Laut einer aktuellen Mitteilung der Axa-Versicherung verursachen Fahrer von Elektroautos 50 Prozent mehr selbstverschuldete Kollisionen als Fahrer mit Verbrennungsmotoren. Fahrer von besonders leistungsstarken Elektroautos haben sogar doppelt so viele Unfälle (Handelszeitung: 26.08.22)
Michael Pfäffli, Leiter der Unfallforschung bei AXA kommentiert die vorliegende Statistik so: „Je leistungsfähiger das Fahrzeug ist, desto öfter verursachen die Lenker einen Schaden am eigenen oder an Fremdfahrzeugen“. Bei den leistungsstarken Elektroautos liegen die Schäden bei Dritte, also die Haftpflichtschäden, um 30 Prozent höher.
Schwere Batterie beeinflusst Fahrverhalten
Einen wesentlichen Grund dafür halten die Unfallforscher die Batterie. „Die Batterie ist das Herzstück von Elektroautos. Sie beeinflusst nicht nur die Leistungsfähigkeit und damit das Fahrverhalten der Fahrzeuge, sondern auch deren Gewicht und Konstruktion. Zudem hat der Akku einen entscheidenden Einfluss auf Rettungs- und Bergungsarbeiten“, sagt Pfäffli dazu. Laut einer AXA Umfrage schätzen 60 Prozent der Befragten, das Unfallrisiko, insbesondere bei einem Elektroauto höher ein als bei einem Verbrenner. Im Allgemeinen seien auch die Kenntnisse zu einem Elektroauto im Allgemeine eher gering.
Kollisionen hauptsächlich beim Beschleunigen
Leistungsstarke Elektroautos würden sich laut den Axa-Unfallforschern deutlich beim Fahrverhalten von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren unterscheiden. Deshalb müssten sich auch mehr als 50 Prozent der Fahrer von Elektroautos bei ihrer Fahrweise umstellen. Insbesondere beim Bremsen unterscheiden sich Elektrofahrzeuge und Verbrenner deutlich. Allerdings beeinflusst dies die Unfallhäufigkeit kaum, denn. „Unsere Analysen zeigen jedoch, dass die größten Risiken nicht beim Verringern der Geschwindigkeit, sondern beim Beschleunigen bestehen. Die meisten Elektroautos, hauptsächlich die leistungsstarken, haben ein sehr hohes Drehmoment, welches sich beim Antippen des Strompedals unmittelbar bemerkbar macht. Es kann daher zu einer ungewollten, ruckartigen Beschleunigung kommen, welche der Fahrer nicht mehr kontrollieren kann“, so die Unfallforscher.
Unterboden erweist sich als Schwachstelle
Bei den Unfällen bei Elektroautos erweist sich der Unterboden eines Elektrofahrzeugs als kritisches Element. Wie die Untersuchungen der AXA Unfallforscher zeigen, kann es durch das Überfahren von Straßeninseln, Steinen oder hoher Bordsteine zu Beschädigungen am Unterboden kommen. Die dort untergebrachte Batterie ist zwar durch Versteifungen der Karosserie nach vorne, hinten und zur Seite sehr gut gegen eine Kollision mit einem anderen Fahrzeug geschützt, der Unterboden scheint jedoch eine Schwachstelle zu sein.: „Der Unterboden scheint die Achillesferse von Elektroautos zu sein, weil die Batterie dort nicht zusätzlich geschützt ist. Dessen sollten sich Autofahrer und Autofahrerinnen bewusst sein“, sagt Unfallforscher Pfäffli.
Die Axa Unfallforscher weisen die Hersteller darauf hin, die „Gefahr von unten“ nicht zu unterschätzen und den Schutz zu erhöhen. Dazu raten sie auch zu einem zusätzlichen Crashtest, den der aktuelle Euro NCAP Crash-Test-würde das zusätzliche Risiko nicht abdecken.
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