldiebe kaum noch Vorfälle. Beide Beispiele zeigen, dass gezielte Zusammenarbeit zwischen Betreibern und Polizei den Schutz der Elektromobilität deutlich verbessert.

In Deutschland dagegen fehlen zentrale Statistiken. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur meldet keine verlässlichen Zahlen, und selbst Landeskriminalämter zeigen sich überrascht von der Häufung. Besonders betroffen sind Ballungsräume wie Köln, Hamburg, Hannover und Leipzig. In Einzelfällen kam es zu Verurteilungen, doch systematische Ermittlungen bleiben selten.


Forderungen nach härteren Maßnahmen

Branchenvertreter drängen darauf, Angriffe auf Ladesäulen als Eingriffe in kritische Infrastruktur einzustufen. Nur so ließen sich die bestehenden Sicherheitslücken schließen und Ermittlungen effizienter gestalten. Technikexperten fordern zudem, die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Betreibern und Herstellern zu intensivieren.

Mehr Überwachung, bessere Beleuchtung und präventive Technik sollen helfen, Täter abzuschrecken. Einige Unternehmen testen bereits schnittfeste Kabel, GPS-Tracker und akustische Alarmsysteme. In den USA werden verstärkte Leitungen eingesetzt, die Schneidwerkzeugen länger standhalten.

Auf der Suche nach wirksamem Schutz

Neben technischen Lösungen denken Betreiber über Maßnahmen nach, die den materiellen Anreiz verringern. Kühlmittel sollen den Kupferanteil reduzieren, Farbstoffe die Wiederverwertung erschweren. Dennoch bleibt der Kupferdiebstahl profitabel, solange Schrotthändler das Material ankaufen. Deshalb gilt: Nur ein Zusammenspiel aus Technik, Überwachung und rechtlichen Konsequenzen kann langfristig Wirkung zeigen.

Keller vom europäischen Ladeverbandsnetz bringt es auf den Punkt: Kein Schutz ist dauerhaft sicher. Doch je größer der Aufwand für die Täter, desto höher ihr Risiko, entdeckt zu werden. Die Branche hofft, durch entschlossenes Handeln den Schaden zu begrenzen – und die Elektromobilität vor weiterem Vertrauensverlust zu bewahren.

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