Nach dem Bankrott des Elektroauto-Herstellers Fisker plante eine Leasinggesellschaft, die verbliebenen Fahrzeuge des Unternehmens zu übernehmen. Doch ein technisches Problem führte dazu, dass dieser Deal ins Stocken geriet. Der Grund: Die Leasinggesellschaft American Lease konnte die Software der Fahrzeuge nicht auf ihre Server übertragen. Moderne Autos, insbesondere solche mit elektrischem Antrieb, sind oft über ihre Software direkt mit den Servern des Herstellers verbunden. Diese enge Verbindung kann jedoch zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten führen, wie im Fall von Fisker deutlich wurde (inside-digital: 15.10.24).
Problematische Software-Abhängigkeit
Nach dem Konkurs von Fisker stand das Unternehmen vor der Herausforderung, seine enormen Schulden abzubauen. Es wurde versucht, den restlichen Fahrzeugbestand zu verkaufen, um rund eine Milliarde US-Dollar Schulden zu reduzieren.
Die Leasinggesellschaft American Lease erklärte sich bereit, etwa 3.300 SUVs des Modells Ocean zu einem Gesamtpreis von 46,25 Millionen US-Dollar zu übernehmen. Die ersten 1.100 Fahrzeuge wurden bereits ausgeliefert und dafür 42,5 Millionen US-Dollar bezahlt. Doch dann tauchten unerwartete Probleme auf.
Unlösbares Software-Problem
Teil des Übernahme-Deals war nicht nur die Übergabe der Fahrzeuge, sondern auch die Übertragung der Software-Kontrolle auf American Lease. Ein Lizenzabkommen sollte es der Leasinggesellschaft ermöglichen, die Fisker-Software zu nutzen und somit die Fahrzeuge zu betreiben. Fisker musste jedoch eingestehen, dass eine Übertragung der Fahrzeugdaten und der damit verbundenen digitalen Dienste auf die Server von American Lease nicht durchführbar ist. Die Ursache dieses Problems blieb unklar, da die veröffentlichten Gerichtsakten keine genauen Details nannten. Fakt ist jedoch, dass American Lease die bereits gelieferten Ocean-SUVs nicht wie geplant in Betrieb nahm. Infolgedessen stoppte das Unternehmen den Verkauf weiterer Fahrzeuge.
Abhängigkeit von Fahrzeugherstellern
Dieser Fall verdeutlicht die wachsende Abhängigkeit der Kunden von den Herstellern batterieelektrischer Fahrzeuge. Während bei klassischen Verbrennerfahrzeugen die Hardware eine größere Rolle spielt, ist es bei modernen Elektrofahrzeugen vor allem die Software, die entscheidend ist. Dies betrifft besonders Käufer von Gebrauchtwagen, die sich nun fragen könnten, wie lange ihr Fahrzeug überhaupt nutzbar ist, bevor der Hersteller die Unterstützung der Software einstellt.
Ein Beispiel für diese Problematik zeigt sich auch in der EU: Hier sind die Hersteller gesetzlich verpflichtet, die Versorgung mit Ersatzteilen für mindestens sieben Jahre zu garantieren. Diese Regelung schließt auch die notwendige Unterstützung der Software ein. Doch gerade bei Elektrofahrzeugen, die einen hohen Kaufpreis haben, könnte dieser Zeitraum vielen Käufern zu kurz erscheinen.
Zukünftige Herausforderungen
Der Fisker-Fall zeigt eindrücklich, dass die zunehmende Digitalisierung der Fahrzeuge zwar viele Vorteile bringt, aber auch neue Herausforderungen schafft. Die enge Verknüpfung zwischen Fahrzeug und Hersteller-Server bedeutet, dass Käufer nicht allein auf die Hardware, sondern auch auf den dauerhaften Zugriff zur Software angewiesen sind. Wenn der Hersteller jedoch Konkurs geht oder die Unterstützung einstellt, kann dies erhebliche Probleme für die Besitzer verursachen. Diese Entwicklung könnte in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen, da immer mehr Fahrzeuge von Software und digitalen Diensten abhängig sind.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation für American Lease entwickelt und ob eine Lösung für die nicht funktionsfähigen SUVs gefunden wird. Klar ist jedoch, dass der Fall Fisker ein Warnsignal für die gesamte Branche darstellt. Käufer und Hersteller müssen sich der Risiken bewusst sein, die mit der zunehmenden Abhängigkeit von Software einhergehen.
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