Die Geschichte der Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland

Speicherkraftwerke spielen eine zentrale Rolle in der Energieversorgung, insbesondere in Zeiten wachsender Integration erneuerbarer Energien. In Deutschland haben diese Kraftwerke eine lange und facettenreiche Geschichte, die eng mit der industriellen Entwicklung und den technologischen Fortschritten verknüpft ist.


Frühe Entwicklungen und das erste Pumpspeicherkraftwerk

Die Anfänge der Speicherkraftwerke in Deutschland gehen auf das frühe 20. Jahrhundert zurück. Mit dem wachsenden Energiebedarf der Industrialisierung und der Elektrifizierung von Haushalten und Industrie suchte man nach Wegen, überschüssige Energie effizient zu speichern. Der erste Durchbruch gelang in den 1920er Jahren mit der Einführung von Pumpspeicherkraftwerken.

Entdecken Sie die facettenreiche Geschichte der Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland und ihre Bedeutung für die Energieversorgung.
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Bild: ©Schluchseewerk

Das erste bedeutende Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands wurde 1924 in Niederwartha bei Dresden in Betrieb genommen. Dieses Kraftwerk war ein technisches Pionierprojekt und setzte Maßstäbe für zukünftige Entwicklungen. Es verfügte über ein Ober- und ein Unterbecken, zwischen denen Wasser hin- und hergepumpt werden konnte. Überschüssige Energie, die vor allem nachts produziert wurde, konnte genutzt werden, um Wasser in das höher gelegene Becken zu pumpen. Bei erhöhtem Strombedarf, beispielsweise tagsüber, konnte das Wasser wieder abgelassen werden, um über Turbinen Strom zu erzeugen.

Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Deutschland einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung, das sogenannte Wirtschaftswunder. Infolgedessen stieg der Energiebedarf rasant, was einen entsprechenden Ausbau der Infrastruktur erforderlich machte. In den 1950er und 1960er Jahren erfolgte der Bau mehrerer großer Pumpspeicherkraftwerke, darunter Waldeck I und II im Sauerland und Markersbach im Erzgebirge. Diese Anlagen zeichneten sich durch ihre beeindruckenden technischen Spezifikationen und ihre Fähigkeit aus, große Energiemengen zu speichern und schnell verfügbar zu machen. Deshalb spielten sie eine Schlüsselrolle in der Stabilisierung des Stromnetzes und der Sicherstellung einer zuverlässigen Energieversorgung.

Wende zur erneuerbaren Energie

Mit der Ölkrise in den 1970er Jahren und der zunehmenden Sensibilisierung für Umweltprobleme begann in Deutschland ein Umdenken in der Energiepolitik. Der Ausbau erneuerbarer Energien wurde forciert, wodurch Speicherkraftwerke erneut an Bedeutung gewannen. Wind- und Solarenergie sind von Natur aus volatil, weshalb die Speicherung überschüssiger Energie zur zentralen Herausforderung wurde. In den 1990er Jahren und frühen 2000er Jahren wurden bestehende Pumpspeicherkraftwerke modernisiert und ihre Kapazitäten erweitert. Gleichzeitig wurde in die Forschung und Entwicklung neuer Speichertechnologien investiert. Das Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal, das 2003 in Betrieb ging, ist ein Beispiel für diese neue Generation von Speicherkraftwerken, die durch ihre hohe Effizienz und Flexibilität überzeugen.


Moderne Pumpspeicherkraftwerke: Leistung, Kapazität und Effizienz

Heute stehen Speicherkraftwerke in Deutschland vor neuen Herausforderungen und Chancen. Die Energiewende, die den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien zum Ziel hat, erfordert innovative Speicherlösungen. Neben traditionellen Pumpspeicherkraftwerken gewinnen auch neue Technologien wie Batteriespeicher, Power-to-Gas und thermische Speicher an Bedeutung.

Das Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal in Thüringen ist das leistungsstärkste in Deutschland. Mit einer installierten Leistung von 1.060 Megawatt (MW) stellt es einen Meilenstein in der deutschen Ingenieurskunst dar (wikipedia). Goldisthal kann in kurzer Zeit große Mengen an Strom erzeugen und ist somit ideal geeignet, um Spitzenlasten im Stromnetz abzufangen. Es kann innerhalb von etwa 70 Sekunden von null auf volle Leistung hochfahren. Der Wirkungsgrad des Kraftwerks liegt bei etwa 80 %, was bedeutet, dass 80 % der eingespeicherten Energie bei Bedarf wieder ins Netz eingespeist werden können. Goldisthal hat auch die größte Speicherkapazität mit rund 8,5 Gigawattstunden (GWh)​.

