Wie der Staat den Wohnungsbau zerstört – Vorgaben treiben Preise ins Unermessliche

In Nauen, einer brandenburgischen Kleinstadt, entsteht derzeit ein modernes Neubauviertel. Die Architektur wirkt zeitgemäß, doch der Preis liegt bei fast 6000 Euro pro Quadratmeter – ein Wert, der besser zu Berliner Luxuslagen passt als zur Provinz. Die Gründe liegen nicht allein in gestiegenen Baukosten. Vor allem staatliche Vorgaben haben den Wohnungsbau in eine finanzielle Sackgasse geführt (welt: 22.04.25).


Immer neue Vorgaben – ein teurer Teufelskreis

Kaum ein Bauprojekt kommt heute ohne Zusatzlasten aus. Viele Kommunen verfügen nicht mehr über die Mittel für Infrastrukturmaßnahmen. Deshalb übernehmen Bauträger Aufgaben wie Straßenbau, Entwässerung, Spielplätze oder Kitas gleich mit. Zusätzlich müssen sie ökologische Ausgleichsmaßnahmen umsetzen – von Aufforstung bis zu umfassenden Umweltgutachten.

Staatliche Vorgaben treiben Baukosten massiv nach oben und machen den Wohnungsbau selbst in ländlichen Regionen für viele unbezahlbar
Staatliche Vorgaben treiben Baukosten massiv nach oben und machen den Wohnungsbau selbst in ländlichen Regionen für viele unbezahlbar

Neben diesen Kostensteigerungen explodieren die technischen Anforderungen. Komplett barrierefreie Gebäude, erhöhter Schallschutz, industrielle Sicherheitsstandards bei Stromkreisen und Hightech-Baumaterialien erhöhen die Preise weiter. Der Wohnungsbau gerät so zu einem bürokratischen und technischen Monsterprojekt.

Zinswende trifft auf ignorierte Preisentwicklung

Lange blieb die Kostenentwicklung unbemerkt. Studien der Kieler Arge und Regiokontext belegen, dass das extrem niedrige Zinsniveau der vergangenen Jahre die realen Preisanstiege verschleierte. Selbst drastisch gestiegene Grundstücks- und Materialpreise erschienen bezahlbar, solange Finanzierungen kaum etwas kosteten.

Nun holt die Realität Bauherren ein. Die Zinsen schnellten von unter einem auf über vier Prozent, gleichzeitig stiegen die Baukosten um mehr als 30 Prozent. Die Folge: Selbst in Berlin bleiben fertig geplante Grundstücke unbebaut, weil keine Käufer mehr in Sicht sind. Der Markt ist blockiert.

Förderwahnsinn statt Preisbewusstsein

Ein besonders absurder Preistreiber findet sich in der Förderpolitik. Arge-Geschäftsführer Dietmar Walberg bringt es auf den Punkt: „Wir haben die dümmste Wärmepumpen-Förderung der Welt.“ Die staatliche Unterstützung richtet sich nach dem prozentualen Anteil der Investition – je höher die Kosten, desto mehr Fördergeld. Ein Preiswettbewerb bleibt aus.

Diese Logik findet sich in vielen Programmen. Immer neue Vorgaben treiben dabei nicht nur die Kosten, sondern verstärken auch die Abhängigkeit von Subventionen. Effizienz, Nachhaltigkeit und Förderfähigkeit werden zum Selbstzweck. Der politische Appell zum „einfacheren Bauen“ bleibt folgenlos, solange klare Regelungen fehlen.

Hamburg beweist: Es geht auch anders

Einzelne Bundesländer beginnen umzudenken. In Schleswig-Holstein gelten bereits reduzierte Standards für den sozialen Wohnungsbau. Hamburg geht noch weiter: Der sogenannte „Hamburg-Standard“ erlaubt gezielte Abweichungen von bisherigen Vorgaben – rechtssicher und praxisnah.

Die Wirkung überzeugt: Laut Senat spart dieser Ansatz bis zu 2000 Euro pro Quadratmeter. Vereinfachte Baukonstruktionen, reduzierte Technik und effizientere Genehmigungen machen es möglich. Das zeigt: Wer die Vorgaben entschlackt, senkt die Kosten – und schafft wieder bezahlbaren Wohnraum.


Rückkehr zur Vernunft dringend nötig

Der Hamburger Weg könnte zur bundesweiten Lösung werden. Eine verbindliche Festlegung dieses Standards würde Planungssicherheit schaffen und Investoren entlasten. Noch einfacher wäre der Rückgriff auf Bauweisen von vor 20 Jahren – funktional, langlebig, deutlich günstiger.

Neue Fördergelder lösen das Problem nicht. Was fehlt, ist der politische Mut zur Vereinfachung. Solange jede Vorschrift neue Kosten verursacht, bleibt der Wohnungsbau ein Projekt für Reiche – und das Eigenheim ein Traum in weiter Ferne.

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