Zweifel an Wasserstoffwirtschaft – Energiekonzern Statkraft stoppt alle neuen Projekte

Der norwegische Energiekonzern Statkraft zieht sich vorerst aus der Entwicklung neuer Wasserstoffprojekte zurück. Obwohl Wasserstoff als Schlüsseltechnologie der Energiewende gilt, legt das Unternehmen geplante Vorhaben in Ostfriesland vorerst auf Eis. Auch in Niedersachsen ruht der Ausbau. Stattdessen sollen zunächst bestehende Projekte in Europa weiterverfolgt werden, bevor Investoren für deren Umsetzung gefunden sind. Diese strategische Kursänderung begründet Statkraft mit wachsender Unsicherheit im Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. Mehrere Medien griffen dieses Thema bereits auf (sueddeutsche: 09.05.25).


Strategiewechsel bei Statkraft

Von den aktuellen Plänen betroffen sind auch zwei bedeutende Projekte in Deutschland. Am Kraftwerksstandort im ostfriesischen Emden plante Statkraft den Bau von zwei Elektrolyseuren für die Wasserstoffproduktion. Vorstandsvorsitzende Birgitte Ringstad Vartdal erklärte: „Nachdem wir im vergangenen Jahr die Ambitionen für die Entwicklung von grünem Wasserstoff schon gesenkt haben, erleben wir nun größere Unsicherheit im Markthochlauf und eine sich weiter verzögernde Profitabilitätserwartung.“

Der Energiekonzern Statkraft zweifelt an einer funktionierenden Wasserstoffwirtschaft und stoppt alle neuen Wasserstoff-Projekte
Der Energiekonzern Statkraft zweifelt an einer funktionierenden Wasserstoffwirtschaft und stoppt alle neuen Wasserstoff-Projekte

Diese Einschätzung führte zum klaren Kurswechsel. Künftig konzentriert sich Statkraft verstärkt auf Wachstumschancen in alternativen Technologien und anderen Marktaktivitäten. Am Standort Emden stand ursprünglich der Bau eines großen Elektrolyseurs mit einer Kapazität von 200 Megawatt im Raum. Zusätzlich war eine kleinere Pilotanlage mit 10 Megawatt Leistung vorgesehen. Nun prüft das Unternehmen, ob externe Investoren die Projekte fortführen. Der Markt dafür wird aktuell sondiert, erste Gespräche laufen bereits.

Zukunft der Emder Wasserstoffprojekte

Für den Bau des 200-Megawatt-Elektrolyseurs sicherte sich Statkraft nach eigenen Angaben bereits mehr als 100 Millionen Euro aus dem EU-Innovationsfonds. Die kleinere 10-Megawatt-Anlage befindet sich laut Unternehmensangaben in der finalen Planungsphase. Ursprünglich galt ein Baubeginn noch in diesem Jahr als möglich. Ob dieser Zeitplan Bestand hat, hängt nun maßgeblich von Investoreninteresse und Marktbedingungen ab.

Grüner Wasserstoff soll einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Herstellung erfordert jedoch enorme Energiemengen, da Wasser bei der Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Die niedersächsische Nordseeküste bietet grundsätzlich ideale Voraussetzungen für eine Wasserstoffproduktion. Sowohl an Land als auch auf See stehen erhebliche Kapazitäten aus Windkraft zur Verfügung, die für die energieintensive Wasserstoffherstellung genutzt werden könnten.

Warum die Wasserstoffwirtschaft stockt

Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen, wie schwierig der wirtschaftliche Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft bleibt. Hohe Investitionskosten, unsichere Renditeaussichten und komplexe regulatorische Rahmenbedingungen behindern den Markthochlauf. Ohne klare politische Weichenstellungen und verlässliche Förderprogramme geraten viele Projekte ins Stocken.

Statkraft zeigt mit diesem Rückzug deutlich, dass selbst hohe Förderzusagen nicht ausreichen, um wirtschaftliche Risiken zu kompensieren. Obwohl bereits dreistellige Millionenbeträge zugesagt wurden, fehlt es offenbar an Vertrauen in die Rentabilität dieser Technologie.


Klimaziele stehen auf dem Spiel

Die Energiewende verlangt Investitionen in Milliardenhöhe, doch wirtschaftliche Realitäten bremsen den Aufbruch in eine klimaneutrale Zukunft. Der Rückzug von Statkraft entlarvt nicht nur die Schwächen der Wasserstoffwirtschaft, sondern auch die Illusion, ambitionierte Klimaziele ließen sich ohne massive finanzielle Opfer erreichen.

Ohne funktionierende Wasserstofftechnologie bleibt die Dekarbonisierung vieler Industrien unmöglich. Gleichzeitig explodieren die Kosten der Transformation, während belastbare Geschäftsmodelle fehlen. Die Politik verspricht Klimaneutralität, doch die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür existieren kaum. Bleiben Investitionen aus, wird der Ausstieg aus fossilen Energien zur teuren Illusion – und die selbst gesteckten Klimaziele verkommen endgültig zu reinen Lippenbekenntnissen.

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