Warum die Gaskraftwerke immer noch Strom produzieren

Aktuell erzeugen Gaskraftwerke immer noch mehr Strom als die letzten verbliebenen Atomkraftwerke. Im gesamten Jahr 2022 haben Gaskraftwerke mehr als 15 Prozent des gesamten Stroms in Deutschland produziert. Finanzminister Christian Lindner fordert deshalb, die Gasverstromung sofort einzustellen (RND: 31.07.22). Wirtschaftsminister Habeck widerspricht Lindner und erklärte, dass viele Gaskraftwerke systemrelevant wären und auch Wohnungen mit Wärme versorgen. Allerdings ist der Wärmebedarf in den Wohnungen bei Temperaturen um 30 °C eher gering bis gar nicht vorhanden. Warum die Gaskraftwerke immer noch Strom produzieren, liegt viel eher im Interesse der Energiekonzerne. Diese verdienen mit Gasstrom richtig viel Geld.


Merit-Order – Strompreise auf Rekordhöhe

Warum dies so ist, liegt an einer Besonderheit des Stromhandels, nämlich dem Merit-Order-Modell (next-kraftwerk: Merit-Order). Am deutschen Strommarkt sind die größten Strommengen langfristig geplant und der Verkauf erfolgt zu fest vereinbarten Konditionen. Die Preise für diese langfristigen Vereinbarungen verändern sich nur sehr langsam. Allerdings decken diese langfristig vereinbarten Abnahmemengen nicht immer den aktuellen Bedarf ab. Kurzfristig auftretenden Schwankungen, aufgrund erhöhter Nachfrage, gleichen die Strombieter mit dem Handel an der Strombörse aus. Dort können entsprechende Liefermengen im Wochen, Stunden oder sogar Minutenbereich gekauft werden. Grundsätzlich gilt dabei, je kürzer die Frist bis zur endgültigen Lieferung, umso höher ist der Preis. Der Verkauf erfolgt dann in einer Auktion.

Warum die Gaskraftwerke immer noch Strom produzieren, Gaskraftwerke treiben Strompreis auf Rekord. Energiekonzerne machen Rekordgewinne
Warum die Gaskraftwerke immer noch Strom produzieren, Gaskraftwerke treiben Strompreis auf Rekord. Energiekonzerne machen Rekordgewinne
Bild: Jochen Burgstaller, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Teuerste Kilowattstunde bestimmt den Strompreis im Kurzzeithandel

Dabei bekommt zunächst der preiswerteste Anbieter den Zuschlag. In der Regel sind dies die Kohle- und Atomkraftwerke. Reicht deren Mehrproduktion nicht aus, um die Nachfrage zu decken, kommen die nächst teureren Anbieter zum Zug, solange bis die Nachfrage gedeckt ist. Ganz zum Schluss erhalten die Gaskraftwerke einen Zuschlag für die letzte noch fehlende Menge. In der Regel ist dies nur noch ein kleiner Anteil. Die Besonderheit an der Merit-Order liegt jetzt darin, dass alle Anbieter den Preis des letzten und teuersten Anbieters für ihren gelieferten Strom im vereinbarten Zeitfenster bekommen.


Warum die Gaskraftwerke immer noch Strom produzieren

Damit zieht der Preis für die letzte verkaufte Kilowattstunde den ganzen Markt in ungeahnte Höhen, denn der Strom aus Gaskraftwerken ist durch die gestiegenen Gaspreise extrem teuer. Da die großen Energiekonzerne neben den Gaskraftwerken auch noch Kohle- und Atomkraftwerke betreiben, haben diese gar kein Interesse, die Gaskraftwerke abzuschalten. Denn mit dem teuren Gasstrom können sie im Kurzzeithandel aufgrund dieser Besonderheit ihren eigentlich billigen Kohle- und Atomstrom wesentlich teurer verkaufen. Deshalb rechnet auch der Energiekonzern RWE mit einem zusätzlichen Milliardengewinn im Jahr 2022 (finanzen.net: 27.07.22).

Die Zeche zahlen zum Schluss die Verbraucher, zu einem über die Gasumlage und zum anderen über die immer weiter steigenden Strompreise

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