Mittlerweile wurde ein von den USA konzipierter und von den G7 und der Europäischen Union angenommener Preisobergrenzenmechanismus gestartet, der darauf abzielt, den Fluss russischen Öls auf die internationalen Märkte aufrechtzuerhalten, aber die Einnahmen Russlands aus diesem Öl zu verringern. Die Preisobergrenze trat zusammen mit einem fast vollständigen Embargo für russische Ölimporte in die Europäische Union in Kraft, was Händlern in Europa zumindest eine theoretische Möglichkeit gibt, russisches Rohöl zu kaufen und zu verkaufen. Aber die Autoren der Obergrenze haben nicht an die Ölhändler gedacht. Sie sind gezwungen, sich an die neuen Marktbedingungen anzupassen und ihre Strategien zu ändern, um weiterhin profitabel zu sein (OilPrice.com, 12.12.2022).
Die Schwierigkeiten bei den Rohölpreisen: Ein ernsthaftes Problem für die Ölversorgung?
Dann kommt das größere Problem, und das Problem ist, dass Rohöl einfach nicht zu Festpreisen gehandelt wird, was der Branche bereits Kopfschmerzen bereitet. Tatsächlich wird Öl so gehandelt, dass es oft unmöglich sein könnte, die Obergrenze einzuhalten, selbst wenn Russland an Unterstützer der Obergrenze verkaufen würde. Bloomberg zitierte Händler letzte Woche mit der Aussage, dass viele von ihnen riskierten, mit russischen Rohölladungen festzustecken, die mehr als die Obergrenze von 60 Dollar pro Barrel kosten, und aufgrund dieser Tatsache keinen Zugang zu westlichen Versicherungen und Tankern hätten. Und das wiederum würde die Angebotsseite der globalen Ölgleichung bedrohen.
Vorteilhafte Preismodelle für russische Ölmischungen
Der Bericht erklärte weiter, dass die Preise für die drei wichtigsten russischen Ölmischungen – Ural, Sokol und ESPO – im Rahmen von Forward- oder Floating-Kontrakten festgelegt werden, was bedeutet, dass der endgültige Preis einer Fracht erst einige Wochen nach dem Kauf der Fracht festgelegt wird. Dieses Modell ist einzigartig für den russischen Ölmarkt und ermöglicht es den Käufern, zu einem vorteilhaften Preis zu kaufen, während die Verkäufer sich auf die Zahlungsgarantie des Käufers verlassen können.
Auswirkungen der Türkei auf den globalen Energiehandel
Wie dies auf dem physischen Ölmarkt – dem Markt, auf den es am meisten ankommt – zu Problemen führen kann, liegt auf der Hand. Frachten könnten sich verzögern oder ihren Bestimmungsort nie erreichen, weil das Geschäft storniert wird, weil es gegen die Obergrenze verstoßen hat. Und dank der Türkei gibt es bereits eine Störung auf dem physischen Markt. Nach der Einführung der Preisobergrenze forderte die Türkei für alle Tanker, die den Bosporus und die Dardanellen passieren, einen Versicherungsnachweis. Weil die Versicherer sich bisher weigerten, die Dokumente vorzulegen, weil sie behaupteten, sie hätten dies noch nie benötigt, sitzen mehr als 20 Tanker mit mehr als 20 Millionen Barrel Rohöl in der türkischen Meerenge fest. Dadurch kann es zu Engpässen und Preissteigerungen kommen, die zu Unsicherheiten und Verzögerungen führen.
Russisches Rohöl an internationalen Märkten: Neue Kontrollen, aber keine Preisobergrenze
Alle Tanker bis auf einen transportieren kasachisches Rohöl, das über Pipelines zu russischen Häfen gelangt und von dort weiter zu den internationalen Märkten gelangt. Der einzige Tanker mit russischem Rohöl durfte Anfang dieser Woche die Meerenge passieren. Ein US-Regierungsbeamter sagte, dass die Ladungen unter keinen Umständen einer Preisobergrenze unterliegen und damit auch keiner Änderung ihrer Versicherung erforderlich ist.
Westliche Beamte kritisieren Türkei ungerechtfertigt
Westliche Beamte haben schnell Kritik an der Türkei geübt, weil sie zusätzliche Versicherungsnachweise verlangt. Ein namentlich nicht genannter Beamter sagte der Financial Times (FT), dass die Preiskappungspolitik keine einzelnen Versicherungsgarantien für jede einzelne Ladung erfordere, wie es die Regel der Türkei verlangt. Diese Störungen seien das Ergebnis der Regel der Türkei, nicht der Preiskappungspolitik. Westliche Beamte kritisierten die Türkei wegen ihrer zusätzlichen Versicherungsanforderungen.
Wenn diese Tanker für eine weitere Woche festsitzen, wird sich laut Analysten das Fehlen dieser 20 Millionen Barrel bemerkbar machen. Und wenn die Preisverwirrung auf den physischen Märkten anhält – und es gibt keinen Grund, dies nicht anzunehmen – könnten mehr Ladungen stecken bleiben. Und dies in einem Markt, der trotz der jüngsten Preisentwicklung unterversorgt bleibt, wie der kanadische Fondsmanager Eric Nuttall warnte.
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