ZF-Saarbrücken verliert Großabnehmer – BMW will mehr Getriebe aus USA beziehen

Der Druck auf das ZF-Werk in Saarbrücken nimmt zu. Nach der Ankündigung eines drastischen Stellenabbaus droht nun der Verlust eines zentralen Kunden. BMW plant laut Medienberichten, einen Teil seiner Getriebe in die USA zu beziehen. Das Werk im Saarland könnte dadurch erheblich an Bedeutung verlieren – trotz früherer Investitionszusagen des Konzerns aus Friedrichshafen (merkur: 22.04.25).


BMWs Getriebe-Strategie verlagert Produktion in die USA

Das ZF-Getriebewerk in Saarbrücken ist mit rund 8.500 Beschäftigten nicht nur der größte industrielle Arbeitgeber der Region, sondern auch ein zentrales Glied in der globalen Lieferkette von ZF. Der Münchner Autobauer BMW, bislang ein wichtiger Abnehmer, zieht laut Manager Magazin in Betracht, seine Getriebe für die US-SUV-Produktion künftig direkt aus einem ZF-Werk in den Vereinigten Staaten zu beziehen. Hintergrund dieser Entscheidung ist die aggressive Zollpolitik aus Washington, die den Handel mit europäischen Produkten erschwert.

BMW will Getriebe künftig aus den USA beziehen. ZF-Werk in Saarbrücken unter Druck – hunderte Arbeitsplätze erneut auf dem Spiel
BMW will Getriebe künftig aus den USA beziehen. ZF-Werk in Saarbrücken unter Druck – hunderte Arbeitsplätze erneut auf dem Spiel
Bild: ©ZF

Auch ein anderer großer Automobilzulieferer aus Süddeutschland prüft aus ähnlichen Gründen eine Produktionsverlagerung. Der Konzern ZF sieht in dem Schritt vorerst keinen Bruch, da BMW weiterhin Kunde bleibt. Doch das Werk in Saarbrücken könnte massiv darunter leiden – neben den bereits angekündigten 1.800 Stellen droht nun der nächste Einschnitt.

Zölle und Unsicherheit treffen Standort hart

Bereits bei der Vorstellung der Geschäftszahlen hatte ZF einen Milliardenverlust gemeldet. CEO Holger Klein betonte: „Die angekündigten Maßnahmen sind unumgänglich.“ Der Personalabbau in Saarbrücken gilt längst nicht mehr als theoretisches Szenario, sondern als fest eingeplant. Durch den drohenden Wegfall von Großaufträgen verschärft sich die Lage zusätzlich. In internen Runden kursiert die Befürchtung, dass noch vor Jahresende weitere Entlassungen folgen könnten.

Auf einer Betriebsversammlung Ende März äußerte Werkleiter Andreas Hubbuch Zweifel an der Marktentwicklung: „Jetzt kommt die Ankündigung der US-Zölle ins Spiel. Da wissen wir noch nicht, wie der Markt reagiert.“ Inzwischen zeigen erste Signale aus der Industrie, dass die Auswirkungen spürbar werden. Die Verunsicherung in der Belegschaft wächst spürbar.

Strukturreform belastet zusätzlich

Parallel zur drohenden Auftragsverschiebung plant ZF einschneidende strukturelle Änderungen. Der Konzern will laut interner Quellen die bereits angekündigten Ausgliederungen beschleunigen. Im Zentrum steht dabei die zentrale Antriebssparte, die künftig als eigenständige Einheit operieren könnte. Ziel sei es, strategische Partnerschaften zu ermöglichen oder Investoren anzuziehen.

Die mögliche Umstrukturierung sorgt für gemischte Reaktionen. Konzernchef Holger Klein formulierte es so: „Uns ist wichtig: Ein möglicher Partner soll unser Herz gewinnen, nicht herausreißen.“ Trotz dieser Aussage bleibt unklar, ob mit einer Ausgliederung auch ein teilweiser Personalabbau verbunden wäre. Besonders das Werk in Saarbrücken, das zur Antriebssparte gehört, steht dadurch erneut im Fokus.


Ein Hoffnungsschimmer bei Wabco – doch kein Entlastungssignal

Während in Saarbrücken die Ängste wachsen, erreicht ein anderer ZF-Standort gute Nachrichten. Die ZF-Sparte Wabco konnte sich zuletzt über neue Aufträge freuen. Für die betroffenen Beschäftigten in der saarländischen Landeshauptstadt bedeutet das jedoch keine echte Entlastung. Die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen belasten das Werk weiterhin.

Zweifel an der langfristigen Sicherung des Standorts halten sich hartnäckig. Auch wenn die Getriebeproduktion für BMW künftig nicht vollständig verloren geht, deutet vieles auf eine schleichende Verlagerung hin. Saarbrücken steht unter Druck – und mit ihm die Perspektive für Tausende Arbeitsplätze im Herzen des Saarlands.

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