Das ambitionierte Projekt „Grüner Wasserstoff aus Zerbst“ hat einen herben Rückschlag erlitten. Geplant waren Investitionen in Höhe von 95 Millionen Euro, in die auch die Zerbster Stadtwerke eingebunden werden sollten. Nun ist das Vorhaben vorerst vom Tisch, und die Hoffnungen, einen Beitrag zur Energiewende aus der Region zu leisten, sind vorerst zerschlagen (volksstimme: 11.11.24)
Kostenexplosion und Wirtschaftlichkeit: Ein wiederkehrendes Problem
Der Fall in Zerbst ist kein Einzelfall. Immer mehr Wasserstoffprojekte in Deutschland scheitern an explodierenden Kosten und wirtschaftlicher Unrentabilität. So wurde das Wasserstoffprojekt im Klärwerk Hannover-Herrenhausen gestoppt, nachdem die Kosten von ursprünglich 25 Millionen Euro auf 136 Millionen Euro gestiegen waren. Auch hier blieben viele Fragen zur Verwendung der Fördermittel offen.
Große Pläne, wenig Erfolg: Die Norwegen-Deutschland Pipeline
Ein weiteres bedeutendes Projekt, das gestoppt wurde, ist die geplante Offshore-Wasserstoffpipeline zwischen Norwegen und Deutschland. Ursprünglich plante man, dass diese Verbindung eine wichtige Rolle für die europäische Wasserstoffversorgung spielen würde, doch der Traum platzte, und bisher sind keine Angaben über bereits geflossene Steuergelder bekannt. Diese Unsicherheiten machen deutlich, wie riskant und teuer der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur sein kann.
Wasserstoffbusse in Wiesbaden: Ein teures Experiment
Auch Wiesbaden hatte sich ambitionierte Ziele gesteckt, indem die Stadt wasserstoffbetriebene Busse in Betrieb nahm. Doch nach nur einem Jahr wurde das Projekt wieder eingestellt. Die genauen Kosten sind bis heute nicht veröffentlicht, was die Skepsis in der Bevölkerung und bei Entscheidungsträgern weiter anheizt. Die Bedenken gegenüber solchen Experimenten sind verständlich, vor allem wenn Steuergelder ins Spiel kommen.
Insolvenz von Wolf Energetik GmbH: Millionenförderung ohne Erfolg
Ein weiteres Beispiel für die Schwierigkeiten in der Wasserstoffbranche ist die Insolvenz der Dresdner Firma Wolf Energetik GmbH. Trotz Millionenförderungen von insgesamt drei Millionen Euro allein vom Bundeswirtschaftsministerium und weiterer Unterstützung vom Freistaat Sachsen musste das Unternehmen am 2. Oktober Insolvenz anmelden. Diese Entwicklung zeigt, dass selbst umfangreiche finanzielle Hilfen nicht immer ausreichen, um innovative Projekte zum Erfolg zu führen.
Was lief schief in Zerbst?
Das Scheitern des Zerbster Projekts ist besonders bitter, da es als Hoffnungsträger für die Region galt. Getec und die Stadtwerke wollten mit der Wasserstoffproduktion neue Impulse setzen und die Energiewende aktiv mitgestalten. Doch die Realität der steigenden Kosten, unsicheren Förderzusagen und technologischen Herausforderungen hat diese Pläne nun gestoppt. Die Verantwortlichen müssen sich nun die Frage stellen, wie es weitergehen kann, ohne weiteres Vertrauen in die Wasserstofftechnologie zu verlieren.
Ein kritischer Blick auf die Förderpolitik
Die Vielzahl gescheiterter Projekte wirft ein kritisches Licht auf die deutsche Förderpolitik im Bereich Wasserstoff. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, Investitionen besser abzusichern und Projekte nachhaltiger zu gestalten. Die Frage bleibt: Wie viele „Dominosteine“ müssen noch fallen?
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