Um unabhängig von russischem Gas zu werden, setzt Europa auf Flüssiggas und kauft dies hauptsächlich in den USA ein. Damit steigen die USA zum größten Exporteur von Flüssiggas (LNG) auf.
USA steigen zum weltgrößten Exporteur von Flüssiggas auf
Laut Aussage der amerikanischen Behörde Energy Information Administration (EIA) sind die USA mittlerweile zum weltgrößten Exporteur von Flüssiggas geworden (FAZ: 26.07.22). Die amerikanischen Flüssiggasausfuhren stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 um zwölf Prozent. Von den 11,2 Milliarden Kubikfuß pro Tag (bcfd) gingen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 71 Prozent in die EU und nach Großbritannien. Die Flüssiggasexporte der Vereinigten Staaten dürften in den kommenden Monaten noch weiter steigen. Die EU versucht verzweifelt, sich von der Abhängigkeit von russischem Gas zu befreien. Beim Gas ist Flüssiggas nahezu die einzige Alternative. Insbesondere Deutschland will die Einfuhr von LNG weiter erhöhen, dazu fehlen aber sowohl die erforderlichen Terminals zur Anlandung, als auch die notwendigen Transportkapazitäten.
USA einziger Lieferant der kurzfristig liefern kann
Aus Nord Stream1 kommt seit einer Woche weniger Gas als vor den Wartungsarbeiten. Damit wird es schwierig, die Gasspeicher auf die neue gesetzlich verordnete Mindestfüllstände zu bringen. Sollten die Gaslieferungen aus Russland ganz eingestellt werden, wird dies ohne Flüssiggas aus den USA nicht möglich sein. Deutschland verhandelt zwar mit anderen Gaslieferanten, wie Aserbaidschan, Ägypten, Israel (gtai:29.06.22) und Katar, kurzfristig können diese Länder aber nicht liefern. Das liegt sowohl an den vorhandenen Förderquoten, als auch an der fehlenden Infrastruktur.
Verteilungskampf um Gasreserven in Europa hat begonnen
Der Verteilungskampf um die Gasreserven in Europa hat bereits begonnen. So will Österreich den deutschen Gasspeicher in Haidach bei Salzburg selbst nutzen. Dieser Speicher spielt aber eine zentrale Rolle für die Gasversorgung in Bayern (BR: 25.07.22).
RWE verkauft amerikanisches LNG nach Marokko weiter
Trotz drohendem Engpass verkauft der Energiekonzern RWE amerikanisches Flüssiggas nach Marokko (Wiwo: 26.07.22). Das amerikanische Gas wird in Spanien angelandet und vom dortigen LNG-Terminal über eine Pipeline nach Marokko gepumpt. Dazu erklärt RWE, dass über die sehr kleine Pipeline kaum noch mehr Erdgas aus Spanien nach Mitteleuropa gepumpt werden könne. Deshalb sei das amerikanische Erdgas, welches in den Terminals in Spanien und Portugal angelandet wird, in Europa nicht nutzbar.
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