Offshore-Windparks stoßen zunehmend an ihre Belastungsgrenze. Der Klimawandel führt zu immer heftigeren Extremwinden, die bestehende und geplante Offshore-Anlagen gefährden. Eine aktuelle Studie eines internationalen Forschungsteams belegt diesen Trend und warnt vor einem Anstieg langjähriger Windspitzen in über 60 Prozent der Küstenregionen. Diese Entwicklung erhöht das Risiko für Betreiber und erschwert zugleich die Energiewende. Nur durch intelligente Bau- und Schutzkonzepte lässt sich die Tragfähigkeit der Meereswindkraftwerke künftig gewährleisten (spectrum: 05.11.25).
Belastungsgrenze rückt näher: Extremer Sturmdruck wächst
Über acht Jahrzehnte gesammelte Winddaten zeichnen ein klares Bild: Der U50-Wert – jene maximale Windgeschwindigkeit, die rein statistisch nur alle 50 Jahre auftritt – steigt kontinuierlich an. In 100 Metern Höhe, also dort, wo moderne Offshore-Anlagen arbeiten, nehmen diese Extremwinde in messbarem Maße zu. Das Risiko struktureller Schäden wächst.

Auch Europa ist massiv betroffen. In der Nordsee zwingen besonders häufige Starkböen die Meereswindkraftwerke dazu, hart an ihre Belastungsgrenze zu gehen. Küstengebiete von Deutschland, Dänemark oder Großbritannien zeigen eine Belastung, die sich in den vergangenen zehn Jahren beschleunigt hat. Häufig gebaut am Limit der Tragfähigkeit bleiben viele Anlagen anfällig.
Offshore-Anlagen brauchen neue Sicherheitskonzepte
Rund 60 Prozent aller weltweiten Küstenregionen leiden inzwischen unter erhöhtem Sturmrisiko. Drei von vier Parks in der Nordsee stehen bereits heute regelmäßig vor Belastungsengpässen. Wer neue Projekte plant, muss künftig stärker auf wachsende Extremwinde achten und Vorrichtungen integrieren, die bei Gefahr gezielt und kontrolliert versagen.
Ein Vorschlag der Forscher lautet: „starke Säule, schwacher Balken“. Anstatt einfach stärkere Türme zu bauen, sollen Rotorblätter als Sollbruchstellen dienen, um teurere Komponenten vor dauerhaften Schäden zu schützen. Dieses Prinzip verbessert die Sicherheit, selbst bei massiver Wettergefahr.
Energiewende im Sturmfeld
Die Energiewende ist ohne Offshore-Anlagen kaum denkbar. Doch wenn der Ausbau stockt, drohen Rückschläge im Stromwandel: Produktionseinbußen, Reparaturkosten oder Totalausfälle. Besonders riskant wird es, wenn die wachsenden Wetterextreme die Tragfähigkeit überschreiten. Darum dürfen neue Anlagen nicht auf Basis vergangener Erfahrungswerte entstehen, sondern müssen mit Blick auf die Zukunft konzipiert sein.
Die aktuellen Entwicklungen zwingen dazu, Risiken im Vorfeld zu erkennen, um Ausfälle zu vermeiden. Wer auf robuste Bauweise setzt und rechtzeitig Lösungen entwickelt, bleibt auch in Zeiten gefährlicher Starkböen wettbewerbsfähig.
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