Reaktionsgeschwindigkeit und Wirkungsgrad

Die Reaktionsgeschwindigkeit von Pumpspeicherkraftwerken ist ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Energieerzeugungstechnologien. Denn diese Kraftwerke können innerhalb weniger Minuten von einem Standby-Modus in den vollen Produktionsmodus übergehen. Ein Beispiel hierfür ist das Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal, das innerhalb von etwa 70 Sekunden von Null auf volle Leistung hochfahren kann. Außerdem wird diese Fähigkeit, schnell auf Nachfrageänderungen zu reagieren, durch die schnelle Anlaufzeit der Turbinen und hochentwickelte Steuerungssysteme ermöglicht, die die Anlagen schnell und präzise auf sich ändernde Netzbedingungen anpassen.

Der Wirkungsgrad eines Pumpspeicherkraftwerks gibt an, wie effizient die Anlage Energie speichern und wieder freigeben kann. Dieser Wert liegt typischerweise zwischen 70 % und 85 %. Faktoren wie die Qualität der eingesetzten Pumpen und Turbinen, die Minimierung hydraulischer und elektrischer Verluste sowie die fortschrittliche Technologie tragen zu diesem hohen Wirkungsgrad bei.

Aktueller Ausbau und Modernisierung bestehender Anlagen

Neben dem Bau neuer Anlagen steht auch die Modernisierung bestehender Pumpspeicherkraftwerke im Fokus. Ein prominentes Beispiel ist das Pumpspeicherkraftwerk Forbach im Schwarzwald, das seit 1914 in Betrieb ist. Es wird umfassend modernisiert, um den aktuellen Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden. Die Modernisierung umfasste den Austausch alter Turbinen und Pumpen durch effizientere Modelle. Die Integration moderner Steuerungstechnologien integriert erhöht die Reaktionsfähigkeit und den Wirkungsgrad. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Erhöhung der Speicherkapazität. Dies hat man durch die Erweiterung des bestehenden Ausgleichsbeckens mit einem Kavernen-Wasserreservoir im benachbarten Hügel erreicht (swr: 27.06.24). Diese Maßnahme steigert die Gesamtspeicherkapazität erheblich und ermöglicht eine noch flexiblere und effizientere Nutzung des Kraftwerks.

Weitere Modernisierungsprojekte umfassen Anlagen wie das Pumpspeicherkraftwerk Waldeck. Hier wurden neue Technologien und verbesserte Komponenten installiert, um die Effizienz zu steigern. Außerdem optimieren diese Modernisierungen die Integration in das moderne Stromnetz. Sie sind entscheidend, um die bestehenden Kapazitäten optimal zu nutzen und die Anforderungen einer dezentralen und erneuerbaren Energieversorgung zu erfüllen.


Gesamtzahl und Kapazität der Speicherkraftwerke in Deutschland

In Deutschland sind derzeit 30 Pumpspeicherkraftwerke mit einer gesamten installierten Leistung von knapp 6.700 Megawatt in Betrieb (speicherbranche). Diese Kraftwerke tragen erheblich zur Stabilität und Flexibilität des deutschen Stromnetzes bei, insbesondere im Kontext der wachsenden Nutzung erneuerbarer Energien​.

Fazit

Die Geschichte der Speicherkraftwerke in Deutschland ist eine Geschichte des technischen Fortschritts und der Anpassung an sich wandelnde Energiebedürfnisse. Seit den ersten Pionierwerken in den 1920er Jahren bis zu den hochmodernen Anlagen von heute haben Speicherkraftwerke stets eine zentrale Rolle in der deutschen Energieversorgung gespielt. Angesichts der Herausforderungen der Energiewende und der zunehmenden Integration erneuerbarer Energien werden sie auch in Zukunft unverzichtbar bleiben. Darüber hinaus tragen die hohe Reaktionsgeschwindigkeit und der effiziente Wirkungsgrad dieser Kraftwerke entscheidend zur Stabilität und Zuverlässigkeit des Stromnetzes bei. Die kontinuierliche Modernisierung alter Anlagen wie Forbach und Waldeck zeigt, wie wichtig es ist, bestehende Infrastrukturen an die Anforderungen der modernen Energieversorgung anzupassen.

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