Vestas stoppt Fabrik für Rotorblätter in Polen – schwache Nachfrage bremst Offshore-Pläne

Der dänische Windturbinenhersteller Vestas legt ein wichtiges Ausbauprojekt auf Eis. Der geplante Standort in Polen sollte eigentlich Rotorblätter für große Offshore-Parks liefern, doch die Nachfrage nach Windenergie sinkt. Statt Wachstum folgt nun eine Phase der Konsolidierung. Der Konzern reagiert auf die schwache Marktentwicklung, die derzeit auch andere Hersteller von Meereswindanlagen betrifft (taz: 21.10.25).


Vestas setzt Expansion in Polen aus

Das Unternehmen hatte 2023 in Stettin Flächen für eine neue Produktionsstätte erworben. Dort sollten Windflügel für die 15-Megawatt-Anlagen von Vestas entstehen. Über 1.000 Arbeitsplätze standen im Raum. Nun ruht das Projekt – ein deutliches Zeichen, dass der Markt für Offshore-Parks in Europa an Dynamik verliert.

Vestas stoppt Rotorblatt-Fabrik in Polen. Schwache Nachfrage bei Offshore-Parks dämpft Europas Windenergie – Zukunft bleibt unklar
Vestas stoppt Rotorblatt-Fabrik in Polen. Schwache Nachfrage bei Offshore-Parks dämpft Europas Windenergie – Zukunft bleibt unklar

Der dänische Konzern konzentriert sich künftig stärker auf Regionen mit langfristiger Stabilität und planbarem Auftragsvolumen. Die polnische Fabrik sollte ursprünglich nicht nur Europa, sondern auch internationale Märkte beliefern. Doch da die Nachfrage nach Windenergie im Kernmarkt stagniert, setzt der Hersteller auf Kostendisziplin statt riskanter Expansion.

Onshore-Produktion bleibt unberührt

Während die Offshore-Pläne ruhen, läuft die Onshore-Produktion von Vestas weiter. In Polen betreibt der Konzern zwei Standorte: eine Gondelmontage in Stettin, die im Januar 2025 startete, sowie eine seit 2009 aktive Fertigung von Rotorblättern für Windkraftanlagen in Goleniów. Zusammen beschäftigen diese Werke mehr als 1.900 Mitarbeiter.

Laut Unternehmensangaben bleibt die Lieferung für laufende Windenergie-Projekte gesichert. In Dänemark und Italien produziert der Windturbinenhersteller ähnliche Windflügel, wodurch Engpässe vermieden werden. Die Entscheidung für den Baustopp zeigt, dass Vestas auf Effizienz und Anpassungsfähigkeit setzt – Eigenschaften, die in der Branche überlebenswichtig sind.

Finanzielle Zurückhaltung und globale Unsicherheit

Wie viel Geld bereits in den Bau investiert wurde, bleibt offen. Ein Sprecher des Windturbinenherstellers wollte keine Zahlen nennen. Beobachter vermuten jedoch, dass Vestas in Vorbereitung, Planung und Geländeerschließung erhebliche Mittel eingesetzt hat.

Gleichzeitig dämpfen auch Entwicklungen außerhalb Europas die Stimmung. In den USA stoppte die Regierung das Offshore-Projekt „Revolution Wind“, ein Joint Venture zwischen Ørsted und Skyborn Renewables. Diese Entscheidung zeigt, wie empfindlich die gesamte Windkraftbranche auf politische Eingriffe reagiert.


Vestas trotzt Marktunsicherheit

Während Ørsted nach dem US-Baustopp einen Kursverlust von 30 Prozent erlitt, blieb die Vestas-Aktie stabil. Anleger schätzen offenbar das vorsichtige Vorgehen des Konzerns. Statt riskante Projekte zu forcieren, stärkt Vestas bestehende Produktionslinien und nutzt Synergien in Dänemark und Italien.

Trotz schwächerer Nachfrage bleibt das Ziel klar: die Position im europäischen Markt für Meereswindanlagen halten. Die Verzögerung in Stettin bedeutet keinen Rückzug, sondern eine strategische Pause. Ob die geplante polnische Fabrik für Rotorblätter eines Tages doch realisiert wird, hängt von der Erholung des europäischen Marktes ab.

Windenergie im Wandel

Der aktuelle Baustopp verdeutlicht, dass selbst Branchenführer wie Vestas vor den Herausforderungen eines unsicheren Energiemarkts stehen. Der Konzern setzt auf Flexibilität und Nachhaltigkeit, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Die Zukunft der Offshore-Parks hängt dabei entscheidend von stabilen Rahmenbedingungen und klaren politischen Signalen ab.

Solange diese fehlen, bleibt das Werk in Stettin nur eine Vision – und die europäischen Rotorblätter drehen sich vorerst woanders.

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