Zu wenig Wind – warum Kohle für die Stromerzeugung unverzichtbar bleibt

Deutschlands Stromerzeugung steckt 2025 in einer kritischen Phase. Eine anhaltende Windflaute im ersten Halbjahr hat die Lage dramatisch verschärft. Trotz massiver Investitionen in erneuerbare Energien bleibt Kohle für die Versorgung unverzichtbar. Weil Wind und Wasser kaum lieferten, mussten fossile Energieträger einspringen. Die Energiewende gerät ins Wanken – der Rückgriff auf Braunkohle und Steinkohle nimmt wieder zu (fr: 17.07.25).


Erneuerbare brechen ein – Stromerzeugung aus Windkraft sinkt drastisch

Die Windkraft versagte im ersten Halbjahr fast flächendeckend. Offshore-Anlagen erzeugten 17 Prozent weniger Strom als im Vorjahreszeitraum, Windräder an Land sogar 18 Prozent weniger. Das Minus summiert sich auf über 13 Milliarden Kilowattstunden. Auch die Stromerzeugung aus Wasserkraft ging zurück – zu wenig Regen, zu wenig Leistung. Das Problem: Die Erneuerbaren hängen am Wetter. Und wenn das Wetter nicht mitspielt, fehlen Alternativen.

Deutschlands Stromerzeugung leidet unter Windflaute und fehlenden Gaskraftwerken – Kohle bleibt 2025 unverzichtbar für die Versorgung
Deutschlands Stromerzeugung leidet unter Windflaute und fehlenden Gaskraftwerken – Kohle bleibt 2025 unverzichtbar für die Versorgung

Zwar erreichte die Solarenergie einen neuen Höchststand. Im Juni speisten Photovoltaikanlagen erstmals mehr als 12 Milliarden kWh ins Netz. Im Halbjahresvergleich legte der Solarstrom um 23 Prozent zu. Doch der Zuwachs reicht bei weitem nicht aus. Die Stromerzeugung aus wetterabhängigen Quellen bleibt labil – und damit auch die Versorgungssicherheit.

Kohle bleibt systemrelevant für die Stromerzeugung

Die Folgen sind deutlich sichtbar: Deutschland produziert wieder mehr Strom aus fossilen Quellen. Die Stromerzeugung aus Erdgas stieg um 18 Prozent. Braunkohle legte leicht zu, während Steinkohle sogar um 40 Prozent anstieg. Der CO₂-Ausstoß steigt, weil kein anderes System die wetterbedingten Ausfälle auffängt. Kohle bleibt systemrelevant – nicht aus politischem Willen, sondern mangels Alternativen.

„Strom aus Erneuerbaren ist die Grundlage unserer Versorgung“, erklärt Kerstin Andreae vom BDEW. Doch das allein reicht nicht. Ohne flexible, jederzeit verfügbare Kraftwerke droht Instabilität. Die Energiewende scheitert nicht an fehlender Technologie – sondern an fehlender Absicherung.

Gaskraftwerke angekündigt – doch keine Umsetzung

Zwar plant Wirtschaftsministerin Katherina Reiche rund 40 neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 20 Gigawatt. Diese sollen vor allem im Süden Deutschlands entstehen, wo Windkraft kaum vorhanden ist. Doch bislang fehlt die Genehmigung der EU für die nötigen Subventionen. Ohne finanzielle Förderung investieren Betreiber nicht. Die Ausschreibung wurde vor der Sommerpause gestoppt – ein Rückschritt mit gravierenden Folgen.

Solange keine neuen Gaskraftwerke entstehen, bleibt die fossile Lücke bestehen. Der Atomausstieg 2022 hat zusätzlich die Netzstabilität geschwächt. Jetzt dient Braunkohle als Notanker – eine Lösung aus der Vergangenheit, die Deutschland teuer zu stehen kommt.


Europas Kohleausstieg läuft – Deutschland bleibt Kohleland

Während andere EU-Staaten die Kohle abschalten, rutscht Deutschland tiefer in die Abhängigkeit. Spanien, Irland und die Slowakei steigen 2025 aus. Griechenland folgt 2026. Bis 2030 planen auch Frankreich, Italien und Finnland den Kohleausstieg. Deutschland dagegen hält an Braunkohle fest – aus Mangel an Alternativen und politischem Stillstand.

Im ersten Halbjahr 2025 war die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle zusammengenommen höher als die aus Solarstrom – und gleichauf mit der Windkraft. Die Energiewende steht auf tönernen Füßen. Solange keine verlässlichen, steuerbaren Kraftwerke verfügbar sind, bleibt Kohle nicht nur eine Notlösung, sondern unverzichtbar.

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