Voestalpine baut in Deutschland massiv Stellen ab – Standort Dettingen besonders betroffen

Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine plant einen erheblichen Personalabbau am Standort Dettingen an der Erms. Bereits Ende 2024 kündigte Voestalpine die Schließung eines weiteren Werkes in Rheinland-Pfalz sowie eine massive Reduzierung der Belegschaft in Baden-Württemberg an. Bis Mai 2026 könnten im schlimmsten Fall bis zu 209 der 650 Arbeitsplätze verloren gehen, was fast einem Drittel der Mitarbeiter entspräche. Mittlerweile stehen die Verträge für Interessenausgleich und Sozialplan fest (merkur: 28.04.25).


Voestalpine schließt Verhandlungen zum Stellenabbau ab

Der Reutlinger Generalanzeiger (GEA) berichtete, dass die Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat, IG Metall und Unternehmensleitung abgeschlossen sind. Auch die Vereinbarungen für ein Freiwilligenprogramm sowie eine geplante Transfergesellschaft liegen unterzeichnet vor. Konzernsprecher Peter Felsbach erklärte gegenüber dem GEA, die Belegschaft sei umfassend informiert worden. Ursprünglich fühlte sich die Arbeitnehmerseite jedoch durch Tempo und Vorgehen „überrumpelt“. Dennoch bieten die ausgehandelten Programme verschiedene Optionen für Mitarbeiter.

Voestalpine baut in Deutschland massiv Stellen ab – Schwerpunkt Dettingen, IG Metall hofft auf weniger Kündigungen.
Voestalpine baut in Deutschland massiv Stellen ab – Schwerpunkt Dettingen, IG Metall hofft auf weniger Kündigungen.

Kai Lamparter von der IG Metall Reutlingen-Tübingen betonte, dass Abfindungsfaktoren zwischen dem 0,6- und 0,8-Fachen eines Bruttomonatsgehalts pro Beschäftigungsjahr möglich seien. „Die Höhen von Abfindungen orientieren sich unter anderem an der finanziellen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und sind nicht – wie vielfach angenommen wird – gesetzlich oder in ortsüblicher Weise geregelt“, stellte der Gewerkschafter klar.

Drei Phasen für den Stellenabbau vorgesehen

Der Personalabbau teilt sich in drei Phasen auf. Noch bis zum 6. Mai läuft ein Programm zum freiwilligen Ausscheiden. Die ersten betriebsbedingten Kündigungen sollen spätestens bis zum 28. Mai ausgesprochen sein. Wie viele Mitarbeiter letztlich betroffen sind, bleibt allerdings offen. Laut Lamparter könnte die tatsächliche Zahl der Kündigungen unter den angekündigten 200 Stellen liegen.

Der Betriebsrat und die IG Metall gehen optimistisch davon aus, dass deutlich weniger als 200 Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren. Das Engagement beider Seiten zeigt erste Wirkung, auch wenn endgültige Zahlen noch ausstehen. Dabei bleibt das Ziel, so viele Jobs wie möglich zu erhalten, klar im Fokus.

Neuausrichtung von Voestalpine in Deutschland

Hintergrund des Stellenabbaus ist eine umfassende Reorganisation der Fahrzeugteile-Standorte von Voestalpine in Deutschland. Bereits 2024 stellte der Linzer Konzern seine Pläne vor. Künftig soll sich das Werk in Dettingen verstärkt auf die Baugruppen-Assemblierung konzentrieren. Einzelne Komponenten sollen präziser und effizienter zusammengefügt werden.

Bislang deckte der Standort ein breites Spektrum ab: Von einbaufertigen Stanz- und Umformteilen über komplexe Baugruppen bis hin zu Sicherheits- und Aufprallschutzkomponenten für namhafte Automobilhersteller. Mit der Neuausrichtung hofft Voestalpine auf eine stärkere technologische Spezialisierung und bessere Wettbewerbsfähigkeit.


Chancen für den Standort Dettingen

Trotz der einschneidenden Maßnahmen sehen Experten Perspektiven für eine Stabilisierung des Standorts. Die gezielte Technologiefokussierung könnte neue Kunden anziehen und bestehende Partnerschaften stärken. Voraussetzung bleibt jedoch, dass die Belegschaft die Veränderungen aktiv unterstützt.

Die kommenden Monate entscheiden über den Erfolg der Umstrukturierung. Klar ist: Der Standort Dettingen steht vor einem tiefgreifenden Wandel, der gleichermaßen Risiken und Chancen birgt.

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