Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert erneut drastisch höhere Parkgebühren in deutschen Städten. Der öffentliche Raum sei zu kostbar, um ihn weiterhin für „immer größer werdende Autos“ zu nutzen, wie DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch betont. Doch diese Forderung trifft auf eine Realität, die längst nicht so klar ist, wie es die Umweltorganisation darstellt. Während einige Großstädte tatsächlich unter hohem Parkdruck leiden, kämpfen viele Innenstädte mit einem ganz anderen Problem: zunehmende Verödung durch ausbleibende Kundschaft – auch wegen überzogener Gebühren für das Parken und mangelnder Parkplätze (welt: 23.04.25).
Kampf um Parkplätze – auf dem Rücken der Innenstadtbetriebe?
Laut DUH lassen sich in 61 von 105 befragten Städten Parkplätze für einen Euro pro Stunde oder weniger finden. In Koblenz und Frankfurt an der Oder liegt die Gebühr sogar bei nur 25 Cent. Auch die „Brötchentaste“, die kurzes, kostenloses Parken erlaubt, ist in rund einem Drittel der Städte weiterhin aktiv. Die DUH sieht darin ein Relikt überholter Verkehrspolitik.

Doch in vielen Kommunen klingt die Realität anders. Der Einzelhandel kämpft mit sinkenden Umsätzen, Ladenlokale schließen, und Fußgängerzonen werden zunehmend leerer. Ein Faktor: Kunden meiden Innenstädte, weil sie entweder keine Parkplätze finden oder die Gebühren als unangemessen empfinden. Der Besuch im Online-Shop kostet nichts und ist bequemer – mit fatalen Folgen für die städtische Infrastruktur.
Forderungen mit Risiko
Die DUH fordert, dass die Parkkosten mindestens auf das Niveau einer Einzelfahrkarte im ÖPNV steigen sollen. Die „Brötchentaste“ müsse gestrichen werden, weil sie angeblich falsche Anreize setze. Wer diese Argumentation übernimmt, blendet jedoch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen aus.
Nicht jeder Innenstadtkunde nutzt den Bus. Besonders ältere Menschen oder Berufstätige mit engem Zeitplan sind auf das Auto angewiesen. Wenn Parkgebühren weiter steigen und Kurzzeitparken unmöglich gemacht wird, bleibt die spontane Besorgung in der City aus. Damit droht vielen Händlern der Verlust ihrer Laufkundschaft – nicht aufgrund schlechter Produkte, sondern wegen einer ideologisch geführten Parkplatzdebatte.
Vorzeigestädte oder Sonderfälle?
Heidelberg und Osnabrück gelten aus Sicht der DUH als Vorbilder. Dort liegen die Gebühren bei mindestens drei Euro pro Stunde. Doch beide Städte profitieren von starker Wirtschaftskraft, kompakten Stadtzentren und einer gut ausgebauten Infrastruktur. Andere Kommunen mit weniger attraktiven Innenstädten könnten durch solche Gebührenregelungen Kunden endgültig verlieren.
Was in gut vernetzten Großstädten funktioniert, wirkt in strukturschwächeren Regionen wie ein Beschleuniger der Abwärtsspirale. Wer Innenstädte retten will, darf den Autofahrer nicht pauschal zum Problem erklären.
Der Preis allein löst keine Verkehrsprobleme
Statt einseitig auf Verbote und Preissteigerungen zu setzen, braucht es ausgewogene Konzepte. Verkehrslenkung durch Gebühren kann sinnvoll sein – aber nur, wenn gleichzeitig Parkmöglichkeiten erhalten bleiben und der öffentliche Nahverkehr tatsächlich eine Alternative bietet.
Die Forderung nach einem „Ende des Billigparkens“ greift zu kurz. Sie schürt Konflikte, ohne praktikable Lösungen für Pendler, Gewerbetreibende und Stadtbesucher zu liefern. Während Umweltziele wichtig sind, darf der Blick für die Realität vor Ort nicht verloren gehen. Wer Innenstädte lebendig halten will, muss Raum für alle schaffen – auch für den, der mit dem Auto kommt.
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