Mit einem Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen könnten laut einer Studie des staatlichen Umweltbundesamtes (UBA) bis zu 6,7 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden. Diese Meldung verbreitete sich im Januar schnell über nahezu alle Medien. Die Behörde hatte zuvor lediglich damit gerechnet, durch ein Tempolimit 2,6 Millionen Tonnen CO₂ einsparen zu können. Deshalb kamen auch schon früh entsprechende Zweifel auf (Blackout-News: 03.02.23). Die Verkehrs-Ökonomen Alexander Eisenkopf von der Zeppelin-Universität Friedrichshafen und Andreas Knorr von der Uni Speyer haben die Berechnungen jetzt überprüft und kommen zu dem Schluss, dass die Behörde ihre Zahlen schönt. Ihr Urteil ist niederschmetternd (Bild: 27.02.23)
Verkehrsexperten kritisieren Studie des UBA zum Tempolimit auf Autobahnen
Die beiden Verkehrs-Ökonomen Alexander Eisenkopf und Andreas Knorr haben berechnet, dass lediglich CO₂-Einsparungen von „maximal 1,1 Millionen Tonnen“ realistisch zu erwarten seien. Die Behörde des UBA gehe von unrealistischen Annahmen aus und nutze veraltete und fehlerhafte Datensätze, so die Kritik der Wissenschaftler. An mehreren Stellen sei die Studie mehr als fragwürdig, betonen die Forscher.
Die Behörde hatte in ihrer Analyse behauptet, dass mit einem Tempolimit die Attraktivität der Autobahnen sinken würde und Autofahrer dazu gedrängt würden, kürzere und direktere Wege über Land- oder Bundesstraßen zu wählen. Dem widersprechen Eisenkopf und Knorr. Sie argumentieren, dass Autofahrer letztlich länger unterwegs wären, wenn sie auf das nachgeordnete Straßennetz ausweichen würden, auch wenn die Fahrtstrecke kürzer wäre. Diese Ausweichmanöver hätten zur Folge, dass das Unfallrisiko, die Lärm- und Schadstoffemissionen sowie das Staurisiko auf den Nebenstrecken steigen würden.
Kritik an UBA-Studie zum Tempolimit: Wissenschaftler bemängeln unrealistische Annahmen und warnen vor wirtschaftlichen Verlusten
UBA-Präsident Dirk Messner hatte behauptet, dass ein Tempolimit „sofort und praktisch ohne Mehrkosten“ umsetzbar sei. Dies sei reines Wunschdenken, kritisieren Eisenkopf und Knorr. Die beiden Forscher warnen, dass erhöhte Fahrtzeiten im Straßenverkehr letztlich zu höheren wirtschaftlichen Verlusten führen würden. Ein Tempolimit, wie vom Umweltbundesamt gefordert, würde einen volkswirtschaftlichen Nettowohlfahrtsverlust von 2,1 Milliarden Euro verursachen, rechnen sie vor.
Die Behörde hatte behauptet, dass ein Tempolimit viele Bürger dazu bewegen würde, auf das Auto zu verzichten und lieber Bus und Bahn zu nutzen. Doch Eisenkopf und Knorr bemängeln, dass es für dieses Argument keinerlei Beweise gebe. Denn die Menschen würden nur dann auf das Auto verzichten, wenn es „attraktive Alternativen“ gebe.
Letztlich nehmen die Ökonomen die Studie des Bundesamtes heftig auseinander und üben deutliche Kritik. Es stellt sich die Frage, ob die Behörde damit vor allem den Grünen einen Gefallen tun wollte.
Grüne verteidigen Tempolimit
Laut Parteichef Omid Nouripour sei eine Geschwindigkeitsbegrenzung eine von vielen Maßnahmen, um die Klimaschutz-Lücke im Verkehr zu schließen. Fast alle Länder weltweit hätten Tempolimits und es sei ihm persönlich unverständlich, warum Deutschland einen Sonderweg geht.
Jedoch ist Fakt, dass das Umweltbundesamt seit Jahren als Stichwortgeber für Grünen-Politiker dient. Behördenleiter Dirk Messner veröffentlicht regelmäßig Analysen und Studien, die gut ins Wahlprogramm der Partei passen.
FDP-Verkehrsexperte bezeichnet Studie als unwissenschaftlich und bewusst irreführend
Der FDP-Verkehrsexperte Bernd Reuther kritisiert die Studie des Umweltbundesamtes deshalb heftig: „Unser Gutachten zeigt deutlich, dass die Studie des UBA unwissenschaftlich und bewusst irreführend ist. Das Amt schönt Effekte von Tempolimits, die nachweislich nicht haltbar und sinnlos sind.“